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Oksa Pollock. Der Treubrüchige

Oksa Pollock. Der Treubrüchige

Titel: Oksa Pollock. Der Treubrüchige Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A Plichota
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hallten. Oksa sah Abakum schwanken. Remineszens ging zu ihm und legte ihm die Hand auf den Arm. Auch sie sah sehr mitgenommen aus. Oksa fragte sich, ob die alte Dame eigentlich überhaupt nach Edefia hatte zurückkehren wollen. Vielleicht war sie nur mitgekommen, um nicht mehr allein zu sein? War sie aus Liebe hier oder aus Rachsucht? Die Junge Huldvolle schüttelte verwirrt den Kopf. Ihr Blick blieb an Zoé hängen, deren von Kummer und Müdigkeit gezeichnetes Gesicht noch eingefallener war als sonst. Oksa begegnete ihrem Blick, doch sie konnte den Ausdruck in ihren Augen nicht deuten. Es war fast, als wäre Zoé gar nicht richtig da. Tugdual hingegen schien hellwach und sah sich aufmerksam um. Die Treubrüchigen, die wunderbare Umgebung – nichts entging seinem Adlerblick.
    Plötzlich flatterte das Wackelkrakeel um Oksa herum. »Die Junge Huldvolle muss einige wichtige Informationen erhalten«, sagte es.
    Sie streckte die Hand aus, damit der kleine Kundschafter sich darauf setzen konnte.
    »Die Gläserne Säule ragte ursprünglich zweihundertsiebenundfünfzig Meter in die Höhe, sie hatte fünfundfünfzig Stockwerke. Doch beim Großen Chaos wurden drei Etagen zerstört, darunter ein Teil der Memothek und manche Wohnräume der Huldvollen und ihrer Familie.«
    »Die Führung können wir auf später verschieben«, unterbrach Ocious das Krakeel barsch. »Gehen wir zuerst in meine Gemächer.«
    Mit diesen Worten wollte er Oksa den Arm reichen, um sie zu den Glaskabinen zu geleiten, die sich an einer der schillernden Wände aufreihten. Doch sie ignorierte ihn einfach und marschierte ohne ein Wort los. Gefolgt von ihrem Clan, betrat sie eine der Aufzugskabinen, die sofort zur Spitze der Säule hinaufsauste. Oksa wurde schwindlig, nicht nur, weil die Kabine so nach oben schoss, sondern auch beim Gedanken daran, was sie in naher Zukunft erwartete. Sie griff nach der Hand ihres Vaters und schloss die Augen.

Edefias vergangene Größe
    E
inen Raum wie den, in dem sie sich gerade befand, hatte Oksa noch nie gesehen, außer in Filmen oder im Traum. Seine Pracht gehörte einer vergangenen Epoche an. Hier und da hatten die schwierigen letzten Jahrzehnte zwar Spuren hinterlassen, dennoch war alles, bis hin zu den kleinsten Details, von einem unleugbaren Luxus.
    Oksa lag inmitten eines Kissenbergs auf einem riesigen Bett. Sie war todmüde, konnte aber nicht zur Ruhe kommen. Es war alles zu viel gewesen, zu aufregend. Also blieb sie reglos auf dem Riesenbett liegen und studierte fasziniert ihre neue Umgebung. Das dunkel gemaserte Holz an den Wänden war zweifellos sehr wertvoll. Sie hatte es sich nicht verkneifen können, andächtig mit der Hand darüberzufahren, als sie den Raum betreten hatte. Seine samtige Struktur erinnerte sie an die von Schmetterlingsflügeln. Auch der Fußboden aus großen türkisfarbenen Steinplatten war prachtvoll. Möbel hingegen gab es nur wenige, das Zimmer sollte der Erholung dienen. Ein großes Wasserbecken füllte einen Teil des Raumes aus. Oksa nahm sich vor, so bald wie möglich hineinzutauchen.
    Doch vorerst begnügte sie sich damit, die hypnotisierenden Spiegelungen des Wassers an der Decke zu betrachten. Das angrenzende Badezimmer hingegen hatte sie schon ausgiebig genutzt. Es war ganz aus Schiefer und hatte einen Waschtisch aus Rosenholz, auf dem zahlreiche Cremes, Öle und Seifen lagen. Man hatte ihr sogar Kleidung hingelegt, doch sie war lieber wieder in ihre Jeans und ein frisches T-Shirt geschlüpft, das sie noch in ihrem Rucksack gefunden hatte und das ihr gerade noch so passte. Eine Wand des Zimmers war verglast, man hatte einen sagenhaften Blick auf Die-Goldene-Mitte und bis weit ins Land hinaus. Doch außer einer entfernten Bergkette war weit und breit nur Staub zu sehen. Edefia hatte keinerlei Ähnlichkeit mehr mit einem Land, in dem Milch und Honig flossen.
    »Wünscht meine Junge Huldvolle, dass ich ihr beschreibe, wie es hier einst aussah?«, fragte das Wackelkrakeel.
    Oksa sah den kleinen fliegenden Kundschafter an, der ihr wieder einmal bewies, wie gut sein Gespür für die Bedürfnisse seiner Herrin war.
    »Natürlich, liebes Krakeel. Baba hat mir immer davon erzählt, dass es hier alles in Hülle und Fülle gibt, aber … es ist gar nichts mehr davon übrig«, sagte sie und zeigte auf die öde und vertrocknete Landschaft.
    Das Wackelkrakeel nickte heftig.
    »Die Alte Huldvolle hat die Wahrheit gesagt. Edefia war ein wahres Paradies, das sich über etwa hundertzwanzigtausend

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