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Oktoberfest

Oktoberfest

Titel: Oktoberfest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Scholder Christoph
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wieder ein, dass gestern ja die Theresienwiese abgesperrt worden war. Er spülte sich hastig den Mund aus, ging ins Wohnzimmer und griff nach der Fernbedienung des Fernsehers.
    Die ARD interviewte gerade irgendeinen Terrorexperten über die »Gefahr für die Bevölkerung«. Was für ein Quatsch, dachte Meierinho. Was für eine Gefährdung soll das denn bitte sein? Er schaltete den Fernseher wieder aus.
    Dann ging er in die Küche zurück und goss sich eine große Tasse Kaffee ein. Er schmierte sich Butter und Schmelzkäse auf ein Brötchen, um es augenblicklich zu vertilgen. Seine Zeit am Morgen war wie immer recht knapp kalkuliert, so dass er den Berichten im Fernsehen nicht länger seine Aufmerksamkeit schenken konnte.
    Vier Minuten später verließ er seine Wohnung im Stadtteil Giesing, um sich auf den Weg zur Arbeit zu machen. Stefan Meier war Diplom-Ingenieur für Nachrichtentechnik. Er arbeitete in der Software-Entwicklung. Seine Fachgebiete waren mobile Kommunikation und Kryptologie.
    Er entwickelte Ver- und Entschlüsselungsalgorithmen.
    Allerdings nicht für die zivilen Produkte der Firma, sondern für den militärischen Bereich. Da seine Arbeit der Geheimhaltung unterlag, wussten selbst nahe Freunde nur, dass er »irgendwas mit Handys« zu tun hatte.
    Er näherte sich der Trambahnhaltestelle, an der er jeden Morgen in die Straßenbahn stieg, um ins Büro zu fahren. Auf der vierspurigen Straße staute sich der Verkehr in beide Richtungen. Viele hatten den Motor bereits abgestellt. Hier hatte sich offensichtlich schon länger nichts mehr bewegt. Das beunruhigte ihn jedoch nicht. Die Trambahnschienen lagen in der Mitte der Straße und konnten von Autos nicht blockiert werden.
    Die armen Irren, dachte er.
    Sein Blick fiel auf die Schlagzeile des größten deutschen Boulevardblattes in einem Zeitungskasten am Straßenrand. Augenblicklich verstand er, was dieser Stau bedeutete. Jetzt war auch klar, von welcher Gefahr für die Bevölkerung im Fernsehen die Rede gewesen war. Er würde wohl doch zu spät zur Arbeit kommen. Vermutlich sah es überall in der Stadt so aus wie auf dieser Straße.
    Oder schlimmer.
    Da hat irgendein Schmierfink aber ganze Arbeit geleistet, dachte er sich.
    Allein die Schlagzeilen reichten da völlig aus. Seit einigen Stunden beschäftigte sich die ganze Republik mit der Frage, die die Zeitung in ihren größten Lettern stellte.
    »Terror-Alarm auf dem Oktoberfest«, hieß es da.
    Und darunter, riesengroß:
    »ATOMBOMBE IM BIERZELT?«
    *
    Das Tohuwabohu war in der Tat beachtlich.
    In den frühen Morgenstunden war der Münchner Knoten der Telekom vorübergehend zusammengebrochen. Verwandte, Freunde und Bekannte versuchten, in München anzurufen, um Menschen, die ihnen am Herzen lagen, dazu aufzufordern, die Stadt zu verlassen.
    Ein neuer Gast war in der Stadt: die Angst.
    Mittlerweile stauten sich die Autos an einigen Ausfallstraßen bis in die Innenstadt zurück. Die Polizei hatte große Mühe, die wichtigsten Straßen für die Einsatzfahrzeuge offen zu halten.
    Ein Exodus.
    Das war der Status quo, wie er sich den Angehörigen des Krisenstabs in München darstellte. Seit zwei Stunden waren die Herren wieder vollzählig in der bayerischen Staatskanzlei versammelt.
    »Das ist immer noch meine Stadt. Ich bin der höchste gewählte Vertreter der Bürger dieser Stadt. Ich werde mich mit einer Ansprache an die Bevölkerung wenden«, sagte der Oberbürgermeister erregt.
    Gerade hatte er erfahren, dass der Ministerpräsident ebenfalls eine Rede vorbereiten ließ.
    »Der Repräsentant der Bundesregierung ist vor einer Viertelstunde in Augsburg gelandet und kommt jetzt her«, rief der Büroleiter des Ministerpräsidenten in die Runde und schloss die Tür hinter sich.
    »Was heißt hier Repräsentant? Kommt der Innenminister nicht selbst?«, fragte der Ministerpräsident erstaunt.
    »Nein. Aus Berlin heißt es, dass sie das kleine Sicherheitskabinett zusammenhalten wollen, um handlungsfähig zu sein.«
    »Na prächtig. Und wen schicken sie uns? Den Verkehrsminister?«
    »Sie schicken uns Dr. Roland Frühe.«
    Der Ministerpräsident, der Innenminister und der LKA-Präsident sahen einander an. Ein kurzes, scharfes Einatmen wurde hörbar. Die Miene des Ministerpräsidenten verdüsterte sich.
    »Das kann ja heiter werden.«
    Der bayerische Innenminister ließ nur ein Hüsteln hören.
    Der LKA-Präsident hob die Stimme. »Was haben Sie denn gedacht? Es ist doch wohl klar, dass Berlin in dieser Situation

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