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Oksa Pollock. Der Treubrüchige

Oksa Pollock. Der Treubrüchige

Titel: Oksa Pollock. Der Treubrüchige Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A Plichota
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winzig kleines Stückchen Lumineszentia vom Steilfels da, um das Elixier herzustellen?«
    Die Treubrüchigen schüttelten den Kopf.
    »Unsere Junge Huldvolle, die anscheinend so gut über das Mauerwandel-Elixier Bescheid weiß, wird es uns bestätigen: kein Elixier ohne Lumineszentia und ohne einen Durchscheinenden. Nicht wahr, Junge Huldvolle?«
    »Also wird Gus erst gerettet sein, wenn er dieses widerliche Gebräu getrunken hat«, stammelte Oksa. Was das bedeutete, war so entsetzlich, dass Oksa schauderte, als sie es aussprach: »Oder vielmehr erst dann, wenn jemand wegen Gus seine Liebesgefühle für immer einem Durchscheinenden opfert.«
    Orthon fixierte sie mit seinem kalten Blick. Dann brach er in infernalisches Gelächter aus.

Eine lebenswichtige Spende
    D
ie entsetzten Rette-sich-wer-kann versuchten so kühl wie möglich zu überlegen. Sie sahen besorgt zu Gus, dessen Gesicht wächsern wie das eines Toten aussah. Zoé, die sich hinter den Erwachsenen versteckte, wirkte völlig verzweifelt. Oksa kaute verstört an ihren Nägeln.
    »Uns bleibt nichts anderes übrig …«, stammelte sie schließlich.
    Flüsternd verständigten sich Gus’ Eltern mit Dragomira und Abakum. Dann war ihre Entscheidung getroffen.
    »Einverstanden«, erklärte Abakum steif. »Unter einer Bedingung: dass einer von uns – ein Mauerwandler aus unserem Kreis – Gus sein Blut spendet.«
    Leicht belustigt willigte Orthon ein.
    »Ihr glaubt wohl, dass ihr noch in der Position seid zu verhandeln?«, fragte er.
    Ein markerschütternder Schrei unterbrach sie: Gus erwachte aus seiner Bewusstlosigkeit. Im Kampf gegen das Gift in seinem Körper wälzte er sich mit zuckenden Gliedmaßen auf der Liege. Sein Gesicht war schmerzverzerrt. Seine Eltern versuchten mit aller Macht, ihn festzuhalten, doch durch die Schmerzen war ihr Sohn offenbar viel stärker als zuvor. Er sprang auf und verpasste Jeanne ein paar böse Kratzer an der Hand. Er war so aggressiv, dass alle ängstlich zurückwichen. Nur Abakum wagte es, sich ihm zu nähern. Immun gegen sein Kratzen und Beißen, hielt er Gus mit aller Kraft fest und flüsterte ihm rätselhafte Worte ins Ohr. Orthon beobachtete die Szene mit anerkennender Miene.
    »Sehr geschickt«, lobte er herablassend und applaudierte leise.
    In den Armen des Feenmanns wehrte sich Gus weniger heftig. Seine vor Angst und Schmerzen geweiteten Augen ruhten einen Moment auf Oksa. Sein Blick traf sie wie ein Schock.
    »Nehmt mein Blut!«, rief Tugdual plötzlich und trat mit hochgekrempeltem Ärmel vor.
    Dragomira ging zu ihm und legte ihm die Hände auf die Schultern:
    »Das ist sehr großzügig von dir, aber ich würde es für besser halten, wenn wir jemanden auswählen, der ihm von der Abstammung her näher ist.«
    Tugdual wandte sich enttäuscht ab.
    »Wir danken dir von Herzen«, sagte nun Pierre. »Dein Angebot ist wirklich sehr großmütig, aber Dragomira hat recht: Gus ist ein Von-Draußen, und die Chancen, dass es klappt, sind höher, wenn jemand anders ihm sein Blut gibt.«
    »Hast du immer noch nicht verstanden, dass du ihnen nicht gut genug bist?«, mischte sich Orthon ein. »Wenn du dich mit mir verbündest, bekommst du die Anerkennung, die du verdienst. Noch ist es nicht zu spät!«
    Tugdual wickelte sich seinen schwarzen Schal fester um den Hals und sah Orthon verächtlich an. Trotz all seiner Loyalitätsbeweise ertappte Oksa sich dabei, dass sie Angst hatte, er würde der Versuchung erliegen. Aber wieso zweifelte sie eigentlich an ihm? Wenn jemand treulos war, dann sie und nicht er.
    »Wir lieben Tugdual weit mehr, als er glaubt, und das nicht nur aufgrund seiner besonderen Fähigkeiten«, sagte da Dragomira zu Tugduals großer Überraschung.
    »Ich gehe Remineszens holen«, erklärte nun Naftali.
    »Ihr lehnt meine Unterstützung ab und wollt ihre haben?!«, rief Orthon. »Dass ich nicht lache! Ihr habt wohl vergessen, dass unser Blut fast exakt dasselbe ist!«
    »Ja, aber was in deinem Herzen ist, ist nicht dasselbe!«, konterte der Schwede. »Mach die Tür auf, Orthon!«
    Ohne mit der Wimper zu zucken, befolgte der Treubrüchige die Anweisung, allerdings rührte er sich nicht von der Stelle, sondern ließ nur den Zeigefinger kreisen. Die Schlösser setzten sich unter lautem Klacken in Bewegung, und die Tür sprang auf. Während Gus plötzlich wieder vor Schmerz aufschrie, verschwand Naftali in den unterirdischen Gang.
    Wenige Minuten später kam er zusammen mit Remineszens zurück. Ohne die Treubrüchigen

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