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Ohrenzeugen

Titel: Ohrenzeugen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wildis Streng
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Kriminalobermeister lehnte sich betont lässig in seinen blauen Bürostuhl zurück.
    »Gangat ihr scho?«, fragte er in bestem Schwäbisch. Heiko grinste. Lisa wirkte immer so niedlich überfordert, wenn sie zwei Dialekte auf einmal verstehen musste.
    »Ja, meksch du des no?«
    »Abber klaro, das waisch du doch!«, sagte Simon beinah beleidigt. Heiko konnte ihn leiden, obwohl er manchmal ein bisschen ein Klugscheißer war. Aber das hatten Schwaben wohl grundsätzlich so an sich. Und er tat ihm irgendwie leid. Als Quasi-Laufbursche hatte er nicht gerade den ruhmreichsten Posten. Zudem wohnte der aschblonde Mann mit dem spärlich-dünnen Haupthaar noch bei seiner Mutter. Eine Schlägerei hätte er auch nicht gewonnen, von der Statur her war er eher ein Hänfling. Trotzdem war Simon in Ordnung und machte seine Arbeit sehr zuverlässig und gut.
    »Und kousch du amol bei den Juwelieren nach derra Uhr froocha, ob do ebber was waaß?«
    »Zu Befehl, Herr Kommissar«, meinte der Kriminalobermeister und es hörte sich ziemlich schnippisch an.
    Heiko verzog das Gesicht und legte einige Fotos der Uhr, die Uwe ihm hatte zukommen lassen, auf den Tisch. Simon nahm sie in die Hand und runzelte die Stirn.
    »Ach ja, und hier!«, bat Lisa, nahm dem Schwaben die Aufnahmen mit einem unwiderstehlichen Lächeln wieder weg und suchte die mit der Gravur heraus. »Vielleicht kannst du ja mal beim Standesamt nachfragen, ob jemand mit diesem Datum was anzufangen weiß?«
    Simon strahlte und nickte eifrig. »Für dich mach ich das doch gern, Lisa.«
    »Und dann brauchen wir noch die DNA von einem Maximilian Weidner, wohnhaft in Stuttgart! Erledigst du das für mich, Süßer?«, frotzelte Heiko.
    Simon nahm mit grimmigen Blicken den Telefonhörer ab und begann seine Arbeit.
     
    Eine kleines Rudel von fünf Schäferhunden lief interessiert auf sie zu. Sie betrachteten den Hof offenbar als ihr Revier. Mit gesenkten Köpfen und leicht zurückgezogenen Lefzen begutachteten sie nun die Eindringlinge.
    Heiko stellte sich vor Lisa, ganz Gentleman, und fixierte die Hunde. Das also waren sie, die Köter, die immer so wütend kläfften. Wenig vertrauenserweckend, befand Heiko
    »Wolf! Hektor! Waldi! Adolf! Gottlob!«, tönte auf einmal eine Stimme aus einer kleinen Hütte. »Aus!« Sofort verzogen sich die Tiere in den Stall und eine junge Frau kam auf die beiden zu. »Entschuldigung«, begann sie. »Die sind ziemlich scharf. Die bewachen den Hof.«
    Heiko bemerkte, dass Lisa tief durchatmete. Dann fasste sie sich wieder. »Einer Ihrer Schäferhunde heißt Adolf?«, fragte sie ungläubig.
    Die junge Frau lächelte etwas peinlich berührt. »Meim Vater seine Idee«, informierte sie dann und streckte Lisa ihre Hand hin. »Ich bin die Silke, Silke Weidner!«
    Silke war im klassischen Sinne nicht hübsch zu nennen, hatte jedoch einen ebenmäßigen Teint und schönes, rotbraunes Haar.
    Heiko und Lisa stellten sich ebenfalls vor und Heiko murmelte ein herzliches Beileid. Silke winkte ab und sagte nichts.
    »Wie war Ihr Verhältnis zu Ihrem Vater denn?«, fragte Lisa sofort.
    Die junge Frau zuckte die Achseln. »Er war schon ein rechter Kerl. Aber kein guter Vater und auch kein guter Ehemann. Herzensgut im Grunde, bestimmt!«
    »Und die Hasen?«, fragte Heiko.
    »Ou ja, die Hasen! Sein ganzer Stolz!«
    »Heißen die auch Adolf und so?«, wollte Heiko wissen. Wieder grinste Silke und entblößte dabei ein makelloses Gebiss, dessen linker oberer Schneidezahn von einem blinkenden Schmuckstein geziert wurde.
    »Soviel ich weiß, heißt sein Preisrammler Alfred. Und einen Oskar gibt es noch, aber welcher das ist, weiß ich nicht. Meine Mutter weiß es bestimmt, die hat immer beim Herrichten geholfen.«
    »Herrichten?« Lisa konnte sich rein gar nichts darunter vorstellen.
    Silke nickte und zündete sich eine Zigarette an.
    »Für die Ausstellungen! Zuerst war das ein gemeinsames Hobby von meinen Eltern. Und dann waren die Hasen für meinen Vater irgendwann wichtiger als seine Frau! Und das Saufen beim Silvio auch.«
    Die Zigarette glühte rot auf, als sie mit ihren etwas zu vollen Lippen daran zog.
    »Und das hat Ihrer Mutter natürlich nicht gefallen«, mutmaßte Lisa.
    Silke blies Rauch in die Luft. Er bildete dünne Schwaden. »Zuerst nicht und sie haben viel gestritten. Aber später war es ihr egal. Die haben nur noch so nebeneinanderher gelebt. Das ist ja oft so bei so langjährigen Ehen. Und als dann das Kind gekommen ist, hat mein Vater immer nur von der

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