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Oliver Hell - Der Mann aus Baku (Oliver Hells zweiter Fall) (German Edition)

Oliver Hell - Der Mann aus Baku (Oliver Hells zweiter Fall) (German Edition)

Titel: Oliver Hell - Der Mann aus Baku (Oliver Hells zweiter Fall) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Wagner
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Waffe, die das ‚Griechische Feuer‘ genannt wurde. So nannten es die Feinde, deren Schiffe von dieser verheerenden Brandwaffe versenkt wurden. Am Bug der Dromone war eine Art Flammenwerfer angebracht, der in der Lage war, dieses Feuer auf die gegnerischen Schiffe zu schleudern. Der Hauptbestandteil war Öl. Zu dem Öl hatten die Byzantiner noch eine Beifügung aus Pech und weiteren Zuschlagstoffen gemischt, die es unmöglich machten, das Feuer zu löschen. Ein Schiff, was von dem Flammenwerfer getroffen wurde, war verloren.
    Die Byzantiner nannten ihre Waffe ‚ Seefeuer‘. Die Zusammensetzung des Feuers war lange Zeit geheim. Keine andere Nation kannte sie, und so blieb es über Jahrzehnte bei der Vorherrschaft der byzantinischen Flotte auf den Meeren. Die Grundlage für das ‚Griechische Feuer‘ war das Erdöl, was um die Halbinsel Abseron im heutigen Aserbaidschan gefördert wurde. Oder wie es damals noch war, das Öl sickerte einfach aus dem Boden. Als das Byzantinische Reich verfiel, galt das nicht für die Ölquellen. Die versickerten nicht.
    Dieses Ö l begründete den Reichtum des Landstriches. Sowohl darauffolgend, zur islamischen Zeit des Landes, als auch später. Während der russischen Periode Aserbaidschans wurde der industrielle Abbau der Ressourcen stark vorangetrieben. Es folgte ein weiterer starker, wirtschaftlicher Aufschwung, verbunden mit immensen Produktionssteigerungen auf den Ölfeldern von Abseron. Damit schaffte es die russische Wirtschaft, autark bei der Versorgung mit Produkten der petrochemischen Industrie zu werden. Bereits Ende des letzten Jahrzehnts des neunzehnten Jahrhunderts stieg die Gegend um Baku zum weltgrößten Abbaugebiet auf, und versorgte auch den westeuropäischen Markt mit Erdöl. Nach der Erschließung der riesigen Förderflächen in Sibirien ging die Bedeutung der aserbaidschanischen Ölquellen im wirtschaftlichen Leben der Sowjetunion langsam zurück.
    Anfang der neunziger Jahre zerriss der Eiserne Vorhang endgü ltig, und auch die Sowjetunion zerfiel langsam. Im Jahr 1991 wurde auch Aserbaidschan selbständig. Es wurde eine Republik ausgerufen. In den zwanzig Jahren seitdem hatte sich in Aserbaidschan eine Zweiklassengesellschaft entwickelt. Diejenigen, die in dem Land das Sagen hatten, gehörten zur Partei ‚Neues Aserbaidschan‘ die auch den Präsidenten stellte.
    Der Prä sident des Landes hieß Ilhan Aliyev. Sein Bild hing an der Wand hinter dem Schreibtisch von Ruslan Shukarov. Auf dem Bild, was ihn zusammen mit dem Präsidenten Aliyev zeigte, war deutlich zu sehen, wie sehr sich die beiden Männer zugetan waren. Es war auf einem Schiff aufgenommen. Shukarov und Aliyev in maritimer Freizeitkleidung auf der Kommandobrücke des Präsidentenschiffes. Jeder mit einem Glas Champagner in der Hand. Gutgelaunt.
     
    Ruslan Shukarov schaute auf das Gerät in seiner Hand. Es war ein Geschenk für seinen Sohn Teymur zu seinem zehnten Geburtstag. Es zeigte keine GPS-Koordinaten an. Er hielt es hoch. Das Gerät schwieg. Ausschalten, wieder einschalten. Jetzt tat sich etwas. Wenn es annähernd die Koordinaten von Baku anzeigen würde, dann war es in Ordnung. Vierzig Grad, sechsunddreißig Minuten Nord, neunundvierzig Grad, zweiundachtzig Minuten Ost. Passt, dachte er. Er trat an das Fenster, die Position änderte sich. Also arbeitete das Gerät richtig. Er schaltete es wieder aus und legte es zurück in die Verpackung.
    Shukarov trat erneut ans Fenster und schaute ü ber die Bucht. Sein Büro lag im vierunddreißigsten Stockwerk des einhundertneunzig Meter hohen ersten Gebäudes der Flame Towers. Das Gebäude hatte noch fünf Stockwerke mehr, doch gab es dort nur Wohnungen. Er besaß auf der vierunddreißigsten Etage eine Wohnung und ein Büro. Der Komplex bestand aus drei Gebäuden. Die Glasfassade der Gebäude erinnerte von der Bauform her an sich nach außen windende Flammen. Der höchste Punkt der Gebäude lag außen. Daher der Name Flame Towers. Tagsüber strahlte die Fassade der Häuser eine strenge, blaue Kühle aus. Nachts wurden sie illuminiert und dann taten sie ihrem Namen alle Ehre. Flammen loderten. Weithin sichtbar brannte scheinbar ein riesiges Feuer.  Orangerot.  Rot. Über die ganze Stadt.
    Es hatte Shukarov einiges gekostet, sich in dem Gebä ude eine ganze Etage zu sichern. Es gab in der Stadt sehr viele Interessenten für solch einen Prestigebau. In Baku regierte das Geld. Shukarov besaß Geld. Das hatte er auch diesmal wieder eingesetzt. Der

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