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Ohnmachtspiele

Ohnmachtspiele

Titel: Ohnmachtspiele Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: G Haderer
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Ertrinkungstod gestorben ist: runter, Wasser rein, rauf, Luft rein und so weiter bis zum Exitus. Hier, und das kann ich Ihnen ganz schön an der Aufblähung Ihrer Lungen zeigen …“
    „Sagen Sie’s mir einfach“, wehrte Schäfer ab.
    „Also gut“, meinte Föhring enttäuscht, „es ist zwar ebenfalls ein Wasserluftgemisch aspiriert worden, aber großteils Flüssigkeit … möglicherweise ist sie also unter Wasser gedrückt worden und hat gerade noch einmal nach Luft schnappen können, bevor sie bewusstlos wurde und …“
    „Exitus“, ergänzte Schäfer und holte den Mediziner aus seinen Gedanken zurück.
    „Ja … das war’s dann wohl.“
    „Mehr nicht?“, wunderte sich Schäfer, worauf ihn Föhring verblüfft anschaute.
    „Ach so, nein“, klärte er Schäfer auf, „mit ihrem Leben war es das dann, habe ich gemeint … also: Blutalkohol liegt bei null Komma neun … nicht dramatisch … allerdings hatte sie ein Beruhigungsmittel intus …“
    „Wie viel?“
    „Auf keinen Fall lebensbedrohlich, aber schon eine nette Dämpfung. Bei einem der gängigen Benzodiazepinen gehe ich mal von vier bis sechs Tabletten aus … die genau Analyse kommt in den nächsten Tagen …“
    „Kann man davon bewusstlos werden?“
    „Da müssten Sie einen Toxikologen fragen … so genau kenne ich mich da nicht aus … aber dass sie sich in die Badewanne legt, einfach einschläft und ertrinkt, dass kann ich mir nur schwer vorstellen …“
    „Warum?“
    „Um ehrlich zu sein: Ich habe recherchiert und keinen einzigen Fall gefunden, wo so was passiert wäre. Sobald der Kopf absinkt und Wasser in den Mund kommt, setzt ein Hustenreflex ein und Sie wachen auf.“
    „Und dass sie sich selbst …?“
    „Unlogisch … dann nehme ich doch eine ganze Packung oder werfe den Föhn hinein. Das wäre nicht einmal ein Testballon gewesen.“
    „Also, was ist wahrscheinlich?“ Schäfer wollte zu einem Ende kommen. „Dass jemand ihr die Füße in die Höhe zieht, sie unter Wasser rutscht, festgehalten wird, fertig?“
    „Das wäre die kriminalistische Folgerung … ich kann nur sagen, dass medizinisch mehr für eine Fremdtötung spricht als für einen Unfalltod … aber ich möchte mich vor dem endgültigen Bericht auf jeden Fall noch mit einem Praktiker absprechen. Die haben da mehr Erfahrung.“
    „Machen Sie das“, sagte Schäfer und stand auf, „und melden Sie sich.“
    Als er am Eingang zur U-Bahn-Station stand, konnte er sich lang nicht entscheiden, ob er zu Fuß nach Hause gehen oder die öffentlichen Verkehrsmittel nehmen sollte. Dass sein Körper in den vergangenen Wochen zu wenig Bewegung bekommen hatte, stand außer Zweifel. Dem gegenüber stand ein Schlafdefizit, das seinen Kopf bereits im Stehen nach unten sinken ließ. Er nahm die U-Bahn.
    In der Grünanlage vor seinem Wohnhaus stand eine Frau an einen Baum gelehnt und übergab sich. Neben ihr lag ein weißer Terrier im Gras, der sie teilnahmslos beobachtete, als gehörte das Erbrechen zum abendlichen Gassigehen. Schäfer blieb stehen, überlegte, ob er verpflichtet war, der Frau seine Hilfe anzubieten. Sie hustete und würgte. Er machte ein paar Schritte auf sie zu, versuchte einzuschätzen, ob es sich um ein Übermaß an Alkohol handelte oder um etwas Ernsteres. Sie trug hellblaue Leggins, einen weißen Anorak, der schon lang keine Reinigung mehr gesehen hatte, an den nackten Füßen fersenfreie Hausschuhe. Ihr Würgen ging nun in ein fast wütendes Brüllen über, als wollte sie zusätzlich zu ihrem Mageninhalt noch etwas viel Schädlicheres loswerden; der Hund schaute Schäfer an und gähnte. Ein paar Minuten später hatte sich die Frau offensichtlich erholt. Sie ging zu einer Parkbank, setzte sich, fingerte eine lose Zigarette aus ihrem Anorak, steckte sie in den Mund und suchte in allen Taschen ohne Erfolg nach Feuer. Schäfer ging zu ihr und hielt ihr wortlos sein Feuerzeug hin.
    „Na wenigstens einer“, meinte sie heiser und nahm einen tiefen Zug. Der Hund bellte zweimal kurz, Schäfer drehte sich um und ging. Louis Armstrong kam ihm in den Sinn.

8
    Während des Frühstücks sagte er sich, dass er unbedingt Ordnung in die Fälle bringen musste, die er zurzeit bearbeitete. Ordnung zuerst in seinem Kopf, wo sich die Namen und Daten zu einem unheilvollen Biotop vermengten, in das ein Mörder nach dem anderen seine Opfer stieß und Schäfer orientierungslos in den modrigen Sumpf blicken ließ. Wenn es denn immer einen Mörder gab. Sonja Ziermann: Irgendein

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