Oliver Hell - Der Mann aus Baku (Oliver Hells zweiter Fall) (German Edition)
dabei seine Knie bis an die Brust. Dann schüttelte er die Beine aus. Die beiden liefen los. Die Skyline von Frankfurt zu ihrer Rechten.
„ Ich hoffe Ihren Ansprüchen zu genügen, Herr Behrend.“
Sie liefen eine Minute lang wortlos nebeneinander, bis sie einige langsamere Lä ufer überholt hatten. Dann fing Behrend an zu sprechen.
„ Ich sage Ihnen, was ich weiß. Sie fragen mich dann, was Sie noch wissen wollen.“
„ Gut, schießen Sie los.“
„ Der Mann, den Sie suchen, heißt Ufuk Badak. Er ist türkischer Staatsbürger, lebt aber in Deutschland. Es gibt eine umfangreiche Akte über ihn. Er hat die drei Frauen getötet. Viel interessanter für sie dürfte aber Mashad Agayer sein. Der Mann kommt aus Baku in Aserbaidschan und soll Badak zur Verantwortung ziehen. Ich habe beide Herren gestern zusammengebracht. Ich sage Ihnen, das war nicht leicht, da nicht den Bullen raushängen zulassen, und beide wegzusperren. Und was das Ganze sehr pikant macht: Badak hat gestern auf Agayer geschossen, weil der ihm klar gemacht hat, dass er aus dem Spiel ist.“
Wendt war erstaunt. Er gab e inen brummenden Laut von sich.
„ Ja, mit dem ist nicht zu spaßen. Badak ist ein Straßenkrieger. Eindeutiges Schwarzweißdenken. Eigentlich ein kleines Licht. Ich weiß nicht, wer auf die Idee kam, dem Verantwortung zu übertragen.“
„ Das scheint ein größerer Fisch zu sein, dieser Agayer. Uns interessiert aber nur Badak. Was intern passiert, ist euer Ding. Da haben wir nichts mit zu tun.“
Behrend drehte seine linke Hand hin und her.
„Wenn Sie sich da mal nicht täuschen. Agayer ist nun auf der Suche nach Badak. Und er hat mich nach dessen Chef in Bonn gefragt. Agayer ist auf der Suche nach Badak und er wird ihn finden. Mit dem ist erst recht nicht zu spaßen. Glauben Sie mir. Nur mal so nebenbei bemerkt. Er schlug den Hauptbahnhof als Treffpunkt vor, weil dort so viel deutsche Polizei sei. Das gäbe ihm Sicherheit, meinte er. Ein harter Hund, respektlos und zynisch.“
Sie hielten an, um sich zu dehnen. Wendt sagte nichts, er ü berlegte. Daher berichtete Behrend weiter.
„ Der ist mit allen Wassern gewaschen, hat sicher einen militärischen Hintergrund. Und er hat ein ganzes Arsenal an Waffen bei sich. Gefälschte Pässe und Ausweise.“
„ Woher wissen sie das?“
„ Den Koffer mit den Waffen und den Pässen hat er von mir. So etwas liefert unsere Firma über Nacht. Ich verkaufe Ihnen einen Polizeiausweis, der echter aussieht als Ihrer.“
Behrend lachte ü ber seinen eigenen Witz.
„ Na toll. Verdeckter Ermittler müsste man sein, was?“
Er erwartete keine Antwort auf seine Spitze, daher fragte er direkt weiter.
„Kennen Sie die Namen auf den falschen Pässen?“
„ Nicht alle. Leider.“
„ Welche Waffen?“
„ Eine Schnellfeuer-Glock, eine H&K P6, eine Maschinenpistole mit Magazinen, eine Pistole, die Betäubungspfeile verschießt, ein Keramikmesser, was durch jede Röntgenanlage geht. Eine deutsche Polizeimarke, einen Ausweis des FBI auf den Namen Rashad Abdul Al Fayette. Wer auf den Namen gekommen ist, weiß ich nicht. Die anderen Pässe, die ich kontrollieren konnte, laufen auf die Namen Farhad Ismailov und Elchan Mamed. Aber es sind noch einige andere, die ich in der kurzen Zeit nicht checken konnte. Tut mir leid.“
„ Schon gut. Das hilft uns schon weiter. Und sie denken, dass er auf dem Weg nach Bonn sein könnte?“
„ Nein, ich bin mir sicher. Er fragte mich nach der Kontaktperson der Firma in Bonn, Chingiz Dadash Mamedov. Und er ist gestern noch nach Bonn gefahren.“
„ Und Badak?“
„ Ist untergetaucht. Vermutlich auch auf dem Weg nach Bonn.“
„ Toll, dann haben wir die beiden bei uns in der Stadt. Und sie führen ihren Krieg dort weiter.“
„ So sieht es aus. Haben sie noch Fragen?“
„ Wie sieht Agayer aus?“
„ Dunkler Typ, schwarzes Haar, gut gekleidet, kleiner als wir, vielleicht einen Meter achtzig, kräftig, sportlicher Typ, gute Umgangsformen, spricht mehrere Sprachen.“
„ Gibt’s ein Foto?“
„ Nein, über den gibt’s gar nichts. Habe ich schon gecheckt.“
„ Faszinierend. Dann können wir nach Badak suchen und hoffen, dass er in seinem Dunstkreis auftaucht.“
„ So sieht’s wohl aus“, sagte Behrend.
„ Haben Sie Informationen über den Standort der Näherei?“
„ Nein, tut mir leid, das entzieht sich meiner Kenntnis. Ich war noch nie in Bonn. Daher kenne ich den Ort nicht. Es wird eine Fabrik sein, stillgelegt
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