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Oksa Pollock. Die Unbeugsamen (German Edition)

Oksa Pollock. Die Unbeugsamen (German Edition)

Titel: Oksa Pollock. Die Unbeugsamen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cendrine Wolf , Anne Plichota
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murmelte Oksa verstört. »Ich habe den letzten Durchscheinenden umgebracht.«
    Mortimer nahm ihre Hände.
    »Du hattest doch keine andere Wahl«, sagte er und schaute zu der Wolke, die sich allmählich auflöste.
    »Ich habe ihn umgebracht«, wiederholte Oksa.
    »Weil du es tun musstest! Aber jetzt solltest du schnellstens verschwinden. Nach allem, was vorgefallen ist, wird es hier bald ziemlich ungemütlich werden.«
    Mortimer zog sie hinter sich her zu der Wand aus schwarzem Stein, und beide gingen mühelos hindurch. Bevor Oksa auf der anderen Seite wieder unter ihrer Schicht aus Invisibellen verschwand, wollte sie Mortimer noch etwas sagen.
    »Mortimer!«, rief sie.
    »Was ist?«
    »Danke«, sagte Oksa schlicht. »Dafür«, fügte sie hinzu, indem sie nach ihrer Umhängetasche tastete, »und für die Tochalis.«
    Mortimer schaute zu Boden.
    »Ist schon gut. Ich bringe dich jetzt zum Höhlenausgang, folge mir einfach.«
    »Alles Gute, Mortimer.«
    »Viel Glück, Oksa.«
    Es war kein Leichtes, sich in dem Wirrwarr von Gängen zurechtzufinden, doch Mortimer war ein hervorragender Führer. Erschwert wurde das Ganze allerdings dadurch, dass im gesamten Höhlensystem inzwischen heillose Aufregung herrschte. Der Tod von Ocious – und vor allem die Umstände seines Todes – hatte große Unruhe unter den treuesten Anhängern des alten Meisters ausgelöst. Dass Orthon unmittelbar nach Ocious’ Tod die Macht ergriffen hatte, war in ihren Augen nicht so leicht zu rechtfertigen, wie dieser es gern gehabt hätte. Nur die radikalsten und ruchlosesten Treubrüchigen waren von einem so skrupellosen Anführer angetan. Doch ob sie nun für oder gegen Orthon als neuen Anführer waren, in einem Punkt waren sich alle einig: Orthon war hochgradig gefährlich. Lieben konnte man ihn nicht, aber fürchten musste man ihn allemal.
    Mortimer bahnte sich im Slalom einen Weg durch die Scharen von Treubrüchigen und Grässlons in den Gängen und führte Oksa und ihre Begleiter zum Ausgang. Die beiden Wachen verbeugten sich vor dem Sohn des Mannes, der nun ihr neuer Meister war.
    Vorsichtshalber hielt sich die Junge Huldvolle die Nase zu, damit die hypnotischen Dämpfe, die von den Fackeln aufstiegen, sie nicht einschläferten. Sie ging bis zum Rand des Felsvorsprungs und sah in die Schlucht hinab, in der es von vertikalierenden Treubrüchigen nur so wimmelte. In den Höhlen ringsum herrschte ein reges Kommen und Gehen. Ein Schwarm Hellhöriger flog surrend ganz dicht an Oksa vorbei, und um ein Haar wäre sie vor Schreck hinuntergestürzt.
    Sie gewann ihr Gleichgewicht zurück und vertikalierte dann in die von den Fackeln erleuchtete Schlucht. Nachdem sie sich ein Stück entfernt hatte, drehte sie sich noch einmal zu Mortimer um, der traurig und verloren am Eingang der großen Höhle stand. Er würde ihre Worte nicht hören können, dennoch ließ Oksa es sich nicht nehmen, ihm laut zuzurufen:
    »Halt durch! Du bist nicht allein!«

Eine Bilanz
    O
ksa vertikalierte, so schnell sie konnte. Sie drückte ihre Umhängetasche an sich und schoss wie eine Rakete durch das enge Tal und dann über die Ebene hinweg, die Steilfels von der Goldenen-Mitte trennte. Der Plemplem stieß immer wieder kleine Schreie aus, wobei nicht klar war, ob vor Freude oder aus Angst. Das Wackelkrakeel hingegen konnte mit dem Tempo seiner Herrin kaum mithalten. Schließlich bekam es Flügelkrämpfe und musste kleinlaut auf Oksas Schulter Zuflucht suchen.
    Es war noch dunkel, als die drei an der Pforte zur Goldenen-Mitte ankamen. Endlich konnte Oksa ihre Schicht aus Invisibellen wieder ablegen. Die zwei Sensibyllen überschütteten sie sogleich mit Klagen über die nächtliche Kälte.
    »Die von meiner Huldvollen ergriffene Gefahr war kolossal«, sagte der Plemplem mit einem Seufzer und stieg von Oksas Rücken. »Die Herausforderung war umfangreich, doch die Strapaze hat sich amortisiert!«
    Trotz ihrer Erschöpfung musste Oksa grinsen. Das Vokabular ihres Plemplem war einfach unglaublich.
    »Genau«, sagte sie und tätschelte dem außergewöhnlichen Geschöpf den Kopf. »Die Strapaze hat sich amortisiert! Wir waren richtig gut, oder?«
    Der Plemplem schüttelte unglücklich den Kopf.
    »Meine Huldvolle hat die Darbietung ihres riesigen Mutes geliefert, ihre Dienerschaft hingegen hat nur ihre umfängliche Hasenfüßigkeit und die Gänze seiner Nutzlosigkeit präsentiert.«
    »Du machst wohl Witze?«, protestierte Oksa. »Du hast keine Ahnung, wie sehr ich dich in meiner

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