Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ohnmacht: Tannenbergs dritter Fall

Ohnmacht: Tannenbergs dritter Fall

Titel: Ohnmacht: Tannenbergs dritter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Franzinger
Vom Netzwerk:
hörte, spürte er sofort eine tief in seinen Magen eingedrungene Messerspitze. Nur zu gut hatte er noch die nach seiner Meinung nicht nur sehr arroganten, sondern auch inkompetenten LKA-Beamten in Erinnerung, mit denen er es als frisch gebackener Leiter der Kaiserslauterer Mordkommission bei seinem ersten Fall zu tun gehabt hatte.
    Und die vom BKA sind garantiert noch schlimmer als die vom LKA!, sagte er zu sich selbst. Wie haben wir immer ›LKA‹ definiert? – Leider-Keine-Ahnung!, schoss ihm plötzlich eine Leuchtrakete in seinen Kopf. Das geht beim BKA ja auch: Bestimmt-Keine-Ahnung!
    „Tannenberg, warum grinsen Sie denn so blöd? Ist das etwa so lustig, was ich eben gesagt habe? Sie werden sich noch wundern. Ihnen wird der Humor gleich vergehen, das sage ich Ihnen.“
    „Entschuldigung, ich musste nur gerade an etwas Lustiges denken“, versuchte der Leiter des K1 sein unangemessenes Verhalten zu rechtfertigen.
    Der Polizeipräsident zog eine schwarze Mappe aus der Schreibtischschublade, klappte sie auf, entnahm ihr das einzige darin befindliche Schriftstück, schob die Handmappe zur Seite, legte das Schreiben vor sich auf die Tischplatte, drehte es um, zog einen silbernen Kugelschreiber aus seinem Sakko und legte ihn vorsichtig darauf ab. Dann wies er mit einer eindeutigen Geste seinen Besucher an, ihm gegenüber Platz zu nehmen.
    „Was ist denn das, Chef? Eine Beförderungsurkunde? Oder etwa ein Belobigungsschreiben des Herrn Oberstaatsanwalts?“
    „Ich bin heute wirklich nicht für Scherze aufgelegt. Es handelt sich um eine sehr ernste Angelegenheit. Und zwar um eine Angelegenheit mit globaler Relevanz.“
    „Globaler Relevanz?“ Tannenberg brummte, ergriff das Blatt und begann zu lesen. „Eine Verpflichtungserklärung? Das ist ja wie in der DDR!“
    „Unterlassen Sie solche Anspielungen.“
    Die Halsschlagadern des Polizeipräsidenten schwollen deutlich sichtbar an, ein markantes Indiz für die fast erreichte Belastungsgrenze seines Vorgesetzten. Tannenberg wusste, dass er sich nun in Acht zu nehmen hatte, seine Provokationen schleunigst beenden musste. Diesen Rat hatte ihm sein Amtsvorgänger, der alte Kriminalrat Weilacher oft genug mit auf seinen beruflichen Lebensweg gegeben, wenn sie gemeinsam unterwegs waren.
    „Wolf, wenn du mal mein Nachfolger bist und es dann zwangsweise öfter mit dem Präsidenten zu tun hast, dann musst du immer auf folgendes achten: Wenn seine Halsschlagadern dick werden, musst du höllisch aufpassen, dann ist er nämlich kurz vor dem Explodieren. Und wenn er mal explodiert, dann wird er zum fiesen Choleriker, dem alles zuzutrauen ist. Am besten zeigst du dir in solchen Situationen innerlich ein Stoppschild. Das hat bei mir immer sehr gut funktioniert“, hatte Weilacher gesagt.
    Und Tannenberg beherzigte nun den Rat seines verstorbenen Mentors. „Aber Chef, ich weiß doch gar nicht, um was es hier geht. Könnte ich das denn nicht wenigstens erfahren, bevor ich hier unterschreibe? – Bitte, Chef.“
    „Tannenberg es geht doch nur um eine schriftliche Bekräftigung dessen, was Sie sowieso schon in Ihrem Diensteid geschworen haben, nämlich niemanden über dienstliche Angelegenheiten zu unterrichten.“
    „Mach ich ja auch nicht.“
    „Glaub ich Ihnen ja. Wegen mir müssten Sie das ja auch nicht unterschreiben. Aber die Leute vom BKA bestehen darauf. Und vor allem auch auf diesem Zusatzpassus.“
    „Welchem Zusatzpassus?“, wollte Tannenberg wissen.
    „Na, da ganz unten am Ende des Textes“, sagte der Polizeipräsident, lehnte seinen Oberkörper nach vorne und wies zur Unterstützung des von ihm Gesagten, mit dem Zeigefinger seiner rechten Hand auf die betreffende Textstelle.
    Tannenberg hatte die entsprechende Passage gefunden. Sofort vergruben sich seine Augen in die schwarzen Lettern.
    „Da steht, dass Sie, falls Sie sich nicht vollständig an diese Vereinbarung halten und gegenüber Ihren Mitarbeitern oder anderen Personen nicht striktes Stillschweigen in dieser Angelegenheit bewahren, Sie mit radikalen – ich betone radikalen! – disziplinarischen Konsequenzen zu rechnen haben.“
    „Das ist ja wirklich ein ganz schöner Hammer!“, fasste der Leiter der Kaiserslauterer Mordkommission ohne Umschweife seine Einschätzung der Sachlage in Worte. Dann las er nochmals den Text.
    „Und das bedeutet eben – so haben es mir die Herren vorhin jedenfalls eindringlich geschildert – im Extremfall nicht nur Ihre Entfernung aus dem Dienst, sondern darüber

Weitere Kostenlose Bücher