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Ohrenzeugen

Titel: Ohrenzeugen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wildis Streng
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Schande geredet und mich kaum noch angeschaut. Die Mutter hat zu mir gehalten, immer.«
    »Kind?«, fragte Heiko.
    Silke nickte und zog wieder an ihrer Zigarette. »Ich hab’ einen Sohn. Drei Jahre alt. Leon. Unehelich. Für’n Vater war das nicht okay.«
    »Schaffen Sie?«, fragte Heiko weiter.
    »Ich bin im Handelshof an der Kasse. Und der Leon bleibt dann bei der Oma. Der Vater kümmert sich ja nicht.«
    Lisa lächelte aufmunternd. Offenbar fand sie die Geschichte irgendwie anrührend.
    »Dürfen wir die Hasen mal sehen?«, fragte Heiko.
    Silke murmelte wenig euphorisch ein »Von mir aus« und schlenderte zum Hasenstall hinüber.
    Der war eine Hütte, die etwa drei auf drei Meter maß. Man hatte sie mit grauer Dachpappe verkleidet. Immerhin war eine Seite der Hütte mit einem großen Fenster versehen, sodass die kleinen Bewohner es drinnen wohl recht hell hatten.
    Neben dem Stall stand ein Hackklotz, in dem normalerweise die Axt steckte. Die Axt, mit der dem Weidner der Schädel gespalten worden war und die sich jetzt in der kriminaltechnischen Untersuchung befand.
    Die Stalltür war zu und anders als beim letzten Mal konnte man nun die zahllosen Plaketten auf der Tür sehen. Kleintierzuchtverein Crailsheim, erster Preis, Kleintierzuchtverein Crailsheim, zweiter Preis, Kleintierzuchtverein Crailsheim, Gesamtsieger und so weiter. Sie waren säuberlich in Reihen an die Türe genagelt. Heiko musterte die Auszeichnungen anerkennend.
    »Ja, er war ziemlich erfolgreich mit seiner Zucht«, sagte Silke.
    »Kommt ihr klar? Ich muss jetzt ins Gschäft!«
    »Ja, aber da wäre noch eine Kleinigkeit. Wir bräuchten noch eine DNA-Probe von Ihnen!«, informierte Heiko.
    »Wozu denn?«
    »Wir benötigen die DNA von allen, die die Axt schon mal angefasst haben!«, erklärte Lisa.
    »Ist das die Sache mit dem Wattestäbchen?«
    »Ja, genau. Mit dem Wattestäbchen.«
    »Wenn’s schnell geht.«
    Heiko nuschelte ein »Ja ja«, und Silke machte den Mund auf, ganz weit, wie beim Zahnarzt.
    Wenig später war Silke verschwunden und Heiko betrat mit Lisa den Hasenstall. Insgesamt gab es 25 Boxen, die quadratisch angeordnet waren. Fünf Hasen nebeneinander, fünf Hasen übereinander. Alle einzeln.
    Daneben noch ein paar größere Behausungen, die allerdings leer standen, wohl für die Zucht. Bei den Hasen war es wärmer als draußen. Es waren alles Deutsche Riesenschecken, weiß mit schwarzen Flecken um Augen und Mund. Mit ebenso schwarzen Ohren und einem schwarzen Strich auf dem runden Rücken. Die Zeichnung verlieh den Tieren einen energischen, selbstbewussten Ausdruck.
    Im Stall war Ruhe, man hörte nur gelegentliches Stampfen und Hoppeln. Einige der Hasen kamen neugierig zum Gitter, andere verzogen sich ängstlich ins Dunkel.
    »Ganz unterschiedliche Charaktere«, stellte Lisa fest.
    »Wie bei den Menschen auch«, meinte Heiko.
    Die Hasen drehten ihre Ohren alle in ihre Richtung, justierten exakt. 25 Ohrenpaare in derselben Stellung. Lisa musste lachen. Heiko fand auch, dass die Kerlchen putzig aussahen.
    »Meinst du, er hat sich deshalb umgedreht?«, fragte Lisa plötzlich.
    »Weshalb?«
    »Na, weil die Hasen ihn gewarnt haben. Die haben doch so ein feines Gehör, wie es scheint! Kein Wunder, bei den riesigen Ohren.«
    »Das kann durchaus sein«, stimmte Heiko zu. »Das würde den Angriff von vorne erklären.« Die Tür knarrte.
    »Kann ich euch helfen?«, fragte die Bäuerin vom Eingang her. Auf dem Arm trug sie ein kleines Kind, das unverkennbar Ähnlichkeit mit ihrer Tochter hatte.
    »Moorcha«, grüßte Heiko. »Wir haben uns bloß ein bisschen umgesehen.«
    Frau Weidner nickte. »Schöne Kerle, die Hasen, gell? Am letzten Volksfest hat er fünf Preise gewonnen. Und den Gesamtsieger hatte er auch, das war der Alfred, der hier!« Sie wies auf einen Käfig in der Mitte, in dem ein riesenhafter Rammler hockte, der nun auch wirklich sehr stolz aussah. »Wollt ihr einen Kaffee?«, lud die Witwe nun ein und Heiko nahm dankend an.
    In der Stube war es warm und gemütlich. Strahlend weiße Spitzenvorhänge umrahmten die Fenster. Auf den Fensterbänken standen liebevoll, aber kitschig dekorierte Blumentöpfe. An der Wohnzimmertür hing ein Kranz aus Trockenblumen.
    Frau Weidner setzte das Kind auf einen Teppich mit Straßenmotiv, auf dem ein paar Spielzeugautos standen. Sofort begann der Kleine, eifrig zu brummen, zu quietschen und die Autos, Unfälle simulierend, hin und her zu fahren.
    »Setzt euch schon mal hin«, forderte die

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