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Oksa Pollock. Der Treubrüchige

Oksa Pollock. Der Treubrüchige

Titel: Oksa Pollock. Der Treubrüchige Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A Plichota
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gerade einem sanften Tod entgegen.«
    »NEIN!«, schrie Oksa.
    Jeanne verbarg das Gesicht in den Händen und brach in Schluchzen aus, während Pierre verzweifelt in sich zusammensank.
    »Oh doch!«, fuhr Orthon sichtlich zufrieden fort. »Es sei denn, ich lasse mich dazu herab einzugreifen.«
    »Sie haben sich dazu verpflichtet!«, brüllte Oksa außer sich vor Wut.
    »Das stimmt. Und ich will zwei mögliche Lösungen vorschlagen.«
    »Wie großzügig!«, entfuhr es Pavel.
    »Erstens: Euer Schützling leidet während seiner ganzen Pubertät weiter, mal bei Bewusstsein und unter großen Schmerzen, den Rest der Zeit ohnmächtig. Am Ende der Pubertät stirbt er dann.«
    »Und das soll eine Lösung sein?«, fragte Dragomira entsetzt.
    »Zweitens: Euer Schützling bekommt eine Blutspende, die seinen Körper in die Lage versetzt, das Gift zu neutralisieren. Durch das Gegengift wird er dann die schwierige Zeit der Pubertät, in der das Chiroptergift den Großteil seiner Wirkung entfaltet, problemlos durchstehen. Interessant, nicht?«
    Die Rette-sich-wer-kann blieben stumm – zumal sie nicht ­sicher waren, begriffen zu haben, was diese zweite Möglichkeit alles beinhaltete.
    »Wie ich sehe, zögert ihr«, fuhr Orthon selbstgefälliger denn je fort. »Dabei schlage ich doch nichts anderes vor als die Wahl zwischen Leben und Tod.«
    »Du bist verrückt!«, entfuhr es Dragomira.
    »Wie ich dich kenne, muss die Blutspende sicher die eines großzügigen Mauerwandlers sein«, sagte Abakum mit rauer Stimme.
    Orthon drehte sich erstaunt zu ihm um.
    »Hervorragende Kombinationsgabe«, lobte er spöttisch.
    »Also stimmt es wirklich …«, murmelte Abakum.
    Oksa konnte es sich nicht verkneifen nachzufragen. »Was denn? Was stimmt wirklich?«

Ein widerwärtiges Tauschgeschäft
    D
er Feenmann löste den Blick von Orthon und wandte sich Oksa und den anderen Rette-sich-wer-kann zu.
    »In Edefia erzählte man sich, die Mauerwandler hätten eine schreckliche Waffe erfunden, mit deren Hilfe sie die renommiertesten Wissenschaftler zwangen, sich ihrer Geheimgesellschaft anzuschließen. Diese Waffe setzten sie auf sehr subtile Weise ein, viel subtiler als beispielsweise eine Entführung: Sie ließen die armen Kinder der verstocktesten Forscher von einem Chiropter beißen. Die Kinder nahmen das Gift in sich auf, es hatte bis zur Pubertät jedoch keinerlei Wirkung. Dann litten sie allerdings derart darunter, dass das Ganze nur tödlich enden konnte. Die Mauerwandler besaßen ein geheimes Gegengift, hieß es, das den Lauf der Zeit beschleunigte und insbesondere die Pubertät verkürzte – man beraubte die infizierten Kinder ihrer Jugend, um ihnen unnötiges Leid zu ersparen. Doch der Preis, den sie dafür zahlen mussten, war hoch: Die Eltern und Kinder mussten Mauerwandler werden, mit allem, was dazugehört.«
    »Na, na. Ein Mauerwandler zu sein hat viele Vorteile!«, sagte Orthon beschwichtigend.
    »Sicher«, räumte Abakum in bitterem Ton ein, »aber um welchen Preis? Dem, einem Durchscheinenden die Liebesgefühle ­eines anderen auszuliefern. Dieses schändliche Opfer gehört zum Schrecklichsten, was es je in Edefia gegeben hat.«
    Der Feenmann fuhr an seine Freunde gewandt fort: »Jahrelang haben die Mauerwandler so die Wissenschaftler an sich gebunden, die sie brauchten, indem sie über das Leben und den Tod ihrer Kinder bestimmten.«
    »Wie grauenvoll«, stammelte Dragomira.
    »Aber warum muss es das Blut eines Mauerwandlers sein?«, fragte Oksa leise.
    »Weil das Gegengift nur bei Mauerwandlern funktioniert, du Spatzenhirn!«, antwortete Orthon ironisch.
    »Warum, Orthon? Warum hast du eine solche Monstrosität ins Leben gerufen?«, rief Dragomira.
    »Die Jugend ist nicht gerade die schönste Zeit im Leben«, sagte der Treubrüchige kalt. »Eine einzige Folge von Niederträchtigkeiten und Demütigungen.«
    »Das muss keineswegs so sein!«, entgegnete Abakum. »Du magst in deiner Jugend unglücklich gewesen sein, aber das rechtfertigt diese Grausamkeit noch lange nicht. Außerdem bist du, ganz egal, was du behauptest, nicht der Erfinder dieser widerwärtigen Methode. Das war dein Vorfahre Temistokeles. Du wendest nur mit großem Fleiß an, was du von deinen Ahnen gelernt hast, weiter nichts!«
    Irritiert verzog der ehrgeizige Treubrüchige das Gesicht.
    »Wie dem auch sei«, entgegnete er rachsüchtig, »heute bin ich es, der über das Gegengift verfügt. Ich allein!«
    Pierre und Jeanne warfen Abakum und Dragomira flehentliche Blicke

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