Oliver Hell - Der Mann aus Baku (Oliver Hells zweiter Fall) (German Edition)
zuständige Mann, für die Vergabe und den Verkauf der Etagen, saß jetzt zufrieden auf seiner neuen Yacht. Seit vier Monaten lebte Shukarov jetzt mit seiner Familie in dem modernen Gebäude.
Baku, die Hauptstadt Aserbaidschans, wurde im Jahr 2000 von einem schweren Erdbeben erschü ttert. Viele der Gebäude der historischen Altstadt wurden zerstört oder schwer beschädigt. Teile dieser Altstadt, unter anderem Teile der Stadtmauer, stammten aus dem elften Jahrhundert. Beinahe zeitgleich hatte die UNESCO die Altstadt zum Weltkulturerbe ernannt. Im Zuge der Aufräumarbeiten wurden viele der historischen Gebäude abgerissen. Die freien Grundstücke wurden an internationale Firmen verkauft. Die UNESCO reagierte und setzte die Altstadt auf den Index des gefährdeten Weltkulturerbes.
Die Verantwortlichen stoppten die Abrissarbeiten, und damit auch die Ansiedlung von internationalen Firmen. Shukaro vs Familie hatte in der Altstadt auch einen historischen Palast besessen. Seit Generationen. Die Familie lebte zwar nicht dort, er war eher eine Art Wochenendhaus, oder ein Gästehaus für die internationalen Kunden. Dieser Palast wurde bei dem Erdbeben ebenfalls stark beschädigt. Shukarovs Vater ließ das historische Gebäude abreißen und verkaufte das Grundstück mit immensem Gewinn an eine amerikanische Firma. Trotz des ausgesprochenen Verbotes. Niemand kümmerte sich darum.
Shukarov war der Sohn eines der er folgreichsten und einflussreichsten Männer der Stadt. Sein Vater, Vasilij Shukarov, hatte sein Geld mit Erdöl gemacht. Wie so viele in Aserbaidschan. Doch nachdem die Erdölquellen an Land zu versiegen drohten, hatte er sein Ölimperium verkauft und hatte sich dem Handel zugewandt. Mittlerweile wurde weit draußen, im Kaspischen Meer, nach Erdöl gebohrt. Das war viel teurer. Sein Vater hatte das vorhergesehen und beizeiten reagiert. Nachdem er seine Firma an seinen Sohn übergeben hatte, zog er sich von allem zurück. Ruslan Shukarov hatte das Geschick seines Vaters geerbt. Er baute die Firma weiter aus, mittlerweile nicht nur im benachbarten Ausland, sondern auch bis nach Europa. Die Globalisierung machte es möglich.
Shukarov war ein strukturierter Mensch. Er h atte ein beinahe fotografisches Gedächtnis für Details. Nichts vergaß er. Konnte sich auch noch nach Jahren an auch kleine Details erinnern. Das wussten seine Freunde und vor allem seine Konkurrenten. Mit Shukarov war nicht zu spaßen.
Er hatte das GPS-Ger ät wieder in der Verpackung verstaut. Er legte sie auf seinen beinahe leeren Schreibtisch. Dort standen nur einige große Bildschirme, auf denen er die internationalen Börsenkurse verfolgen konnte, eine Tastatur, eine Maus und zwei Telefone. Nichts Persönliches. Er schloss eine der Schubladen des schweren hölzernen Schreibtisches auf, der mit persischen Motiven verziert war. Darin lagen mehrere Handys. Eines der Telefone nahm er jetzt in die Hand. Er tippte eine Handynummer in das Display und drückte auf das grüne Hörersymbol. Es klingelte. Er ging mit dem Telefon am Ohr wieder zum Fenster. Jemand nahm ab.
„ Agayer“, antwortete eine Stimme.
„ Shukarov. Ich brauche Sie. Kommen Sie heute Abend um neunzehn Uhr ins übliche Restaurant. Packen Sie schon mal die Koffer. Sie fliegen nach Deutschland. Dort gibt es Arbeit für Sie. Alles Weitere erfahren Sie später.“
„ In Ordnung“, sagte Agayer.
„ Sein Sie pünktlich.“
„ Sicher.“
Shukarov legte das Telefon wieder in die Schublade. E r hatte sich gerade an seinen Schreibtisch gesetzt, als seine Sekretärin den Raum betrat. Sie kam mit einer Mappe zu ihm herüber.
„ Ich brauche noch einige Unterschriften, Herr Shukarov.“
Er sah sie kalt an. Schien nicht zu begreifen. Sie legte die Unters chriftenmappe vor ihn auf den Tisch. Er warf einen Blick auf das Schreiben, was er unterzeichnen sollte.
„ Das sind ja gute Nachrichten“, sagte er und sein Blick erhellte sich merklich.
„ Ja, die Gegenseite hat sich auf das Angebot eingelassen.“
Ganz nebenbe i hatte Shukarov eine Produktionsfirma für hochwertige Designerkleidung erworben. Nicht er selber, für solche Transaktionen hatte er seine Fachleute. Er blieb im Hintergrund. Jetzt unterzeichnete er die Kooperationsvereinbarung. Alsdann steckte er den Federhalter zurück in sein Sakko und schaute seine Sekretärin zufrieden an. Die klappte die Unterschriftenmappe zusammen, und ging wieder hinaus.
Der Wolf hatte wieder seine Zä hne gezeigt. Er hatte seine Hausaufgaben
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