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Olafur Davidsson 02 - Herbstwald

Olafur Davidsson 02 - Herbstwald

Titel: Olafur Davidsson 02 - Herbstwald Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Guzewicz
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alleine.«
    »Gut. Ich muss Ihnen wohl nicht sagen, wie wichtig diese Nuancen sind.«
    »Es war kein Gespräch, sondern eine Zeugenvernehmung.«
    »Ich verstehe nicht.«
    »Sie haben von einem ›Gespräch‹ gesprochen, aber die Mordkommission führt Vernehmungen durch und keine Gespräche.« Davídsson lächelte milde, als er sah, dass sie verstanden hatte, was er meinte.
    Die gegenseitigen Belehrungen waren völlig unnötig. Jeder von ihnen hatte vermutlich schon unzählige Vernehmungen geführt und kannte die damit verbundenen Spielchen.
    »Ja, gut. Was waren das für Erkenntnisse?«
    »Uns war der eigentliche Name des Opfers unbekannt, weil sich das Opfer in einem Zeugenschutzprogramm befand, als es ermordet wurde. Herr Hofbauer hatte damals Einfluss auf die Unterbringung genommen, dies aber während unserer Ermittlungen verschwiegen.«
    »Welchen Zeitraum hätten Sie sich mit dieser Erkenntnis bei den Ermittlungen sparen können?«
    Davídsson überlegte. »Zwei Wochen vielleicht.«
    »Und Sie? Haben Sie diese Erkenntnis sofort Ihren Kollegen mitgeteilt?«
    »Bei der nächsten sich bietenden Gelegenheit.«
    »Wie viel Zeit ist zwischen der Aussage Ihres Zeugen und der Mitteilung an das Ermittlerteam vergangen?«
    »Das war gleich am nächsten Tag.«
    »Einen Tag also.« Sie schrieb zum ersten Mal etwas in die aufgeklappte Akte, die immer noch vor ihr auf dem Metalltisch lag.
    »Das habe ich nicht gesagt. Das Verhör des Zeugen hat am Abend stattgefunden und die Besprechung, auf der ich Kriminalhauptkommissar Hofbauer darauf angesprochen habe, war am nächsten Morgen.«
    »Also mehr als zwölf Stunden später.«
    Davídsson begriff langsam, welche Richtung dieses Verhör nehmen sollte. Hofbauer stand vermutlich immer noch in der Gunst des bayerischen Innenministers und dieser hatte ihn offensichtlich nicht fallen lassen. Wenn die Öffentlichkeit erfahren würde, dass der Innenminister indirekt auf das Zeugenschutzprogramm seiner eigenen Tochter Einfluss genommen hätte, wäre sein sauberes Image angekratzt und seine aufwendigen Wahlkampagnen würden an Glaubwürdigkeit verlieren.
    Das Ganze war so etwas wie eine Zwangssymbiose zwischen Schirmer-Lunz und Hofbauer.
    Der Kriminalanalyst griff in die Innentasche seines Sakkos und holte sein Handy hervor. Er schaltete die Aufzeichnungs-Funktion ein und legte es offen auf den Tisch, bevor er antwortete: »Zwölf Stunden, ein Tag. Ist das nicht egal? Schließlich wird nicht gegen mich, sondern gegen Herrn Hofbauer ermittelt.«
    »Schalten Sie das wieder aus!« Die Stimme der Polizeirätin war plötzlich scharf und leise geworden.
    »Es gibt keinen Grund dazu.« Ólafur Davídsson tippte ein paarmal mit dem Finger auf das Mikrofon ihres Diktiergerätes. Er war sich sicher, dass derjenige, der das Band abschreiben musste, an dieser Stelle einen gehörigen Schrecken bekommen würde, und vielleicht würde er sogar für ein paar Sekunden taub werden. »Sie wissen ja, zwei voneinander unabhängige Beweismittel sind immer besser für die Beweiskraft.«
    »Wissen Sie eigentlich, dass Hofbauer vor ein paar Jahren seine Frau und seine beiden Mädchen bei einem Autounfall verloren hat?«
    »Ihm wird sicher zugutegehalten werden können, dass er sich selbst angezeigt hat.«
    »Die Mädchen waren elf und acht. Er hatte kurz vor dem Unfall die Wahl, in einen Bus voller Schüler zu fahren oder gegen einen Betonpfeiler. Er hat mit seiner Entscheidung das Leben der Kinder in dem Bus gerettet und dafür das seiner Familie ausgelöscht. Dagegen sind diese Ermittlungen die reinste Farce. Uns geht es nicht darum, einen Schuldigen zu finden. Es geht nur darum, den Fall schnell und effizient aufzuklären, um dann wieder weitermachen zu können.«
    »Aus meiner Sicht steht dem nichts entgegen.«
    Sie schaltete ihr Diktiergerät aus und nahm Davídssons Handy so in die Hand, dass das Mikrofon von ihrem Handballen abgedeckt wurde. »Hofbauer war vermutlich noch nicht ganz einsatzfähig, als ihm dieser Fall übertragen worden ist. Er stand vermutlich noch zu sehr unter Schock, um die Zusammenhänge richtig einordnen zu können. Angesichts dessen, was er erleben musste, ist das nicht so abwegig, wie sich das vielleicht im ersten Moment anhört. Hofbauer konnte sich vielleicht mehr als alle anderen in den bayerischen Innenminister hineinversetzen, weil er wusste, was es bedeutete, sein Kind zu verlieren. Vielleicht war er deshalb einfach nicht dazu in der Lage gewesen, Ihnen zu sagen, wer das

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