Oliver Hell - Der Mann aus Baku (Oliver Hells zweiter Fall) (German Edition)
Gedanken daran verschwendet, in das Team von Oliver Hell zu kommen. Dann kam der Anruf von Christina Meinhold. Sie hatte daraufhin die ganze Nacht kaum ein Auge zuge macht. So aufgeregt war sie.
Oliver Hell. Der Mann war bei den Polizeischü lern eine Legende. Seine Art, sich um seine Mitarbeiter zu kümmern, und sie von Anfang an zu beteiligen, war bekannt und allseits beliebt. Immer war er für seine Mitarbeiter da, im Beruf wie auch privat. Doch nicht nur menschlich war Hell ein Vorbild, auch als Kriminalist tauchte er mit seinen Ermittlungserfolgen in den Lehrbüchern auf.
Fü r Lea Rosin war er sehr nah, da sie in Köln ihre Ausbildung absolvierte. Dort hatte sie an der Fachhochschule für öffentliche Verwaltung im Fachbereich Polizeivollzugsdienst ihr Bachelorstudium als Jahrgangsbeste abgeschlossen. Dort geisterte der Name Hell immer durch die Flure und Hörsäle.
Sie hatte sogar an einem Einsatz mit einer Polizeihunderts chaft teilgenommen, den Hell geleitet hatte. Dort war er ihr aber sehr mürrisch und schlecht gelaunt vorgekommen. Der Einsatz war umsonst, die Lagerhalle, in der sich die gesuchte Bande aufhalten sollte, war bereits geräumt. Sie ordnete sein mürrisches Auftreten dieser Tatsache unter. Ihr Traum war es bei der Kripo dort zu arbeiten, wo sie sich auskannte. Im Rheinland. Hier war sie aufgewachsen. Und eine Chance im Team von Oliver Hell zu erhalten, das war jetzt greifbar nah.
Sie parkte ihren alten Golf in einer Parktasche gegenüber der Polizeistation. Sie verzichtete wie immer darauf, den Wagen zu verschließen. Das Schloss war schon seit Jahren defekt. Der Golf war beinahe so alt wie sie.
Lea Rosin war neunundzwanzig Jahre alt, ihr Golf nur fü nf Jahre jünger. Sie klappte die Sonnenblende herunter, betrachtete sich in dem schon leicht blinden Spiegel und zupfte eine schwarze Locke aus ihrer Stirn. Sie schürzte ihre Lippen.
Jetzt gilt ’s, weißt du?
Sie kniebelte ihre Augen zusammen und blickte sich im Spieg el herausfordernd an.
Dann atmete sie einmal krä ftig aus. Als sie fünf Minuten später vor der Türe zum Büro von Oliver Hell stand, tat sie das erneut. Dann klopfte sie.
*
Als Ufuk Badak das Treffen mit Behrend und Agayer verließ, blieb er in der Nähe. Er beobachtete, wie die beiden Männer noch kurz miteinander sprachen, bevor Agayer den Bahnhofsvorplatz in seine Richtung verlies. Er drückte sich in einen Hauseingang. Agayer überquerte bei Rot die Straße. Er ging an den parkenden Taxis vorbei.
Wie gü nstig dachte sich Badak. Er geht zu Fuß.
Badak mischte sich unter die Menschen, die gegenü ber dem Bahnhof in Richtung Main gingen. Dorthin steuerte auch Agayer seine Schritte. Badak folgte ihm. Viele kamen ihm auch entgegen. Er drängte sich an ihnen vorbei. Er durfte Agayer nicht verlieren, der durfte ihn nicht sehen. Noch gab ihm die Menge Deckung. Es wurden aber stetig weniger Menschen zwischen ihm und Agayer, also musste Badak nun auf der Hut sein. Er durfte ihn nicht entdecken.
Als sie den Main bei nahe erreicht hatten, war die Entfernung zwischen den beiden Männern groß geworden. Badak konnte Agayer nur noch als Mann mit dunklem Haar ausmachen. Der lehnte sich gerade an das Geländer und schaute auf den Fluss. Badak zog eine Zeitung aus einem Mülleimer, setzte sich auf die nächste Bank und tat so, als würde er lesen. Natürlich las er nichts. Er wartete darauf, dass Agayer weiter ging. Doch der hatte Zeit. Er betrachtete den Fluss, der träge durch die Großstadt zog.
Badak ü berlegte, was zu tun war. Er würde sich nicht einfach so ausbooten lassen. Das war ihm klar. Er hatte die drei Frauen abgeknallt. Ja, das war so. Er hatte erfahren, dass sie Kontakt nach außen gesucht hatten. Sie hatten sich beschwert über ihre Arbeitsbedingungen. Man hätte ihnen viel mehr Geld und eine eigene Wohnung versprochen. Deshalb waren sie aufsässig.
Es war den Nä herinnen streng verboten, sich außer mit ihren Kolleginnen mit Menschen von außerhalb zu unterhalten. Zwei von Ihnen war es gelungen sich aus dem Bus zu schmuggeln, der täglich zwischen der Wohnstätte und der Halle, in der die Nähmaschinen standen, verkehrte. Als sie dann zurück in der Wohnstätte waren, hatten sie gelogen. Sie hätten den Bus verpasst. Der wäre schon weg gewesen, sagten sie. Einige Tage später waren wieder diese beiden Frauen verschwunden und sie hatten noch eine weitere mitgenommen. Wieder versuchten sie, zu lügen.
Jetzt fü hlte Badak, er müsse ein Exempel
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