Oliver Hell - Der Mann aus Baku (Oliver Hells zweiter Fall) (German Edition)
Das wäre mein Traum. Und ja, ich würde mir ein Bein ausreißen. Welches soll ich nehmen?“
Fü r Oliver Hell war es eine Frage der Persönlichkeit. Er würde Meinhold keine Steine in den Weg legen. Sie würde eine gute Ausbildung als Profilerin hinlegen. Da war er sich sicher. Aber sie war auch ohne diese Spezialisierung eine Bereicherung für das Team. Sein Team. Und er musste das bestmögliche Team zusammenstellen. Gerade jetzt, wo wieder dieser medienträchtige Fall anstand. Keiner wusste, wie sich diese junge Frau schlagen würde. Meinhold hatte ihren eigenen Kopf. Lea Rosin machte im Moment den Eindruck, als sei es ihr total wichtig in sein Team zu kommen. Sicher. Und sie hatte keine Zeit gehabt, sich lange auf dieses Gespräch vorzubereiten.
Doch was er vermutete war, dass er nun als Ersatz fü r Meinhold eine sicherlich talentierte junge Frau ins Team holen würde, die ihm aber nicht eigenständig genug schien. Sie kam von der Polizeihundertschaft. Dort musste man ebenfalls in einem Team funktionieren. Klar. Aber die Arbeit in einem kleinen Team, wo sich jeder direkter einbringen musste, war etwas anderes. Hier gab es eine andere Hierarchie. Dort klare Befehlsstrukturen ohne Einflussmöglichkeit, hier in seinem Team hatte er zweifelsohne das Sagen. Aber jeder konnte sich selber einbringen. Das forderte er sogar.
„ Warum soll ich Sie Meinhold vorziehen, Frau Rosin?“ Hell pokerte.
„ Sie müssen mich nicht vorziehen. Christina Meinhold kommt wieder zurück. Ich möchte bis zu diesem Zeitpunkt so viel wie möglich lernen.“
Er gab sich einen Ruck.
„Gut, Frau Rosin. Ich bin ehrlich. Sie haben mich noch nicht völlig überzeugt. Das liegt aber nicht an ihrer Person, sondern an dem, was Sie bisher getan haben. In einer Hundertschaft herrschen andere Strukturen. Hier in meinem Team ist das anders. Wir haben im Moment einen schwierigen Fall. Was tun Sie in den nächsten Tagen?“
„ Ich habe zurzeit Urlaub.“
„ Gut, ich werde Sie für den Rest der Woche als Unterstützung anfordern. Ihr Urlaub hat gerade ein Ende. Wenn Sie mich überzeugen, sind Sie drin. Ist das für Sie in Ordnung?“
„ Ja, das ist mehr als in Ordnung. Was ist das für ein Fall? Die ermordeten Frauen ohne Gesicht?“
Lea Rosin wä re dem Kommissar am liebsten um den Hals gefallen. Doch blieb sie äußerlich cool.
Nutze deine Chance, sagte sie sich.
„Ja, genau dieser Fall. Es kann sein, dass wir über einen verdeckten Ermittler Informationen erhalten. Aber lassen Sie uns herübergehen, ich möchte Sie dem Rest des Teams vorstellen.“
Er stand auf und machte eine einladende Geste in Richtung der Türe. Rosin zögerte einen Moment. Hell bemerkte ihre Zurückhaltung.
„ Sie brauchen keine Angst zu haben, die beiden Männer sind hervorragende Kollegen. Die beißen nicht.“
Lea Rosin lachte. „ Nein, ich bin nur noch nicht ganz in der Situation drin. Gestern noch im Urlaub ohne einen Schimmer von dem, was heut mit mir passiert. Ich blieb nur einen Moment sitzen, damit mein Kopf das alles kapiert. Sorry, nein, ich habe keine Angst“, sagte sie mit einem entzückenden Lächeln um die Augen und stand auf, „Es ist nur so, wenn Träume auf der Überholspur an einem vorbeiziehen, dann bleibt man manchmal staunend zurück. So, aber jetzt bin ich bereit. Lassen Sie uns gehen.“
Hell ging vor, und ö ffnete die Tür zum Büro von Wendt, Klauk und Meinhold. Meinhold hatte ihren Kollegen von einer bevorstehenden Veränderung berichtet, aber verschwiegen, dass es sich um eine neue Kollegin handelte. Sie war ebenfalls neugierig, was das Gespräch zwischen Hell und Rosin ergeben hatte. Wendt war sogar aufgestanden, und hatte versucht, an der Tür von Hell zu lauschen. Aber er hatte nichts hören können. Enttäuscht war er wieder zurückgekommen. Er hatte weiter versucht, Meinhold zum Reden zu bewegen. Die hatte aber beharrlich geschwiegen.
Als sich nun d ie Türe öffnete, blickten beide Männer neugierig über ihre Schultern. Hinter Hell trat Lea Rosin in den Raum. Die Kerle sehen ja nett aus, besonders der mit der Brille, dachte Rosin.
„ Liebe Kollegen, ich möchte Ihnen Lea Rosin vorstellen“, fing Hell an, „Frau Rosin unterstützt uns einige Tage lang. Sie möchte die Arbeit der Kriminalpolizei kennenlernen.“
Und an die Herren im Raum wandte er sich mit den Worten: „ Die beiden Herren stellen sich bitte selber vor, Frau Meinhold kennen Sie ja schon.“
Wendt, de r am nächsten zur Türe saß, stand auf, und
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