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Oksa Pollock. Die Unbeugsamen (German Edition)

Oksa Pollock. Die Unbeugsamen (German Edition)

Titel: Oksa Pollock. Die Unbeugsamen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cendrine Wolf , Anne Plichota
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dass mein Schicksal genauso sehr in euren Händen liegt wie in meinen eigenen. Also möchte ich die Aufgabe annehmen, für die ich geboren wurde, nämlich eure Neue Huldvolle zu sein. Aber ich möchte diese Aufgabe nicht allein erfüllen. Ich brauche eure Hilfe.«
    Atemlos und mit glühendem Blick hielt sie inne, während der ganze Saal sich mit Hochrufen und Jubel füllte. Oksa wollte warten, bis die Aufregung sich gelegt hatte, doch niemand schien sich beruhigen zu wollen. Der Plemplem musste einschreiten, damit alle ihr wieder die volle Aufmerksamkeit widmeten.
    »Unsere Huldvolle und das Volk Edefias betätigen die Begegnung mit einer Freude, die das Herz, die Augen und den Mund überflutet, doch sie dürfen die Notwendigkeit, zur Nominierung eines neuen Pompaments überzugehen, nicht außer Acht lassen!«, rief der kleine Haus- und Hofmeister erregt. »Die Stimmen müssen die Annahme einer mit Schweigen gespickten Konzentration betreiben!«
    Die Sensibyllen, die Getorixe und die Pizzikins – alles Geschöpfe, die über etwas Autorität verfügten – unterstützten ihn bei seinen Bemühungen, und so kehrte allmählich wieder Ruhe ein. Zufrieden stieg der Plemplem auf das Podium und stellte sich neben Oksa. Sie trat hinter einen langen Tisch aus gehämmertem Metall und setzte sich in einen braunen, mit Messingnägeln beschlagenen Ledersessel.
    »Es ist Zeit, dass wir uns an die Arbeit machen«, sagte sie mit ihrer hellen Stimme, »und so möchte ich, wenn er damit einverstanden ist, Abakum zum Ersten Diener des neuen Pompaments ernennen.«
    Erfreut stimmten alle dieser absolut nachvollziehbaren Entscheidung zu. Abakum ging zu Oksa, legte die Hand auf sein Herz und verbeugte sich vor ihr.
    »Oksa, meine liebe Kleine, meine Huldvolle, ich werde mein Amt bis zu meinem Tod mit Freude und Hingabe erfüllen.«
    Die Neue Huldvolle konnte es nicht lassen: Sie vergaß alle Feierlichkeit, die unter diesen Umständen geboten war, und warf sich dem Feenmann in die Arme.

Die sieben hohen Ämter
    O
ksa war nicht unvorbereitet in den Sitzungssaal gekommen: Sie hatte sich vor dieser für die Zukunft Edefias so wesentlichen Zusammenkunft ausführlich beraten lassen. Lange hatte sie mit den Alten – und natürlich auch mit den Jüngeren – darüber gesprochen, wie man am besten an die Dinge herangehen sollte. Außerdem hatte sie zusammen mit ihrem Plemplem Stunden vor den staubigen Regalen der Memothek verbracht und im Archiv viele interessante Dinge über die unterschiedlichen Pompamente erfahren, die es im Lauf der Jahrhunderte in Edefia gegeben hatte.
    »Meine Huldvolle ergeht sich in der Genauigkeit«, hatte das kleine Geschöpf festgestellt. »Die Zusammenstellung der Pompamente und die Zuteilung der Aufgaben seiner Diener kennen die Verschiedenartigkeit und die Zugehörigkeit zu den momentanen Bedürfnissen.«
    »Schau mal!«, hatte Oksa gerufen und sich über die Kristallseiten eines dicken Registers gebeugt. »Es gab sogar mal einen Diener, der für die Verteilung des Reichtums zuständig war!«
    »Die Bestätigung füllt den Mund Eurer Dienerschaft, meine Huldvolle. Unter der Herrschaft der Huldvollen Edith, der vorvorigen Großmutter meiner Verschwundenen-und-oh-so-geliebten-Alten-Huldvollen, begegnete dieses hohe Amt der Notwendigkeit der Schöpfung, um eine Verhinderung der Wucherung eines Ungleichgewichts zu betätigen. Denn das Wesen des Menschen treibt ihn, wie meine Huldvolle weiß, manchmal eher in Richtung des eigenen Bauchnabels als in die seines Nächsten.«
    Jetzt, auf dem Podium des großen Sitzungssaals, fielen ihr diese Worte wieder ein, und sie zwinkerte dem Plemplem zu, dessen Gesicht sich daraufhin dunkellila verfärbte. Auf dem Tisch vor ihr lag ein neues Register aus Kristall, das die Sammlung in der Memothek ergänzen würde: ihr persönliches Elsevir, in dem sie alle großen Ereignisse ihrer Herrschaft aufzeichnen sollte. Ein Stift war mit einer zarten Kette, deren Glieder die Worte »Huldvolle Oksa« bildeten, daran befestigt. Oksa legte die Hände vor sich auf den Tisch und betrachtete ihr Ringelpupo. Da es keinerlei Unruhe im Geist seiner jungen Herrin entdeckten konnte, lag das lebendige Armband vollkommen reglos um ihr Handgelenk. Sie fühlte sich bereit.
    Nachdem der rauschende Applaus, der auf Abakums Ernennung zum Ersten Diener des Pompaments folgte, verklungen war, konnte Oksa mit der Regierungsbildung fortfahren.
    »Damit die Erneuerung auch wirklich gelingt, sind der gute Wille und

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