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Oksa Pollock. Der Treubrüchige

Oksa Pollock. Der Treubrüchige

Titel: Oksa Pollock. Der Treubrüchige Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A Plichota
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Rhinozeros mit seinem drei Meter langen Horn und die hochgiftige, schwarz-weiß gestreifte Zebraschlange. Eines der imposantesten Tiere war der sechs Meter lange Silbertiger, dessen Pelz vor einigen Hundert Jahren wegen seiner außergewöhnlichen Farbe – perlmuttschimmerndem Weiß – sehr begehrt war. Die Tiger waren vom Aussterben bedroht, führten allerdings auch den Tod eines guten Dutzends unvorsichtiger Jäger herbei, die auf ihren sagenhaften Pelz aus waren. Dem sagte man nämlich magische Fähigkeiten nach.«
    »Das ist ja wirklich irre«, sagte Oksa. »Glaubst du, dass es das Unzugängliche noch gibt?«
    Dabei waren es weder die blauen Nashörner noch die Zebraschlange, die es ihr angetan hatten. Nein, für sie war das Unzugängliche untrennbar mit der Tochalis verbunden, der Unschätzbaren Blume, die es laut Abakum nur in diesem mysteriösen Landstrich gab. Marie war im Da-Draußen zurückgeblieben, aber das änderte nichts daran, dass die Tochalis das einzige Mittel war, das sie heilen konnte. Und das würde Oksa bestimmt nicht vergessen.
    »Natürlich«, antwortete das Wackelkrakeel, das sich schon denken konnte, warum Oksa danach fragte. »Ich könnte nachher ­einen kleinen Erkundungsflug unternehmen, wenn Ihr wollt.«
    Oksa nickte bloß, ihre Kehle war wie zugeschnürt. Das kleine Geschöpf schwieg einen Augenblick respektvoll, dann fuhr es fort: »In den riesigen, von einer üppigen Vegetation umgebenen Seen im Osten wie im Westen von Grünmantel wurde hauptsächlich Fisch- und Algenzucht betrieben. Die Von-Drinnen essen nämlich sehr gern Algen. Um die Seen herum und jenseits von ihnen wurde vorwiegend Getreide angebaut, besonders Goldperlen, so etwas Ähnliches wie Mais. Allerdings hatte jedes einzelne Korn die Größe einer Aprikose.«
    »Wow! Wie groß das Popcorn da wohl ist!«, bemerkte Oksa grinsend.
    »Ihr seid ein Spaßvogel!«, entgegnete das Krakeel. »Was den Gemüseanbau betrifft, wachsen hier dieselben Sorten wie im Da-Draußen. Und das alles ohne Kunstdünger und Schädlingsbekämpfungsmittel. Mit Energie versorgten wir uns ausschließlich auf alternativer Basis: enorme Windräder im Flachland, Sonnenkollektoren auf allen Dächern, allgemein verbreitete Nutzung von Geothermik und Wasserkraft. Kein Fahrzeug, keine Maschine, keine Fabrik nutzte irgendwelche Brennstoffe, die die Umwelt verschmutzt hätten. Nur Sonne, Wind, Wasser und Erdwärme!«
    »Das ist ja super!«, sagte Oksa ganz begeistert. »Und was ist mit Edefias Bewohnern?«
    »Richtig, Junge Huldvolle. Laut der letzten Zählung vor dem Großen Chaos gab es sechzehntausendzweihundertfünfundvierzig Einwohner, die zu den vier großen Stämmen gehörten: Handkräftige, Silvabulaner, Hochköpfe und Alterslose Feen …«
    »Und dann gibt es doch noch die Durchscheinenden«, bemerkte Oksa.
    Das Wackelkrakeel schauderte bei der Nennung dieses fünften, für die Edefianer beschämenden Stamms.
    »Wie überall auf der Welt, so haben sich auch hier einige wenige Individuen für ein Leben in Schande oder außerhalb der Gesellschaft entschieden. Auch gab es Meinungsverschiedenheiten zu bestimmten Fragen. Aber im Großen und Ganzen beruhte unser System auf Autarkie und der Ausgewogenheit von Bedürfnissen und Ressourcen. Man darf getrost sagen, dass die Von-Drinnen in Harmonie lebten, sie verstanden sich alle ganz gut, obwohl jeder Stamm seine Eigenheiten hatte. Wie Ihr wisst, haben die Handkräftigen besonders ausgeprägte Sinne, genau wie Tiere, insbesondere Raubvögel. In Edefia sind sie für ihre große Kraft bekannt. Beruflich betätigen sie sich vor allem im Bauwesen, in der Architektur, in der Herstellung und Verarbeitung von Glas und Metall sowie als Steinmetze. Auch für die Wissenschaften sind sie hochbegabt, zum Beispiel für die Chemie und alles, was mit Technik zu tun hat. Vor über sechshundert Jahren haben sie schon entdeckt, wie man die Kraft der Sonne nutzt, um Fortbewegungsmittel aller Art anzutreiben, zum Beispiel fliegende Vehikel, Maschinen und Werkzeuge …«
    »Besser noch als Leonardo da Vinci!«, unterbrach ihn Oksa erstaunt.
    »Oh, Ihr müsst wissen, dass dieser begnadete Erfinder eine große Inspirationsquelle für die Handkräftigen war. Zu seiner Zeit herrschte die Huldvolle Lauramée, und ihre Träumflüge haben sie oft nach Italien geführt, ins Atelier dieses genialen Visionärs. Sie hat es sich nicht nehmen lassen, den besten Ingenieuren unter den Handkräftigen einige nützliche Hinweise zu geben, und

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