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Ohnmacht: Tannenbergs dritter Fall

Ohnmacht: Tannenbergs dritter Fall

Titel: Ohnmacht: Tannenbergs dritter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Franzinger
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äußerst geschäftig um ihn herumliefen und alle möglichen Dinge mit ihm anstellten.
    Aber dies war völlig bedeutungslos für ihn.
    Er fühlte sich als passiver, unbeteiligter Zuschauer eines unwirklichen Kammerspiels und betrachtete gelassen, wie auf einem Rolltisch eine merkwürdige Apparatur an sein Bett herangeschoben wurde, die ihn wegen der beiden emporstehenden Griffe unwillkürlich an zwei Bügeleisen erinnerte. Ein hektischer Arzt hob die medizinischen Gerätschaften sogleich in die Höhe und legte sie ihm anschließend auf seine nackte Brust.
    Genau in diesem Augenblick forderte ihn die immer noch vor ihm stehende wunderschöne Engelsgestalt auf, ihr umgehend kundzutun, ob er ins Leben zurückkehren oder lieber sterben wolle. Mit völlig klaren Gedanken prüfte er in Windeseile die beiden alternativen Möglichkeiten, die sich ihm an der Schwelle von Leben und Tod darboten – und vermochte sich einfach nicht zu entscheiden, ob er lieber weiterleben wollte oder in die andere Erkenntnisdimension noch tiefer als bisher eintauchen sollte.
    Er erbat sich Bedenkzeit, doch das geheimnisvolle Wesen aus einer anderen Welt bestand hartnäckig auf einer sofortigen Wahl einer der beiden Alternativen.
    Da tauchte plötzlich wieder diese blütenweiße Leinwand auf, die er doch vorhin schon durchstoßen hatte, präsentierte ihm diesmal aber nicht einen chaotischen Film über sein bisheriges Leben, sondern zur Abwechslung mal ein ruhiges Standbild: Das Foto eines bildhübschen jungen Mädchens.
    Tief drinnen in seinem Innersten breitete sich ein wehmütiges Gefühl der Betroffenheit aus, das darin mündete, dass er augenblicklich das Bedürfnis verspürte, umgehend den Wunsch nach einer Fortsetzung seiner irdischen Existenz zu bekunden.
    Dass diesem Begehren an höchster Stelle anscheinend stattgegeben worden war, schloss er wenig später daraus, dass er an diversen Stellen seines Körpers plötzlich leichte Schmerzen registrierte.
    „Jawohl! Wir haben ihn wieder! Er ist ins Leben zurückgekehrt!“, rief begeistert eine kräftige Männerstimme. „Kreislauf stabil. Puls und Blutdruck O.K. – Reanimation geglückt!“
    „Diese allergischen Reaktionen können leicht dramatische Ausmaße annehmen! Der lebensbedrohliche Herzstillstand dieses jungen Herrn hier ist garantiert auf einen anaphylaktischen Schock zurückzuführen. Wahrscheinlich hat sein Immunsystem auf irgendein Medikament allergisch reagiert – oder vielleicht auch auf das Kontrastmittel, vorhin beim Röntgen“, dozierte eine andere Stimme mit kellerdunklem Timbre.
    Die beiden Männer verließen den Raum.
    Er war allein.
    Herzstillstand? Was ist los? Wo bin ich?, fragte er sich, während er von Panikattacken heimgesucht wurde . Im Krankenhaus? Wahrscheinlich! Aber warum? Was ist passiert?
    Er versuchte sich zu erinnern.
    Da war ein großer dunkler Wagen, der mir auf meiner Straßenseite entgegengekommen ist und dem ich ausweichen wollte. Und dann?
    Seine Kopfschmerzen wurden stärker.
    Los, Mann, konzentrier dich!, feuerte er sich selbst an. Weitere Erinnerungen wollten sich jedoch nicht einstellen.
    Warum kann ich nichts sehen?
    Krampfhaft versuchte er, die Augen zu öffnen. Aber der Befehl wurde nicht ausgeführt.
    Verdammt! Bin ich etwa blind?
    Er versuchte, seine rechte Hand zu heben, den Kopf zu drehen, die Zehen nach oben zu ziehen. – Nicht die geringste Reaktion.
    Bewegen kann ich mich also auch nicht! Aber wieso kann ich dann hören? Wieso konnte ich vorhin hören, was die Männer miteinander gesprochen haben? – Und wieso kann ich denken? Vielleicht kann ich ja auch sprechen!
    Spontan keimte Hoffnung in ihm auf. Er gab sofort die entsprechenden Befehle. Aber Lippen und Zunge verharrten regungslos.
    Kann ich irgendetwas riechen?
    Er konzentrierte sich auf sein Geruchsorgan.
    Ich atme ja gar nicht durch die Nase! Die ist ja verschlossen! Ist die etwa zugeklebt? Was ist mit meiner Atmung?
    Er wollte die Luft anhalten. Aber nichts geschah. Der Blasebalg arbeitete weiter und blähte in monotonem Rhythmus seine Lungen auf.
    Verdammt! Ich werde künstlich beatmet! – Was ist mit Schmecken? Kann ich etwas schmecken?
    Er konzentrierte sich auf diesen Bereich seiner Wahrnehmungssensorik.
    Ja! Leicht bitter und scharf! – Desinfektionsmittel?
    Er fühlte sich für einen kurzen Augenblick ein wenig erleichtert.
    Vielleicht ist das alles ja auch nur ein Traum! , dachte er plötzlich.
    Dann verlor er das Bewusstsein.

6
    „Oh nein, nicht schon wieder!

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