Oliver Hell - Der Mann aus Baku (Oliver Hells zweiter Fall) (German Edition)
Doch die waren oft kaputt, die Telefonbücher zerrissen, der Münzeinwurf verstopft, das Kabel herausgerissen. Handys waren damals ein Segen. Freiheit.
Doch so empfand Hell es schon lange nicht mehr. Mehr als einen Fluch. Die stä ndige Erreichbarkeit. Man konnte jedes Handy orten, wusste, wann wer wo gewesen war, weil sich sein Handy an einem bestimmten Mast eingeloggt hatte.
Badak war nun all erdings verschwunden. Er hatte Bonn erreicht. Soviel wussten sie. Danach war er vom Erdboden verschluckt. In der Innenstadt. Genauer konnte man es nicht sagen. Die Frankfurter Polizei bestätigte, dass sein PKW sich in Frankfurt befand. Also war er mit einem unbekannten PKW hier in Bonn angekommen. Wenn er sich nun irgendwo verborgen hielt und sich vor Agayer versteckte, dann konnte er völlig unerkannt bleiben. Die einzige Möglichkeit war bei seinem Arbeitgeber in Bonn vorzusprechen. Sicher ging Badak nicht zur Arbeit, doch momentan musste jede Spur verfolgt werden.
Nach Badak wurde jetzt wegen dreifachen Mordes gefahndet. Die Plakate, die auch in den S-Bahnen ausgehangen wü rden, waren bereits im Druck.
Rosin telefonierte die Hotels ab und fragte nach, ob e in Mann mit Namen Mashad Agayer dort abgestiegen war. Oder jemand, der auf dessen Beschreibung passte. Bisher ohne Erfolg.
„ Ja, vielen Dank“, sagte sie, „Ich darf Sie bitten uns zu informieren, wenn jemand mit dem Namen bei Ihnen eincheckt. Wir haben dringende Fragen in einer Ermittlung.“
Rosin machte einen Strich durch den Namen des Hotels, was sie gerade angerufen hatte. Noch gab es zehn weitere Hotels auf der Liste. Sie wä hlte die nächste Nummer.
Klauk saß auf seinem Platz. Es war noch ungewohnt, dass auf Meinholds Platz nun Rosin saß. Eine andere Stimme. Eine andere Optik.
„ Der ist nirgendwo abgestiegen“, sagte sie, während sie dem Rufzeichen lauschte. Sie schüttelte bestätigend den Kopf.
Klauk lachte . Er hatte die Idee von Wendt aufgenommen, und die Energieversorger nach einer Liste leerstehender Gebäude befragt. Ebenso rief er bei der Stadt an und fragte dort nach. Vielleicht ergaben sich ja Schnittmengen. Es gab allerdings mittlerweile so viele Stromlieferanten wie Sand am Meer. Seine Liste war dementsprechend lang.
„ Wieder nix“, sagte Rosin und machte einen energischen Strich durch das nächste Hotel, „Ich hole mir einen Kaffee, willst Du auch?“
„ Ja, gern. Milch und Zucker bitte.“
Fü r Lea Rosin war es der erste Arbeitstag. So lange hatte sie davon geträumt. Nun war es so weit. Hell hatte sie morgens freundlich empfangen. Jetzt war sie schon mitten in der Arbeit. Polizeiarbeit. Die war nicht immer spektakulär. Vieles war langweilig. Routine. So wie es jetzt Klauk und sie erlebten. Mit den beiden Kaffee in der Hand kam sie zurück. Klauk legte gerade den Hörer wieder beiseite.
„ Wendts Idee ist gut, aber alleine ist das kaum zu bewältigen.“
„ Es gibt so viele Versorger, stimmt’s?“
„ Hmh, ja.“
„ Da geht es mir ja gut, ich habe noch acht Hotels. Auf.“ Schon hatte sie den Hörer wieder in der Hand. Sie tippte die Zahlen ein. Es klingelte.
„ Guten Tag, mein Name ist Lea Rosin, Kripo Bonn“, sagte sie und betonte die beiden Worte Kripo und Bonn besonders, „Wir sind auf der Suche nach einem Reisenden mit dem Namen Mashad Agayer. Ist der vielleicht bei Ihnen im Haus abgestiegen?“ Sie tippte mit dem Stift gegen den Pappbecher, riss plötzlich ihre Augen auf.
„ Ja, ein Mann mit Namen Agayer ist Gast bei Ihnen? Ein anderer Vorname? Ist er momentan im Hause? Wir sind in einer Viertelstunde bei Ihnen. Danke.“
Sie schaute mit groß en Augen zu Klauk herüber. „Er kann es sein, vielleicht mit falschem Namen. Kommst Du mit?“
„ Sicher“, sagte Klauk, „Ich kann doch unser Küken nicht alleine laufen lassen.“ Er grinste. Lea Rosin streckte ihm die Zunge heraus und schnappte sich die rote Lederjacke vom Kleiderständer.
„ Pass bloß auf.“
Sie stieß en die Türe zu Hells Büro auf und teilten ihm mit, dass sie einer Spur bezüglich Agayer nachgehen würden. Bevor noch Hell etwas sagen konnte, war die Türe bereits wieder geschlossen.
*
Hasan Cetin und Kenan Bilen fuhren seit dem Morgen durch die Stadt. Sie hatte in der Innenstadt begonnen. Doch jetzt fuhren sie gerade über die A fünfhundertzweiundsechzig auf die andere Rheinseite. Von dort aus war das nächste Hotel schon in Sicht. Sie nahmen die nächste Abfahrt. Das Hotel lag im Ortsteil Ramersdorf. Sie fuhren
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