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Oktoberfest

Oktoberfest

Titel: Oktoberfest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Scholder Christoph
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den schärfsten Hund von der Kette lässt.«
    »Schärfster Hund? So nennen Sie den? Bitte! Ich fände arroganter Schnösel passender.«
    »Aber er kennt sich in Sicherheitsfragen zweifellos gut aus. Und er ist intelligent und entscheidungsfreudig.«
    »Na, wenn Sie das so sehen wollen, ist das Ihre Sache. Für mich bedeutet das, dass wir alle hier bald nichts mehr zu sagen haben.«
    In diesem Moment betrat der Polizeipräsident den Raum. Er blieb an seinem Platz stehen, bis ihn alle ansahen. »Die Sache mit der Bombe ist vom Tisch«, sagte er mit einem triumphierenden Ton in die Stille hinein. »Mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit, wie man so schön sagt.«
    Der Oberbürgermeister schlug mit der flachen Hand auf den Tisch. »Das ist ja mal eine gute Nachricht. Die erste, seit diese Krise begonnen hat. Das ist der Aufhänger für meine Ansprache.« Plötzlich hielt er inne. Seine Stimme klang misstrauisch, als er weitersprach. »Woher wissen Sie denn das? Ist das wieder eine Annahme aus einem Ihrer Szenarien?«
    »Oh, nein. Wir haben Messungen vorliegen. Ich habe Ihnen doch gesagt, dass dieser Kroneder ein guter Mann ist. Der hat noch in der Nacht veranlasst, dass Messungen angestellt werden. Inzwischen haben wir mit den empfindlichsten Geräten, die uns zur Verfügung stehen, noch mehrfach nachgemessen. Nichts. Absolut nichts.«
    »Aber könnten die Täter die Bombe nicht abgeschirmt haben? Können wir da wirklich sicher sein?« Nach wie vor war der Oberbürgermeister nicht überzeugt.
    »Kroneder hat eine Kalkulation beigefügt. So ein Bleimantel hat ein enormes Gewicht. Es ist praktisch auszuschließen, dass die Täter solch ein Gewicht transportieren konnten.«
    »Aber sie haben doch auch Raketen transportieren können.«
    »Eben. Die sind schon so schwer, dass sich das mit der Ladekapazität nicht mehr bewerkstelligen lässt. Außerdem schreibt er in einer kleinen Notiz, dass die Täter doch vorhaben, das Oktoberfest wieder zu verlassen. Wieso sollten die dann alles in die Luft sprengen wollen? Und sich selbst gleich mit?«
    »Da ist was dran.« Der Oberbürgermeister nickte. »Ich wende mich mit den Messungen so bald wie möglich an die Menschen in dieser Stadt. Das muss an die Öffentlichkeit. So schnell kriegen die uns nicht klein. Und mit Ihrer Einschätzung haben Sie offensichtlich recht.«
    Der Polizeipräsident sah ihn verwundert an. »Welche Einschätzung meinen Sie, Herr Oberbürgermeister?«
    »Ihre Meinung bezüglich dieses Kroneders. Das scheint mir wirklich ein sehr fähiger und geistesgegenwärtiger Mann zu sein.«
    *
    Der Konvoi raste über die Standspur der Autobahn nach München. Vorneweg fuhren zwei Polizeimotorräder mit gellenden Martinshörnern. Dann folgten, mit aufmontiertem Blaulicht, zwanzig gepanzerte Mercedes-Limousinen der S-Klasse. Die Seiten- und Heckfenster waren genauso schwarz wie die Wagen selbst.
    Eine martialische Demonstration geballter Staatsmacht.
    Im ersten Wagen saßen die Leibwächter des Staatssekretärs im Innenministerium. Im Fond des zweiten Wagens befand sich Roland Frühe selbst. Neben ihm saß Polizeidirektor im BGS Hartmut Rainer, der Kommandeur der GSG 9. Ihnen folgten mit einer Geschwindigkeit von über einhundertsechzig Stundenkilometern dreißig Männer der Spezialeinheit zur Bekämpfung von Terrorismus und Schwerstkriminalität. Die Fahrzeuge der Technischen Einheiten, die Kommunikations- und Dokumentationstrupps waren etwas zurückgefallen und wurden von einer eigenen Polizeieskorte begleitet.
    Dr. Frühe beendete gerade ein Telefonat mit dem Innenminister. Er hielt sich den Hörer mit der linken Hand ans Ohr. Roland Frühe war Linkshänder.
    »Richtig, Herr Minister. Genauso sehe ich das auch.«
    Dr. Frühe sah den Kommandeur der GSG 9 an. Man konnte hören, dass am anderen Ende der Leitung gesprochen wurde. Die rechte Hand des Staatssekretärs klappte mehrfach auf und zu wie ein Vogelschnabel. Hartmut Rainer musste lächeln.
    »Nein, da kommen ganz bestimmt keine Alleingänge mehr vor. Jawohl, Herr Innenminister. Richten Sie dem Bundeskanzler meine Empfehlungen aus. Auf Wiederhören, Herr Minister.«
    Er legte den Hörer des abhörsicheren Telefons zurück in die Halterung.
    »Ich schlage vor, dass mein Stab und ich in die Staatskanzlei fahren und dort ein Lagezentrum einrichten. Da können wir diesen Provinzsheriffs am besten auf die Finger schauen. Mein Vorschlag wäre: Sie und Ihre Männer fahren direkt zur Theresienwiese.« Dr. Frühe

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