Oliver Hell - Der Mann aus Baku (Oliver Hells zweiter Fall) (German Edition)
hielt ihr die Hand hin. „Sehr erfreut, mein Name ist Jan-Phillip Wendt. Auf gute Zusammenarbeit.“
„ Sehr angenehm, Herr Wendt.“ Rosin gab ihm die Hand. Er schüttelte sie kräftig.
„ Hallo, ich bin Sebastian Klauk. Schön, dass Sie da sind.“
Ihm fiel ihr fester Hä ndedruck angenehm auf. Er stolperte beinahe ein wenig über den Stuhl von Wendt, weil er den Blick von der jungen Frau nicht lassen konnte. Sie war das genaue Gegenteil von Meinhold. Drahtig, kurzhaarig, durchtrainiert. Christina Meinhold war weiblich, langhaarig, Sport trieb sie nur, wenn es sein musste. Er hielt Meinhold für eine tolle Frau, aber Lea Rosin entsprach genau seinem Typ.
„ Angenehm, ich bin Lea Rosin.“ Klauk vergaß beinahe, ihre Hand wieder loszulassen. Meinhold versuchte, den Blick von Rosin zu erhaschen. Vielleicht würde sie mit einem Zwinkern etwas verraten. Doch sie bekam keinen Hinweis. Rosin zog flüchtig die Brauen hoch. Schüttelte nur kurz verstohlen den Kopf. Sie konnte eben kein Ergebnis rückmelden. Sie hatte keines. Rosins verschleierter Blick ging durch den Raum. Was hast du geglaubt? Dass alles so glattgeht und Hell dir die Füße küsst?
„ Wer holte Frau Rosin ins Thema?“, fragte Hell.
„ Ich kann das gerne tun“, sagte Klauk. Als sie die Stimme Klauks hörte, wurde sie wieder zurückgeholt aus der Enttäuschung. Sie klang warm und angenehm.
Der schlaksige Klauk stand immer noch, wä hrend Wendt und alle anderen sich bereits gesetzt hatten.
„ Ich fange mal mit dem an, was wir nicht haben. Wir haben keine konkrete Spur. Wir haben keine Anhaltspunkte, wir haben Indizien. Und wir haben drei ermordete Frauen, die vermutlich ein Handwerk ausgeübt haben. Sie wurden bestialisch ermordet. Zudem wurde ihnen brutal danach noch die Gesichtshaut entfernt.“ Er stutzte, weil er nicht wusste, ob er ihr den Ordner mit den Fotos geben solle. Er hielt ihn in der Hand, gab ihn ihr dann zögernd herüber.
„ Die Bilder sind nicht schön anzusehen. Ich warne Sie da mal besser vor.“
Keiner wusste , ob die junge Polizistin gewöhnt war, solche Bilder zu sehen. Sie schlug die Mappe auf, und schaute in die zerstörten Gesichter der Frauen.
„ Oh, mein Gott“, entfuhr es ihr, „Das war kein Messer. Es sieht aus, als sei die Haut einfach abgerissen worden. Da haben Sie recht, das ist wirklich brutal.“
Rosin offenbarte damit gleich drei Dinge. Sie war es gewö hnt, solche Bilder zu sehen. Sie war nicht zimperlich. Sie konnte aus Bildern gute und richtige Schlüsse ziehen. Das sich ihr Magen zu einem kleinen, harten Fremdkörper zusammenballte, bekam keiner mit. Sie besaß ein effektives Pokerface, auf das sie sich verlassen konnte.
Hell machte einen Haken auf seiner Positivstrichliste. Lea Rosin hatte ü berraschend cool reagiert. So hatte er es gesehen.
„ Haben Sie Erfahrung mit forensischen Untersuchungsergebnissen?“, fragte er.
„ Ja und nein. Praktisch nein, theoretisch ja.“
„ Woran glauben Sie sehen zu können, dass es kein Messer war?“
„ Es sind keine glatten Schnittflächen zu sehen. Nur die Ansätze sind mit einem Messer ausgeführt. Der Rest ist ausgefasert.“ Das war völlig korrekt.
Wendt hö rte sich das alles ruhig an. Er fragte sich, was hier gerade vor sich ging. Meinhold hatte nichts verraten, nur von Veränderungen gesprochen. Hell wirkte merkwürdig angespannt, was nicht an der Erfolglosigkeit der bisherigen Ermittlungen liegen konnte. Das machte ihm nichts. Hell vertraute auf sein kriminalistisches Gespür. Er war nur dann angespannt, wenn es etwas gab, was außerhalb seines Einflusses lag.
Verä nderungen. Was würde sich verändern? Das alles konnte nur bedeuten Meinhold steigt aus. Klauk und er hatten keine anderen Ambitionen. Meinhold schon. Lea Rosin hatte ihn und Klauk begrüßt, Meinhold hatte sie nicht begrüßt. Das ließ den Schluss zu, dass sich die beiden bereits gesehen hatten. Also hatte Meinhold die Neue angeschleppt. Was ihn etwas traurig zurückließ, weil sie ihn wieder mal nicht alles anvertraute. Sie hatten erst kürzlich miteinander telefoniert. Aber sie hatte geschwiegen. Nun, es änderte nichts.
Fü r ihn war es klar: Meinhold würde gehen, Rosin würde kommen.
Mitten in einer laufenden Ermittlung war das keine wirklich gute Idee. Aber das war nicht sein Problem. Das war Hells Problem. Daher auch seine Anspannung. Dennoch gab er seine Zurü ckhaltung auf.
„ Frau Rosin“, fragte er, „Was erwarten Sie von uns? Sollen wir mit Ihnen
Weitere Kostenlose Bücher