Oliver Hell - Der Mann aus Baku (Oliver Hells zweiter Fall) (German Edition)
ergeben?“
Wendt trommelte ungeduldig mit seinem Kuli auf dem Rü cken eines Aktenorders.
Klauk runzelte die Stirn, als er s ich an den gestrigen Abend erinnerte. „Nichts, rein gar nichts. Wir können bloß hoffen, dass wir noch was aus dem Video rausholen. Die Leute bei der UN genießen dort ihren Büroschlaf. Keiner hat etwas gesehen, keiner hat etwas bemerkt.“
„ Scheiße.“ Wendt warf ärgerlich seinen Kuli auf den Tisch.
„ Ja, kannste laut sagen. Ich habe mir auch mehr erwartet. Aber du musst dir die Leute anschauen. Kein Wunder.“ Klauk zog sich einen Stuhl herbei und setzte sich neben Wendt.
Meinhold stand auf. „ Ich geh noch mal rüber in die KTU und schaue mir das Video noch mal an.“
„ Brauchst Du nicht. Ich habe es hier auf dem PC. Komm rüber“, sagte Wendt und deutete auf seinen PC vor sich.
Meinhold schaute ihn fragend an. „ Wieso hast Du das auf deinem Rechner?“
„ Vergiss nicht, ich bin ein guter Polizist“, sagte er lachend.
*
Durch die Zeitzone, in der Baku liegt, war es dort bereits Viertel vor sieben. Mashad Farhad Agayer saß längst im verabredeten Restaurant. Er wusste, dass man bei einem Treffen mit Shukarov besser weit vor der Zeit anwesend war. Er war müde, daher bestellte er sich einen türkischen Mokka.
„ Aber bitte sehr stark“, sagte er zu dem Kellner. Der nickte.
Agayer hatte bereits seinen Koffer gepackt, und ihn in seinem Auto deponiert. Nicht viele wandt en sich mit einem Anliegen an ihn. Wenn Shukarov es tat, dann war es meistens sehr dringend. Erfahrungsgemäß waren es Aufträge, die höchste Verschwiegenheit voraussetzten. Nicht selten waren sie illegal. Manchmal auch darüber hinaus. Er hatte Shukarov beim Militär kennengelernt. Shukarov war dort sein Vorgesetzter. Von ihm hatte er alles gelernt, was er konnte. Sie trennten nicht viele Lebensjahre, doch Shukarov war für ihn wie ein Idol. Nicht zuletzt dadurch, dass er eigentlich gar nicht zum Militär hätte gehen müssen. Es wäre für seinen einflussreichen Vater sicher leicht gewesen, ihn vom Dienst freizukaufen. Doch Shukarov wollte das nicht. Er ging zum Militär, blieb dort so lange, bis sein Vater sein Geschäft an ihn übergab.
Seitdem arbeitete Agayer fü r ihn. Jetzt wartete er darauf, seinen neuen Auftrag entgegen zu nehmen. Es hieß, er solle nach Deutschland fahren. Deutschland. Da war er noch nie gewesen. Bisher hatten seine Aufträge ihn meist innerhalb des Landes beschäftigt oder in die Türkei geführt. Soweit in den Westen zu kommen, das war neu.
Der Kellner kam, und brachte den Mokka.
Hinter dem Kellner tauchte plötzlich Shukarov auf. „Bringen Sie mir bitte auch einen Mokka“, sagte er und setzte sich Agayer gegenüber auf den Stuhl. Sie reichten sich die Hand zur Begrüßung über den Tisch hinweg. Unter Militärkameraden wurde kein großer Bahnhof gemacht.
„ Wie geht es Ihnen, Agayer?“
„ Gut. Danke der Nachfrage.“
„ Ich will nicht lange herumreden“, fing Shukarov an, „Ich habe ein Problem. Einer meiner Männer in Deutschland ist völlig aus dem Ruder gelaufen. Es hat Tote gegeben. Sinnlose Tote. Tote, die viel Aufmerksamkeit auf uns lenken können. Kümmern Sie sich bitte um den Mann.“
Er schob ihm ein Bild ü ber den Tisch, was er zuvor aus der Innentasche des Sakkos gezogen hatte.
Agayer schaute sich das Bild an. Shukarov musterte Agayer.
„ Der Name ist Ufuk Badak. Sorgen Sie dafür, dass er Ruhe gibt.“
„ Alle Freiheiten?“ Shukarov nickte.
„ Ich möchte wieder Ruhe haben. Sie haben freie Hand. Ich vertraue Ihnen da voll und ganz.“ Seine Stimme klang freundlich, doch Agayer wusste, was passieren konnte, wenn man Shukarov verärgerte.
„ In Ordnung, dann …“ er unterbrach den Satz, denn der Kellner brachte den Mokka für Shukarov.
Der drü cke dem Kellner Geld in die Hand. Für die beiden Mokka und ein viel zu großes Trinkgeld. Der junge Mann schaute zuerst völlig erstaunt und wollte ihm das Wechselgeld geben. Shukarov winkte ab. Der Kellner bedankte sich dann überschwänglich und ging mit einem Strahlen. Das Trinkgeld war größer als sein gesamter Tagesverdienst.
„ So macht man sich Freunde“, sagte Shukarov mit einem jovialen Lächeln.
„ Ich werde wann fliegen?“
„ Morgen. Ich werde für Sie das Visum am Schalter von Aserbaijan Airlines hinterlegen lassen. Der Flieger geht um halb acht. Ihre Kontaktperson in Deutschland heißt Behrend. Alles Weitere finden Sie in einem Umschlag zusammen mit dem
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