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Oliver Hell - Der Mann aus Baku (Oliver Hells zweiter Fall) (German Edition)

Oliver Hell - Der Mann aus Baku (Oliver Hells zweiter Fall) (German Edition)

Titel: Oliver Hell - Der Mann aus Baku (Oliver Hells zweiter Fall) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Wagner
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gemacht, und wieder einmal gewonnen. Hausaufgaben hießen in diesem Fall, dass er Agayer auf den ehemaligen Besitzer der Konfektionsfirma angesetzt hatte. Der hatte etwas Pikantes aus dem Privatleben des Mannes herausgefunden. Der war verheiratet, hatte eine Tochter, die auf Modenschauen seine Produkte vorstellte. Sie hatte eine hoffnungsvolle, internationale Karriere als Modell vor sich. Nur ihrem Vater zuliebe modelte sie auf dessen Modenschauen.
    Doch ihr Vater hatte sich in einem Hamam mit einem anderen Mann getroffen. Homosexualitä t war in einem vom Islam geprägten Staat streng verboten. Selbst wenn nur noch zehn Prozent der Muslime ihren Glauben regelmäßig praktizierten. Wenn es bekannt würde, hätte er sein Gesicht verloren. In seiner Familie. In der islamischen Gesellschaft. Man hätte ihn nicht vor Gericht gestellt, aber er wäre geächtet gewesen. Seine Tochter hätte ihre hoffnungsvolle Modellkarriere aufgeben müssen.
    Agayer hatte in dem Hamam kompromittierende Fotos gemacht und sie ihm zukommen lassen. Darauf ging alles sehr schnell. Die Firma stand zum Verkauf. Keiner in der Familie verstand dies. Auch seine Tochter nicht. Es gab Streit. Der Vater setzte sich durch.
    Als Zugestä ndnis hatte Shukarov ihm versprechen lassen, dass seine Tochter weiter als Modell arbeiten könnte. Allerdings zu den Konditionen der neuen Besitzer, also zu Shukarovs Konditionen.
    Shukarov lehnte sich zufrieden zurü ck in seinen Ledersessel und blickte hinaus auf das Kaspische Meer.
                     
*
     
    Christina Meinhold blickte sich auf ihrem Schreibtisch um.
    „ Wo zur Hölle ist jetzt wieder diese dämliche Akte?“, sagte sie mehr zu sich selbst, als zu ihrem Kollegen am anderen Schreibtisch ihr gegenüber. Sie suchte in einem Aktenstapel, der schon bedenkliche Schieflage hatte. Wie zu erwarten fiel er um und sie schickte den Aktenordnern noch einen leisen Fluch hinterher.
    „ Was?“, murmelte Wendt und schaute kurz auf.
    „ Ich suche die Akte mit den ersten Ergebnissen von der Gerichtsmedizin“, sagte sie.
    Wendt hob die Augenbrauen. „ Die muss bei dir auf dem Tisch liegen. Ich habe sie dort heute Morgen noch gesehen.“
    „ Toll“, fluchte sie, “Ich habe ihn auch vor ein paar Minuten noch gehabt.“
    Sie hob die heruntergefallenen Akten auf und legte sie wieder auf den Tisch.
    „Hier ist sie. Ich habe schon Tomaten auf den Augen.“
    Wendt sah sie lachend an. „ Muss ich das jetzt kommentieren?“
    „ Nein.“ Sie blätterte in dem Aktenordner.
    „ Hast Du eigentlich auch gehört, dass die Presse gestern auch am Fundort der Leichen war und in der ‚Aktuellen Stunde‘ berichtet hat?“ Wendt stand auf und ging zum Schrank herüber und holte sich seine Tasse heraus.
    „ Ja, habe ich. Und ich habe mich gewundert, woher sie das schon wieder wussten. Es gibt wohl doch eine undichte Stelle im Dezernat. Mich würde mal interessieren, wer das ist“ sagte Meinhold.
    „ Ja, ja, das wüsste ich auch gerne. Je nachdem, was da alles berichtet wird, kann es sich auch mal um Vertraulichkeiten handeln.“
    „ Stimmt, aber das ist nicht unsere Aufgabe, das aufzuklären.“ Meinhold schüttelte bekräftigend ihren Kopf.
    Wendt zog einen P apierfilter aus der Verpackung und legte ihn in den Filter der Kaffeemaschine. Akribisch häufte er das Kaffeemehl hinein.
    Meinhold schaute sich die Bilder in der Akte an. Die Verstü mmelungen der Frauen. Schauderhaft. Auf dem polierten Sektionstisch sahen sie noch mitleiderregender aus. Wer tat so etwas?
    „ Wo ist eigentlich Klauk?“
    „ Weiß nicht“, antwortete Wendt und schaltete die Kaffeemaschine ein, „Er war gestern Abend noch bei der UN, um die Mitarbeiter zu befragen, die in der Nacht Dienst hatten.“
    „ Ich denke nicht, dass da viel bei raus kommt.“
    „ Nein, ich auch nicht. Wenn die ihre Scheißkameras etwas anders eingestellt hätten, dann gäbe es ein perfektes Video von dem LKW. Doch so? Man sieht nur den Arm des Fahrers.“
    Die Kaffeemaschine zog Wasser und gab ein fauchendes Geräusch von sich.
    „ Wir haben doch die Adresse des ehemaligen Besitzers. Vielleicht ergibt sich ja doch noch eine Verbindung. Man sollte es nicht ganz abschreiben. Oder wir finden den LKW irgendwo.“
    Wendt schaute zu seiner Kollegin herü ber. Er bewunderte ihr positives Denken. Er war oft zu ungeduldig. Lösungsorientiert.
    „ Ja“, sagte er, „Wir sind alles gute Ermittler. Aber wir können nur gute Arbeit leisten, wenn wir auch

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