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Oliver Hell - Der Mann aus Baku (Oliver Hells zweiter Fall) (German Edition)

Oliver Hell - Der Mann aus Baku (Oliver Hells zweiter Fall) (German Edition)

Titel: Oliver Hell - Der Mann aus Baku (Oliver Hells zweiter Fall) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Wagner
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Visum.“ 
    *
    Dr. Leck musterte Vater und Sohn. Oliver und Christoph Hell saßen in der Cafeteria des LVR und tranken Kakao. Den hatte sich Christoph gewünscht. Vor ihm auf seinem Teller lagen noch drei Teilchen. Eines hatte er in der Hand und biss genüsslich hinein. Christoph hatte Appetit, der durch die Therapie ausgelöst wurde. Er konnte essen ohne Ende. Die Medikamente, die er einnahm, lösten das aus. Bis zum Ende der Therapie würde er sicher einige Kilos zugenommen haben.
    „ Wenn du irgendetwas brauchst, dann sag mir bitte Bescheid“, sagte Hell. Christoph biss in sein Plunderteilchen und nickte.
    „ Es geht mir ganz gut“, sagte er noch kauend.
    „ Das freut mich“, sagte Hell und blickte zu Dr. Leck herüber. Deren Blick haftete auf seinem Sohn. Er lächelte. Sie bemerkte es.
    „ Ich denke, dass ihr Sohn hier gut aufgehoben ist. Ich werde mich mit den behandelnden Ärzten kurzschließen, dann bin ich auf dem Laufenden“, sagte sie.
    „ Vielen Dank“, sagte Hell.
    „ Es ist aber auch genauso wichtig für das Gelingen der Therapie, dass sie beiden sich miteinander auseinandersetzen. Schließlich liegt ein Teil der Sucht ihres Sohnes in ihrem Verhältnis begründet.
    Worte, die kein Vater gerne hö rte. Dr. Leck gab ihm eine Teilschuld. Als hätte er das nicht schon gewusst. Aber musste sie es ausgerechnet jetzt äußern? War es ein Schachzug, um ihn in den Augen seines Sohnes zu maßregeln, um seine eigene Position zu festigen?
    „ Sicher“, sagte er bloß. Er blickte etwas mürrisch drein. Auch das entging Dr. Leck nicht.
    Verdammt dachte er, das wü rde sie etwas kosten. Mindestens einen Kaffee im Café Göttlich.
    „ Beide Seiten haben Fehler gemacht. Es ist ganz wichtig, dass beide Seiten das einsehen und offen aufeinander zugehen.“
    Es reicht nun langsam, dachte er. Er schaute Dr. Leck an. Der Blick, den er zurü ck erhielt, war fest und durchdringend. Er schien ihn zu fragen, was er hier wollte, wenn er sich so zurückhaltend verhielt.
    „ Sicher, Frau Doktor, Sie haben recht“, sagte er noch einmal.
    „ Gut, dann treffen wir uns am Ende der Woche wieder hier. Christoph, ich möchte mich von Ihnen verabschieden“, sagte sie zu Hells Sohn. Sie nannte ihn beim Vornamen, hielt aber auch verbal einen Abstand.
    Christoph stand auf und gab ihr die Hand zum Abschied. Oliver Hell stand ebenfalls auf. Dabei war er so ungeschickt, dass er beinahe seinen Stuhl umwarf. Er fing ihn gerade noch auf.
    „Herr Hell“, sagte Dr. Leck, „Wenn Sie vielleicht noch eine halbe Stunde Zeit haben? Ich möchte mich noch über ein paar Details mit Ihnen unterhalten.“
    Er lä chelte. Wie gut, dass ich nicht fragen muss, dachte er und schob den Stuhl an den Tisch heran.
    Vater und Sohn verabschiedeten sich. Auch das beobachtete die Doktorin mit Argusaugen. Hell bekam das nicht mit. Er war voller Vorfreude. Niemand hätte gedacht, dass sich so schnell die Gelegenheit bieten würde, ein privates Gespräch zu führen. Am wenigsten er selber.
    *
    Es war halb sieben. Längst war es dunkel, als sich Hell im Besprechungsraum einfand. Er versuchte, sich mit aller Macht zu konzentrieren. Das gelang ihm nur leidlich. Noch schwirrte das Gespräch mit Dr. Leck im Kopf herum. Sie waren zu Fuß ins Café Göttlich gegangen. Auf dem Weg dorthin, hatten sie über die zu erwarteten Schwierigkeiten bei der Therapie gesprochen. Im Café Göttlich hatte Hell von dem neuen Fall berichtet. Dr. Leck hatte ihm bestätigt, dass der Täter, der zu so einer Tat fähig war, unheimlich gefährlich war. Sie gab ihm zu bedenken, dass der Täter diese Verstümmelungen an den Frauen auch aus einem anderen Grund ausgeführt haben konnte. Nicht nur, weil er etwas verbergen wollte. Eine solche Tat könnte auch von einem Serienkiller ausgeführt worden sein. Aber die Tatsache, dass es sich wohl um Arbeiterinnen handelte, bestätigte diese These nicht. Dr. Leck war bemüht zu helfen. Sie dachte eher laut nach.
    Hell dagegen hatte wieder gekniffen. Er hatte ihr nichts ü ber seine Gefühle verraten. Plötzlich kam ihm das so unwichtig vor. Seine Gefühle. So klein. So unbedeutend. Jetzt aber fühlte er sich wieder wie ein Feigling. Ein emotionaler Versager.
    „ Chef, haben Sie das verstanden?“, fragte ihn Meinhold.
    „ Selbstverständlich“, log er. In der Tat hatte er nicht gehört, wie sie erklärte, ein Amtsersuchen an alle beteiligten Dienststellen in der BRD geschickt zu haben. Sollte es einen ähnlich gearteten Fall geben, würde

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