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Ohnmachtspiele

Ohnmachtspiele

Titel: Ohnmachtspiele Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: G Haderer
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überflog.
    „Seltsam, oder?“, erwiderte Schäfer, „ich meine: Ganz ausschließen kann man es nicht, dass sich jemand im Bad einsperrt, wenn er allein zu Hause ist. Wenn sie Angstzustände gehabt hat, wer weiß … jedenfalls hinterlässt es einen unguten Eindruck.“
    „Wem gehört das Haus?“ Kovacs hielt ein Bild der Villa hoch.
    „Ihr … sie gehört zum Laska-Clan … schwerreiche Industrielle mit was weiß ich welchen Konzernbeteiligungen. Da freue ich mich jetzt schon auf die Befragungen.“
    „Und jetzt gehört es ihm“, schloss Kovacs und sah Schäfer an.
    „Tja“, schnalzte Schäfer mit der Zunge, „erst mal gehört ihm Ihre ganze Aufmerksamkeit, Frau Revierinspektorin. Lesen Sie den Bericht genau durch, ich schicke Ihnen später noch den letzten Stand der Obduktion.“
    „Also …“
    „Ganz routiniert: Freunde und Bekannte ermitteln, ihren Arzt befragen, an der Uni, wo sie inskribiert war, anklopfen … damit sind Sie bestimmt nicht unterfordert. Können Sie mit dem Schreyer?“
    „Mit wem?“
    „Inspektor Schreyer … mit dem würde ich Sie gern für den Anfang zusammenspannen. Der macht zwar manchmal den Eindruck, als ob ihn der Blitz gestreift hätte, aber bei solchen Arbeiten ist er gewissenhaft und verlässlich. Außerdem ist er kein arroganter Macho-Arsch.“
    „Das …“, sagte Kovacs nach einem Zögern, „das habe ich nie von Ihnen behauptet.“
    „Ich habe auch nicht behauptet, dass Sie das behauptet haben … war nur ein kleiner Test.“
    Sie sah ihn verunsichert an, nahm die Mappe und verließ das Büro. Schäfer schaltete die Tageslichtlampe ein, lehnte sich in seinem Sessel zurück und schloss die Augen. Großartig, dachte er, der Kaiser schickt Soldaten aus.
    Er musste geschlafen haben, denn als er aufgeschreckt den läutenden Telefonapparat anstarrte, überraschte ihn die Uhrzeit auf dem Display. Es war Bergmann, der ihm mitteilte, dass er im Stau stünde und erst in zwanzig Minuten im Büro wäre. Und ob er, Schäfer, inzwischen allein mit der Vernehmung anfangen könne.
    „Mit welcher Vernehmung?“, fragte Schäfer schlaftrunken.
    „Matthias Rudenz … den haben wir für zehn Uhr herbestellt. Ist der noch nicht da?“
    „Ähm, Bergmann“, wollte Schäfer der Verlegenheit entgehen, „da ist jemand in der anderen Leitung, ich kümmere mich schon darum.“
    Er stand auf und ging auf die Toilette, wo er sich das Gesicht mit kaltem Wasser wusch. Dann rief er beim Empfang an und fragte, ob sich ein Herr Rudenz gemeldet hätte. Ja, der würde schon eine Viertelstunde hier warten, sie hätten schon versucht, den Major zu erreichen, aber es hätte niemand abgehoben.
    „Schicken Sie ihn in mein Büro“, sagte Schäfer und legte auf. Das hält der jetzt sicher für einen Vernehmungstrick, dachte er, dass wir ihn da in seiner Unsicherheit schmoren lassen. Und dabei hat der Herr Major einfach nur verpennt.
    Rudenz sah schlecht aus: übermüdet, zittrig, blass. Schäfer ließ ihn Platz nehmen und fragte ihn, ob er ebenfalls einen Kaffee wolle. Rudenz nahm dankbar an.
    „Wie haben Sie sich eigentlich kennengelernt, Sie und Ihre Frau?“, wollte Schäfer wissen, während er den Wassertank der Espressomaschine nachfüllte.
    „Bei einem Gartenfest ihrer Eltern“, sagte Rudenz nach einer Nachdenkpause.
    „Ah“, erwiderte Schäfer schmunzelnd, „da waren Sie sicher der Kellner und sie die Prinzessin …“
    „Ja“, lächelte Rudenz, „so ungefähr war das.“
    „Im Ernst? … Sie haben da gearbeitet und …“
    „Und ihre Eltern waren die Gastgeber, ja. Der Name Laska sagt Ihnen doch was, oder?“
    „Schon, ja. Viel Geld vor allem, ein reiches Erbe.“
    Eine bedeutungsschwangere Stille begann den Raum zu füllen, Schäfer ließ den Espresso in die Tassen fließen. Er stellte sie auf den Schreibtisch, nahm Zucker und eine Flasche Kondensmilch aus dem Regal und setzte sich.
    „Ihre neue Freundin“, nahm er das Gespräch wieder auf, „wie heißt sie gleich?“
    „Maria.“
    „Maria … schöner Name. Und woher kennen Sie Maria?“
    „Von der Arbeit.“
    „Sie sind technischer Zeichner, nicht?“
    „Ja.“
    „Wollten Sie das immer schon machen? Also, haben Sie schon als Kind alles auseinandergebaut, um zu sehen, wie es funktioniert und so?“
    „Na ja.“ Rudenz nahm seine Tasse. „Die Naturwissenschaften und die Technik sind mir schon mehr gelegen als Sprachen oder Kunst oder so.“
    „Sind Sie traurig über den Tod Ihrer Frau?“
    Rudenz schaute ihn einen

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