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Oksa Pollock. Der Treubrüchige

Oksa Pollock. Der Treubrüchige

Titel: Oksa Pollock. Der Treubrüchige Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A Plichota
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brav neben ihrer großen Verwandten herflogen, kamen näher. Eine von ihnen setzte sich auf Abakums Schulter und teilte ihm im Flüsterton mit: »Das Wackelkrakeel der Jungen Huldvollen hat uns gerade benachrichtigt, dass es einer Reihe von Silvabulanern gelungen ist, einen Teil von Laubkroning auf dem Gebiet von Grünmantel vor der Versteppung zu bewahren. Die Stadt befindet sich in vierundfünfzig Kilometern Entfernung, sie hat dreihundertachtundvierzig Einwohner, und die Temperatur dort ist noch kühler als in dieser Wüste – zehn Grad Celsius bei achtzig Prozent Luftfeuchtigkeit. Für Edefia und für uns empfindliche Geschöpfe ist das ein grauenhaft hartes Klima. Darum stimmen wir gegen diese Möglichkeit!«
    »Eure Nächstenliebe ehrt euch!«, spöttelte Dragomiras Getorix.
    »Ach ja?«, fragte einer der Kapiernixe arglos.
    »Pff«, machte die Sensibylle. »Auf uns hat ja sowieso noch nie jemand Rücksicht genommen. Eines Tages krepieren wir noch, und es wird allen total egal sein.«
    »Genau, so wird es sein!«, seufzte der Getorix.
    »Seid ihr vom Aussterben bedroht?«, fragte der Kapiernix nach. »Oh, wie schade.«
    Abakum hob die Hand, um diesen verbalen Schlagabtausch abzubrechen. Beleidigt schwiegen die Geschöpfe.
    »Die Sensibylle betreibt die Vernachlässigung eines Details von schwerwiegender Bedeutung«, fuhr indessen der Plemplem fort. »Wie die ganze restliche Bevölkerung Edefias unterliegen auch die letzten Einwohner von Laubkroning der von Strenge erfüllten Kontrolle durch die Mauerwandler-Treubrüchigen. Doch ihr Herz ist von Widerstand gespickt. Seit die Alterslosen die Information der Anwesenheit des Feenmannes und der Neuen Huldvollen geliefert haben, begegnet ihre Hoffnung einer exponentiellen Steigerung. Sie bereiten sich auf den Empfang derselben und auf die rebellische Tat vor! Wenn Euer Wunsch der Entscheidung für die Abspaltung außerhalb dieses erzwungenen Ausflugs begegnet, gibt das rötliche Haselhuhn die Zusicherung, dass die Flucht von Erfolg gekrönt sein wird. Es verfügt über die nötige physische Kraft und Ihr über die Fähigkeit, um den Schutz zu gewährleisten. Die Überzeugung kann sich mit Festigkeit in Eurem Bewusstsein verankern.«
    Abakum war hin und her gerissen. Er blickte zu den Rette-sich-wer-kann und dann in die Ferne, wo er tatsächlich eine grüne Oase inmitten der grauen Einöde ausmachte. Ganz in der Nähe des Haselhuhns vertikalierte Remineszens, eine zarte, vornübergebeugte Gestalt. Sie war so geschwächt … Er wandte die Augen ab und betrachtete Oksa, die er nur von hinten sah. Zwischen ihrem Vater und Tugdual flog sie ihrem ungewissen Schicksal entgegen. Der Plemplem räusperte sich: Abakum musste sich entscheiden. Vor ihnen, hinter den Hügeln, zeichnete sich Die-Goldene-Mitte ab. Edefias Hauptstadt war nicht mehr bloß ein Traum: Sie lag vor ihm, in violetten Dunst gehüllt.
    »Ich habe keinerlei Zweifel an den Fähigkeiten unseres lieben Haselhuhns«, flüsterte Abakum, wobei er kaum die Lippen bewegte, »nur Skrupel gegenüber euch allen, vor allem unserer Jungen Huldvollen. Ich weiß, dass ich von außen viel besser handeln könnte als unter Ocious’ Bewachung, aber ich möchte euch nicht verlassen, lieber Plemplem. Ich kann es nicht.«

Die Gläserne Säule
    S
ie hat zwar im Lauf der Zeit ein wenig gelitten, ist aber immer noch wunderschön, nicht wahr?«, sagte Ocious und wandte sich an die Ältesten unter den Neuankömmlingen.
    Die Gläserne Säule, ein riesiger Zylinder, der die marmorierten Wolken am Himmel reflektierte, ragte im Zentrum der Goldenen-Mitte auf. Ihre Kristallwände wurden von einem komplexen, wunderschön gearbeiteten Gerüst aus geschwungenem Stahl gestützt, die dem Ganzen das Erscheinungsbild eines kostbaren, gigantischen Schmuckstücks verliehen. Die älteren Rette-sich-wer-kann bekamen heftiges Herzklopfen, als sie die Säule sahen, die aus dem staubbedeckten Boden aufragte. Die jüngeren unter ihnen hatten sie bisher nur durch Dragomiras Filmauge gesehen. Sie waren genauso aufgeregt, aber auf eine andere Weise.
    Die Stadt lag wie ein schlafender Riesenkrake zu Füßen der Säule. Ihre Holz- oder Glasbauten waren höchstens zwei Stockwerke hoch, alle verfügten über große Terrassen. Auf der Vorder- oder der Rückseite der Gebäude befanden sich kleine Grundstücke, die bestimmt vor wenigen Jahren noch hübsche Gärten gewesen waren. Es fiel den Rette-sich-wer-kann nicht leicht, sich das üppige Grün vorzustellen,

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