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Ohnmachtspiele

Ohnmachtspiele

Titel: Ohnmachtspiele Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: G Haderer
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Augenblick verständnislos an.
    „Na ja“, erklärte Schäfer, „erst letzte Woche ist eine Frau in der Donau ertrunken, und ihr Mann, also den hätte ich am liebsten vorübergehend einweisen lassen, damit er sich nichts antut. Sie dagegen wirken sehr beherrscht.“
    „Ich habe meine Frau nicht mehr geliebt. Wir haben zu früh geheiratet, der Druck von ihren Eltern, dann die Sache mit dem Kind. Aber mir wäre es lieber, wenn sie noch am Leben wäre, das können Sie mir glauben.“
    „Das glaube ich Ihnen auch … manche Menschen wünschen sich die Lebendigen tot, andere wünschen sich die Toten wieder lebendig – diese Wünsche sind unabhängig von der Schuld. Aber wenn Sie Ihre Frau im Affekt getötet haben, dann hätte ich Verständnis dafür, dass Sie das jetzt bedauern und rückgängig machen möchten.“
    Rudenz sah Schäfer in die Augen und blickte dann zu Boden.
    „So ist es nicht … wozu auch.“
    Schäfer führte die Vernehmung noch eine Stunde weiter und beschloss dann, den Mann nach Hause gehen zu lassen – unter der Voraussetzung, dass er sich zur Verfügung hielte.
    Als Rudenz die Tür öffnete, stieß er beinahe mit Bergmann zusammen, der ihn verwundert ansah.
    „Herr Rudenz besucht uns ein anderes Mal wieder“, erklärte Schäfer und winkte ihn mit der Hand nach draußen. Er wartete, bis sich Bergmann hinter seinen Schreibtisch gesetzt hatte, und fragte dann: „Na, ausgeschlafen?“
    „Von wegen … zuerst ärgern mich diese versnobten Laskas, dann stehe ich eine halbe Stunde im Stau und dann zitiert mich auch noch der Oberst zu sich.“
    „U-Bahn fahren, Nerven sparen … was wollte Kamp?“
    „Tja.“ Bergmann tat geheimnisvoll. „Das darf ich eigentlich nicht sagen.“
    „Erleichtern Sie Ihr Gewissen.“ Schäfer machte einen Schritt auf Bergmann zu. „Ich sehe es Ihnen doch an, dass Sie reden wollen … danach geht es Ihnen besser … sonst brechen Sie irgendwann unter dieser Last zusammen …“
    „Aha“, murrte Bergmann, „Verhörhandbuch 1970 oder wie … na gut …“
    Kamp war ihm wie allen anderen auch mit den Direktiven des Polizeipräsidenten, der Vorsicht gegenüber den Medien und der Wichtigkeit einer verbesserten Aufklärungsquote in den Ohren gelegen. Und deshalb wäre er Bergmann dankbar, wenn dieser mit seinem direkten Vorgesetzten Major Schäfer bei den aktuellen Ermittlungen enger kooperiere und sich öfter mit Kamp darüber abspräche. Was nichts anderes hieß, als dass er Schäfer an die Leine legen wollte. Wenn dieser den Oberst nicht schon so lange gekannt hätte, wäre er über diese Vorgehensweise bestimmt aufgebracht gewesen. Doch Schäfer schätzte und respektierte Kamp – hatte der ihm doch oft genug den Rücken freigehalten und ihn vor Suspendierungen bewahrt. Und sein Verhalten konnte er nur als Reaktion auf den Druck verstehen, den der Polizeipräsident und der Innenminister auf ihn ausübten.
    „Wir sollten meutern“, meinte Schäfer schließlich, „die zwei Idioten irgendwo im Pazifik auf einem Floß aussetzen und hoffen, dass wenigstens die Haie sie mögen …“
    „Mir gefällt die Vorstellung besser, dass wir uns selbst in den Indischen Ozean absetzen und auf einer Insel die Strandpolizei machen …“
    „Von mir aus … was machen wir denn jetzt eigentlich mit der Ziermann?“
    „Keine Ahnung … zum jetzigen Zeitpunkt …“
    „Ich weiß … ohne weitere Anhaltspunkte, ohne konkrete Verdachtsmomente … blabla … hat der Staatsanwalt schon die Bewilligung für das Telefon von der Rudenz geschickt?“
    „Sollte noch vor Mittag kommen … sollen wir nicht auch gleich eine Durchsuchung beantragen?“
    „Noch nicht. Wenn der Rudenz was verschwinden lassen will, hat er das schon erledigt. Wir lassen ihn ein paar Tage in Frieden, dann kreuzen wir wieder auf und schauen uns das Haus an … haben Sie eigentlich gefragt, wer einen Zweitschlüssel für das Haus hat?“
    „Ähm, nein“, gestand Bergmann, „das habe ich tatsächlich vergessen.“
    „Rufen Sie an und fragen Sie, wo er aufbewahrt wurde und wer Zugang hatte. Ich bin jetzt im Labor und schaue, was die von der Spur herausbekommen haben.“
    Als Schäfer sich vor dem Gebäude befand, in dem die forensischen Labors untergebracht waren, bekam er einen Anruf: der Sozialarbeiter, den er am Karlsplatz getroffen hatte. Er hätte mit einem Arzt gesprochen, der einmal die Woche die mobile Soforthilfe-Station betreute, wo sich Obdachlose und Drogensüchtige medizinisch versorgen lassen

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