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Ohnmacht: Tannenbergs dritter Fall

Ohnmacht: Tannenbergs dritter Fall

Titel: Ohnmacht: Tannenbergs dritter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Franzinger
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sie Tobias bereits mit drängenden Fragen bombardiert.
    „Ist was mit Mama und Papa?“, schrie er laut seiner Schwester ins schmerzverzerrte Gesicht.
    Marieke blieb stumm, senkte in Zeitlupentempo ihren Kopf zu Boden.
    „Los, sag schon! Ist ihnen was passiert? Die sind doch nach Speyer gefahren zu so ’nem abgefuckten Wochenend-Seminar. Hatten sie einen Unfall?“
    Obwohl er augenblicklich von panischer Angst um seinen Bruder Heiner übermannt wurde, mahnte sich Tannenberg zur Selbstbeherrschung. Er legte seine Arme um Marieke, versuchte sie zu sich zu ziehen. Aber sie war immer noch völlig verkrampft.
    „Was ist denn passiert, Kind?“
    Ihr leerer, apathischer Blick schien sich in die grauen Pflastersteine hineinbohren zu wollen, eine Träne nach der anderen rollte die blassen Wangen hinunter.
    Verzweifelt packte Tobias seine Schwester an der Schulter und schüttelte sie. „Was ist los? Ist Mama und Papa was passiert?“, schluchzte er laut auf, zog die Nase hoch.
    „Nein.“ Immer dickere Tränen quollen aus ihren geröteten Augen und rannen über das aschfahle Mädchengesicht. „Max … Max“, stammelte sie mit leiser, gebrochener Stimme.
    „Was ist denn mit deinem Max?“, fragte der Kriminalbeamte ruhig und gedehnt. Durch die Erfahrung vieler Berufsjahre hatte er gelernt, mit solchen emotional sehr aufgeladenen Gesprächssituationen professionell umzugehen.
    „Unfall …“ Sie warf ihre Arme um Tannenberg, drückte ihn ganz fest an sich. „Schwerer Motorradunfall … Seine Mutter hat gesagt, dass er im Koma liegt.“
    „Oh Gott, der arme Kerl!“ Er streichelte liebevoll ihren Kopf, wiegte sie ein wenig, so wie er sie früher als Baby manchmal zart auf seinem Bauch hin und hergeschoben hatte, wenn er und Lea sich Marieke als Trainingsobjekt für den projektierten eigenen Nachwuchs ausgeliehen hatten.
    „Onkel Wolf, fährst du mich zu ihm? Ich kann jetzt keinen Scooter fahren. Aber ich muss jetzt unbedingt zu ihm.“
    „Natürlich“, sagte Tannenberg leise und führte Marieke in die Garage zu seinem alten BMW-Cabrio, während Tobias von innen das graue Schwebetor öffnete.
    Die Autofahrt in die im Trippstadter Schloss untergebrachte Privatklinik war verständlicherweise geprägt von einer extrem deprimierten Stimmung. Marieke gab sich sehr wortkarg. Tannenberg erfuhr lediglich, dass Maximilian Heidenreich eigentlich schon heute Mittag aus Freiburg, seinem Studienort, hatte zurückkehren wollen.
    Auf seine Nachfrage hin erklärte Marieke in wenigen, stockend vorgetragenen Sätzen, dass sie sich zwar darüber gewundert habe, dass er sich noch nicht bei ihr gemeldet hatte. Aber sie hätte sich nichts Besonderes dabei gedacht, schließlich wollten sie sich sowieso um 20 Uhr in der Stadt treffen.
    Als seine Nichte am Ortsschild von Trippstadt erneut bitterlich zu weinen begann, hätte er am liebsten mitgeheult, denn er musste unwillkürlich an Lea denken, die zwei Tage, bevor sie der Atem des Lebens verlassen hatte, ins Koma gefallen war.
    Mit aller Macht verscheuchte er diesen grausamen Gedanken, legte wortlos seinen Arm um Mariekes Schulter, zog sie zu sich herüber und versuchte ihr dadurch ein wenig Hoffnung einzuhauchen, indem er die großen Fortschritte der modernen Medizin pries.
    Obwohl sich das Schalten mit der linken Hand weitaus schwieriger gestaltete, als er zunächst angenommen hatte, erschien es ihm in der gegenwärtigen Situation bedeutend wichtiger, seine arme Nichte zu trösten, als eine perfekte Autofahrt durchzuführen, zumal sie lediglich noch ein paar hundert Meter bis zum Schloss zurückzulegen hatten.
    Natürlich wusste Tannenberg, dass das alte Barockschloss seit vielen Jahren eine Privatklinik beherbergte, die sich aufgrund ihrer räumlichen Nähe zur B 48, einer über die Landesgrenzen hinaus bekannten Motorradrennstrecke, auf die Behandlung von schweren Kopfverletzungen spezialisiert hatte. Schließlich war er schon oft genug daran vorbeigefahren, hatte das Schloss oder die weitläufigen Parkanlagen allerdings bislang noch nie betreten.
    Er steuerte seinen roten BMW auf den außerhalb des Klinikgeländes angelegten Besucherparkplatz, auf dem nur wenige Autos standen. Der mit grauem Splitt bestreute Fußweg führte die beiden an einer frisch abgestrahlten, von blühenden, weit überhängenden Fliederbüschen etwas verdeckten Buntsandsteinmauer vorbei zu einem hölzernen, zweiflügeligen Schwingtor, das links und rechts in mächtigen, quergekerbten und von Kugelköpfen

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