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Ohnmachtspiele

Ohnmachtspiele

Titel: Ohnmachtspiele Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: G Haderer
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Verständnis: Sie sind zwei Monate im Krankenstand …“
    „Es waren …“
    „Lassen Sie mich ausreden! … Dann kommen Sie unvermittelt zurück, übernehmen den Todesfall dieser, dieser …“
    „Sonja Ziermann …“
    „Eben … und bevor wir noch richtig mitgekriegt haben, dass Sie wieder im Dienst sind, servieren Sie uns schon einen Serienmörder … da müssen Sie sich doch die Frage gefallen lassen, ob es nicht Ihre überspannten Nerven sind, die diese Spinnereien erzeugen …“
    „Ich muss mir diesen Ton nicht gefallen lassen“, antwortete Schäfer trocken und stand auf.
    „Sie werden sich noch viel mehr gefallen lassen“, meinte der Polizeipräsident aufgebracht und erhob sich ebenfalls. „Ihnen scheint der Ernst der Lage nicht bewusst zu sein, Major Schäfer! Ich sage Ihnen jetzt, was Sache ist: Sie werden in dieser Sache ermitteln, ganz offiziell, unter Oberst Haidinger und Oberstleutnant Bruckner, der die Gruppe in diesem Fall vorübergehend leitet, da Sie aus den erwähnten Gründen noch nicht belastbar genug sind … und mit vorübergehend meine ich die nächsten paar Tage. Denn die Ergebnisse dieser Ermittlungen, die kann ich Ihnen jetzt schon auf den Tisch legen: wilde Spekulationen ohne jede Grundlage, eine typische Zeitungsente, um die Auflage in die Höhe zu treiben, keinerlei Indizien für ein Verbrechen, und damit sagen wir sogar die Wahrheit … genauso treten wir der Presse gegenüber … Sie können mir aber auch gern den Gefallen tun und sich meinen Anweisungen widersetzen … Verletzung von Dienstpflichten nennt sich das in der Begründung für ein Amtsenthebungsverfahren … und wohin das führt, können Sie sich bestimmt vorstellen …“
    Schäfer hatte keine Lust, dem Polizeipräsidenten zu antworten. Er wollte das Büro dieses Parteisoldaten so schnell wie möglich verlassen, um sich nicht zu einer Aussage hinreißen zu lassen, die er später bereuen würde.
    „Soll ich bei der Pressekonferenz auftreten?“, wollte er wissen.
    „Natürlich … ich will mir doch nicht nachsagen lassen, dass ich einem verdienten Beamten der Sicherheitsdirektion den Mund verbiete. Jetzt wissen Sie ja, was Sie sagen werden.“
    Schäfer ging ins Büro zurück und notierte sich ein paar Stichworte für die Pressekonferenz. Er war wütend. Obwohl er nichts anderes erwartet hatte: Abgesehen von den drei Jahren auf einem Gendarmerieposten in einem Kärntner Dorf hatte Mugabe noch nie etwas mit Polizeiarbeit zu tun gehabt – und in seiner Funktion als Präsident des örtlichen Trachtenvereins und der Blasmusikkapelle hatte der häufige Schnapskonsum wahrscheinlich noch die letzten Reste kriminalistischen Spürsinns vernichtet. Das hieß jedoch nicht, dass er nicht über Mittel und Wege verfügte, um Schäfer aus dem Polizeidienst zu entfernen.
    „Haben Sie irgendeine Idee, welche Spielkarte zum Mugabe passen könnte?“, fragte er Bergmann, „dann lege ich ihn als Köder aus …“
    „So schlimm?“
    „Eigentlich wie immer … aber wahrscheinlich ist die Scheiße, die er erzählt, so was von beschissen, dass ich sie sofort verdränge … und beim nächsten Mal denke ich mir wieder: Unglaublich, welche Pfeifen da an der Macht sind …“
    „Na ja … dann wird es Sie vielleicht aufheitern, dass unser werter Herr Bürgermeister bei der Pressekonferenz auftreten wird …“
    „Wer sagt das?“
    „Kamp hat mich eben aus dem Krankenhaus angerufen … der Bürgermeister wollte von ihm wissen, was da überhaupt los ist … und unser lieber Herr Oberst hat ihn offensichtlich dazu bewogen, sich aktiv einzubringen, um das subjektive Sicherheitsgefühl der Bevölkerung …“
    „Der Bürgermeister und der Polizeipräsident … das wird eine kritische Masse“, meinte Schäfer amüsiert, „da sind ja Don Camillo und Peppone nichts dagegen …“
    Die Pressekonferenz war für vierzehn Uhr anberaumt. Ab eins standen die Journalisten, Fotografen und Kameraleute vor dem Hauptsaal der Sicherheitsdirektion, der schon kurz nach Einlass überfüllt war. Schäfer fasste sich kurz und hielt sich strikt an die Vorgaben des Polizeipräsidenten – im Vertrauen darauf, dass die Journalisten ihn mit ihren Fragen in die Richtung zwangen, die er sich wünschte. Was die Todesfälle betraf, stimmten die Angaben der Zeitung sowohl in Bezug auf Namen und Todesursache, räumte er ein. Eine Fremdeinwirkung wäre jedoch außer im Fall Matthias Rudenz noch keinesfalls bewiesen und wäre Gegenstand laufender Untersuchungen.

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