Oliver Hell - Der Mann aus Baku (Oliver Hells zweiter Fall) (German Edition)
zu piepen. Kurz drauf hielt Hell das Foto in den Händen. Der Mann hieß Julian Hoffmann. Das Foto zeigte einen Mann mit einer beginnenden Halbglatze und einer ausgeprägten Hakennase. Helle, blaue Augen hatte er. Sein Deckname war Behrend, Klaus Behrend.
„ Das Codewort für die Kontaktaufnahme ist ‚Alpenveilchen‘. Wer denkt sich eigentlich immer solche Scheißcodewörter aus?“ Hell schüttelte den Kopf.
Alle lachten.
„Ok, dann haben wir alles besprochen. Hoffentlich hat der Ermittler Hoffmann brauchbare Informationen für uns. Ich gebe dem gesamten Team heute Nachmittag frei. Lea, Sie sind bis morgen im Thema. Wir haben momentan nichts zu tun. Ich fahre noch ins Krankenhaus zu Dr. Pütz. Ich nehme ihre guten Wünsche mit, denke ich.“
Alle nickten.
„Dr. Pütz ist die plastische Forensikerin, die uns unterstützt hat. Von ihr ist die Zeichnung, die ich dir gezeigt habe“, erklärte Klauk Lea Rosin, „Sie hat heute Nacht einen Herzinfarkt erlitten. Aber sie ist wohl über den Berg.“
Lea Rosin nickte, schlug ihre Mappe auf, und schaute sich die Kopie der Zeichnung an.
„Es tut mir Leid um die Frau. Aber, was sie tut ist faszinierend. Wie man so etwas rekonstruieren kann? Beeindruckend. Aber auch ein schrecklicher Beruf. Man hat nur mit dem zu tun, was solche Bestien anrichten. Ich möchte das nicht machen. Nein. Kein Wunder, wenn man dabei einen Herzinfarkt bekommt.“
Klauk stimmte ihr zu.
*
Ein Vorteil seines Jobs war, er brauchte sich nie Gedanken um seine Ausgaben zu machen. Seine Kreditkarten hatten immer eine unbegrenzte Deckung. Dafür sorgte Shukarov. Also suchte er sich in Bonn das beste Hotel aus. Bevor er sich mit Mamedov traf, wollte er sich frisch machen. Den Anzug wechseln. Den Anzug, den er getragen hatte, würde er in die hauseigene Reinigung geben. Ihm haftete noch der Straßenstaub an. Er roch nach Pulver. Unmerklich. Für jeden anderen. Doch für ihn roch er zudem nach einer Niederlage.
Unterwegs auf der A3 hielt er an der Raststä tte ‚ Urbacher Wald ‘ an. Dort vertrat er sich mit dem Smartphone in der Hand die Füße. Suchte im Internet nach Hotels in Bonn. Die eindeutige Empfehlung der Suchmaschine war das Kameha Grand Bonn . Er änderte die Zielangabe im Navigationsgerät. Eine halbe Stunde später parkte er seinen BMW vor dem Eingangsbereich des Hotels. Ein livrierter Hotelangestellter öffnete ihm den Wagenschlag. Agayer holte seine Koffer persönlich aus dem Kofferraum, und drückte einem anderen Mann die Schlüssel in die Hand. Der gläserne Eingangsbereich war kaum schlicht gehalten. ‚Life Is Grand‘ stand dort in großen weißen Lettern, die die Superlative des Hotels schon vorwegnehmen sollten. Drei riesige, facettierte Glocken, die aussahen, als seien sie aus Kristall, baumelten an schweren Kettengliedern von der dunklen Decke, in der der Name des Hotels noch einmal verewigt war.
Die glä serne Drehtür war überraschend schlicht. Doch danach öffnete sich die gewaltige, mit einer ebenfalls schwarz gehaltenen Decke gekrönte Eingangshalle. Von dieser Decke bestrahlten ganze Reihen von Einbaulampen die Szenerie. Agayer blieb auf einem runden, roten Teppich stehen, und sah sich um. Unwillkürlich dachte er, ein Kind hätte sein riesiges Spielzeug nicht aufgeräumt. Weiße, bauchige vasenähnliche Stelen, die sich oben verjüngten, standen zuhauf in der Halle. Schwarzes Blumenmuster wurde von goldenen Brustringen eingefasst. Von der Decke hingen weitere riesige Glocken, die an Tiffany-Lampen erinnerten. Vor einer der Säulen standen zwei weiße Stühlchen, die wie fliehende Strandkörbchen aussahen. Hier hatte sich ein Designer mit neobarocken Anleihen ausgetobt. Aus den Hotels in Baku, wo auch so manches Verrückte zu sehen war, kannte er sicher Vergleichbares. Er ging zur Rezeption herüber. Die präsentierte sich sehr offen. Die in schwarzem Schleiflack gehaltenen Kuben wurden von filigranen weißen Säulen unterbrochen. Darauf stand jeweils ein silberner Laptop. Rote Vasen mit gelben Sonnenblumen gaben ein farbiges Pendent zum hell-dunkel gemusterten Teppich, der sich im Schleiflack der Kuben spiegelte. Ein dunkel gekleideter junger Mann blicke ihn mit einem freundlichen Lächeln an.
„ Willkommen im Kameha Grand Bonn , was kann ich für Sie tun?“
„ Guten Tag, mein Name ist Ali Alijev“, sagte Agayer, „Ich komme leider ohne Buchung. Aber sicher können Sie mir trotzdem helfen.“
„ Sicherlich, da bin ich guter Dinge“, sagte der junge
Weitere Kostenlose Bücher