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Ohnmacht: Tannenbergs dritter Fall

Ohnmacht: Tannenbergs dritter Fall

Titel: Ohnmacht: Tannenbergs dritter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Franzinger
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liegt noch in seinem Zimmer. Aber er befindet sich trotzdem in Sicherheit.“
    „Wieso? Ich versteh überhaupt nichts mehr!“ Der Leiter des K1 nahm wieder auf seinem Stuhl Platz.
    „Es ist aber ganz einfach“, begann Dr. Wessinghage mit seinen Erläuterungen. „Der junge Mann hat vorgestern Nacht hohes Fieber bekommen.“
    „Oh Gott, auch das noch!“, stöhnte Tannenberg auf.
    Der Oberarzt reagierte nicht auf diesen Einwurf, sondern fuhr unbeeindruckt mit seinem interessanten Vortrag fort: „Und obwohl er natürlich umgehend mit Antibiotika usw. behandelt wurde, gewährt ihm dieser Infekt, den übrigens ein in Gestalt meiner Person in der Schlossklinik umherwandelnder Schutzengel mit einem alten Hausrezept ausgelöst hat, einen gewissen Aufschub. Es handelt sich dabei um einen uralten Trick, mit dem sich seit Menschengedenken bereits Generationen von Soldaten erfolgreich vor ihrer Einberufung gedrückt haben.“
    „Welches Rezept? Welcher Trick denn?“, fragte der Oberstaatsanwalt voller Neugierde mit gerunzelter Stirn.
    „Ganz einfach: Man steckt sich gegenseitig mit Viren oder Bakterien an.“
    „Genial, nicht?“, fragte Dr. Pfleger in die Runde.
    „Man fängt sich also einen schweren Infekt ein, der einen dann zwar umhaut, gleichzeitig aber wehrunfähig macht! – Genial!“, zollte nun auch der Polizeipräsident diesem alten Soldatentrick Anerkennung.
    Nur Tannenberg hatte mal wieder etwas an der Sache auszusetzen: „Wie kann man sich in so einer, für den armen Max schließlich extrem lebensbedrohlichen Situation nur derart ausführlich mit solch einem Quatsch beschäftigen? Wir müssen Max endlich helfen!“, warf er wütend dazwischen und kehrte zum ursprünglichen Thema zurück: „Dieses Fieber geht doch auch irgendwann mal wieder runter. Und was ist dann? „
    „Ja, natürlich, geht das Fieber irgendwann mal wieder runter. Aber trotzdem befindet sich der Patient durch diese Maßnahme vorläufig in Sicherheit. Denn bevor man ihm seine Organe explantieren kann, muss sich sein Körper erst mal von dieser Infektion erholt haben. Außerdem müssen zuerst die Blutwerte wieder vollkommen in Ordnung sein. Und das kann schon ein paar Tage dauern“, erwiderte der Oberarzt und fügte nach einer kleinen Denkpause hinzu: „Obwohl bei jungen, gesunden Menschen diese Erholung ja oft relativ schnell vonstatten geht. Das ist zwar nur ein zeitlich befristeter Aufschub, aber immerhin hat meine Intervention ihn bislang vor dem sicheren Tod bewahrt.“
    „Ach so, Sie sind also auch noch der gute Samariter, der …“
    „Was wollen Sie denn, Herr Hauptkommissar?“, fiel ihm Dr. Wessinghage scharf ins Wort. „Wenn ich nicht eingegriffen hätte, wäre er definitiv schon längst tot. Dann hätte er sich nämlich schon in dieser Nacht von seinen Organen verabschieden müssen. Das sind die nüchternen Fakten!“
    „Apropos Organentnahme“, schaltete sich der BKA-Beamte ein, „Dr. Wessinghage, Sie haben mir doch in unserem letzten Gespräch gesagt, dass Professor Le Fuet diese Operationen immer eigenhändig durchführt.“
    „Ja, unten im Keller in der Pathologie. Das ist sein Reich, da läuft er zur Höchstform auf. Sie müssten ihn mal erlebt haben, wenn er an der Schlachtbank steht … Übrigens legt er auch immer selbst Hand an die Patienten an und verabreicht ihnen höchstpersönlich die tödliche Überdosis MP 18. Er bezeichnet das immer als ›den goldenen Schuss setzen‹.“
    „Wer’s glaubt wird selig!“, spottete Tannenberg. „Ich verstehe allmählich Ihre Strategie, Herr Doktor: Sie hauen hier Ihren Chef in die Pfanne, bezichtigen ihn als Alleintäter und wollen uns dadurch glaubhaft machen, dass Sie völlig unschuldig seien und eine blütenweiße Weste hätten. Glauben Sie denn wirklich, dass Ihnen dieses Märchen hier irgendjemand abnimmt?“
    „Herr Hauptkommissar, dieses Thema braucht Sie überhaupt nicht zu interessieren“, erwiderte Dr. Pfleger mit unüberhörbarer Schärfe. „Ich hab Ihnen vorhin schon einmal mitgeteilt, dass für Dr. Wessinghage die Kronzeugenregelung Anwendung findet. Diese Sache ist hiermit erledigt. Ist das jetzt endlich geklärt?“
    Tannenberg antwortete zunächst nicht, sondern biss sich auf die Lippen und nickte kurz mit dem Kopf. Anschließend wechselte er das Thema: „Dann ist dieses MP 18 auch das Mittel, mit dem die beiden Männer am Heiligenbergtunnel narkotisiert wurden, bevor man sie vor den Zug geworfen hat.“
    „MP 18 ist ein Narkotikum auf

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