Oliver Hell - Der Mann aus Baku (Oliver Hells zweiter Fall) (German Edition)
wollen.“
Er betrachtete Agayer mit zusammengekniffenen Augen.
„Und was soll ich jetzt denken?“
„ Weiß ich nicht. Ich habe keine Schuld an den Morden. Das geht auf Badaks Konto. Er ist jetzt raus. Hat er mir berichtet. Das haben Sie ihm ja mitgeteilt.“
Agayer lehnte sich mit einer kleinen Bewegung nach vorne und sprach jetzt leiser als zuvor.
„Hat er Ihnen auch mitgeteilt, dass er in Frankfurt auf mich geschossen hat?“
Mamedov blickte erstaunt. Und sein Staunen schien echt zu sein.
„Nein.“
„ Wo ist Badak jetzt?“
„ Weiß ich nicht“, sagte Mamedov.
„ Was soll ich sagen. Wir müssen schauen, dass wir ihn aus dem Verkehr ziehen, bevor er weitere Schuld auf seine Schultern lädt. Wenn er sich meldet bei Ihnen, informieren Sie mich umgehend.“
„ Was meinen Sie damit? Wollen Sie ihn töten?“
„ Ich ziehe meine Kreise hier, und wenn er sie tangiert, dann werden wir sehen, was sich ergibt.“
„ Badak ist kein schlechter Junge“, versuchte Mamedov das Schicksal des Mannes abzuwenden.
„ Herr Mamedov, ich bin nicht hier um seine Qualitäten als Mensch zu beurteilen. Das dürfen Sie gerne tun. Ich bin hier um die Regeln, Vorschriften und Gesetze wieder ins Lot zu bringen.“
„ Ich werde Ihnen nicht helfen, Badak zu töten.“
Agayer ließ Mamedov nicht aus den Augen.
„ Wir müssen die Ermittlungen der Polizei einbremsen, bevor sie richtig in Fahrt gekommen sind. Das ist meine Aufgabe. Habe ich ihre Unterstützung?“
Mamedov sagte nichts. Er kaute auf seinem Fleisch. Dann nickte er nachdenklich.
„Gut“, sagte Agayer und nahm mit einer schnellen Bewegung die Stoffserviette in die Hand. Er tupfte sich den Mund ab. Dann stand er auf.
Mamedov schaute ihn unglä ubig an.
„ Herr Mamedov, wir haben ja dann alles geklärt. Ich bedanke mich für die Einladung und wünsche Ihnen noch einen schönen Abend.“
Er machte eine artige Verbeugung und ging schnell zur Tü re, noch bevor Mamedov auch nur ein Wort sagen konnte. Sein Zorn, den er am Anfang gespürt hatte, war nichts gegen den Zorn, den er jetzt verspürte. Mamedov fand diesen Mann unsäglich anmaßend. Er lehnte sich zurück und legte die Gabel betont langsam auf die Serviette. Am liebsten hätte er sie Agayer hinterher geschleudert. Doch der war bereits auf dem Weg zu seinem Hotel. Dort würde er den restlichen Abend in dem hauseigenen Spa verbringen.
*
Als Oliver Hell am nächsten Morgen aufstand, war Wendt schon auf dem Weg nach Frankfurt. Der Treffpunkt war am Frankfurter Schaumainkai im Stadtteil Sachsenhausen. Dort gab es einige kleine, aber sehr gute Museen und Galerien. Da Behrend schon eine Weile auf die Ankunft von Wendt wartete, wärmte er sich auf. Es war kalt an diesem Morgen. Nahe der Nullgradmarke. Er tippelte schnell auf der Stelle. Wie ein Fußballer beim Aufwärmtraining.
Wendt nä herte sich langsam dem Treffpunkt. Der Fluss war brackig braun. Wenig einladend. Der Rhein bei Bonn hatte eine schönere Farbe. Heimattreu. Du bist heimattreu, dachte Wendt. Viele Läufer waren trotz der kühlen Witterung unterwegs. Eine perfekte Tarnung. Sie würden dort sicher nicht auffallen.
Wendt mochte Frankfurt nicht. Doch musste er sich eingestehen, dieser Ort hatte einen gewissen Reiz. Die Bäumchen hier standen alle Spalier. Zur gleichen Zeit gepflanzt, hatten sie die gleiche Höhe, ihre Kronen die gleiche Ausbreitung. Sie hatten alle bereits ihr Laub abgeworfen. Hier im Sommer zu joggen war sicher sehr angenehm, und kühl unter den schattenspendenden Bäumen. Wendt blieb stehen, schaute sich um. Er wollte sichergehen, dass niemand sie dort beobachtete. Schließlich erreichte er den beschriebenen Ort. Das Bootshaus Dreyer am Eisernen Steg . Ein Frankfurter Szenelokal. Dort erkannte er sofort den auf ihn wartenden Behrend. Er ging auf ihn zu.
„ Guten Tag Herr Behrend, wenn ich gewusst hätte, Sie hier zu treffen, hätte ich ein ‚Alpenveilchen‘ mitgebracht.“
Wendt kniete sich hin und band sich seine Schnü rsenkel neu.
„ Alpenveilchen sind sehr schöne Blumen.“
Dann raunte Wendt ihm zu: „ Wendt ist mein Name, Kripo Bonn.“
„ Angenehm. Ich dachte schon, Sie kommen gar nicht mehr.“
„ Ich habe mir die schöne Gegend hier angesehen.“
Behrend stretchte sich weiter, und machte ein paar Rumpfbeugen.
„Na dann kommen Sie mal mit. Ich zeige Ihnen noch mehr schöne Gegend. Ich hoffe, sie sind fit. Ich warte nicht auf Sie.“
Wendt hü pfte ein paar Mal auf der Stelle und zog
Weitere Kostenlose Bücher