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Oliver Twist

Oliver Twist

Titel: Oliver Twist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Dickens
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nicht!« stotterte Monks. »Versuchen Sie es doch.«
    »Wir werden ja sehen«, sagte der alte Herr und faßte Monks fest ins Auge. »Also: das Kind wurde mir entführt, und alle meine Bemühungen, es wiederzufinden, waren vergeblich. Da Ihre Mutter tot war, waren Sie der einzige, der das Geheimnis lösen konnte, und da Sie sich, wie ich wußte, nach dem Tod Ihrer Mutter, um sich den Folgen schlimmen Lebenswandels zu entziehen, nach Westindien geflüchtet hatten, so folgte ich Ihnen dahin vor einiger Zeit. Sie hätten Westindien schon seit Monaten verlassen, hieß es dort, wahrscheinlich, um wieder nach London zurückzukehren. Wo Sie sich aber befänden, wußte mir niemand zu sagen. Unverrichteter Sache kehrte ich zurück. Niemand Ihrer früheren Bekannten wußte von Ihrem Verbleib. Bei Tag und Nacht streckte ich meine Fühler aus, aber bis heute – bis vor zwei Stunden – waren alle meine Bemühungen vergebens.«
    »Nun, jetzt haben Sie mich ja glücklich gefunden«, sagte Monks und stand trotzig auf. »Also, was weiter? Betrug und Diebstahl sind Worte, die sich leicht aussprechen, aber schwer rechtfertigen lassen. Sie faseln da etwas daher von einem Bruder, den ich angeblich hätte, dabei wissen Sie gar nicht einmal, ob die Betreffende überhaupt ein Kind geboren hat.«
    »Ich weiß es erst seit vierzehn Tagen«, erwiderte Mr. Brownlow, ebenfalls aufstehend. »Sie haben einen Bruder, das wissen Sie, und Sie kennen ihn. Es war ein Testament vorhanden, aber Ihre Mutter vernichtete es, vertraute Ihnen das Geheimnis an, ehe Sie starb und legte den unrechtmäßigen Gewinn in Ihre Hände. In dem Testamente stand, es sei die Geburt eines Kindes zu erwarten, und das Kind kam auch zur Welt. Der Zufall führte Ihnen dieses Kind inden Weg, und als Sie es zum ersten Mal sahen, erwachte infolge der Ähnlichkeit mit dem Vater in Ihnen der Argwohn. Sie gingen in das Haus, wo es geboren wurde, und die Beweise über seine Herkunft vernichteten Sie; – die einzigen Beweise für die Herkunft des Knaben liegen auf dem Grunde des Flusses, und das alte Weib, das sie der Mutter stahl, fault in ihrem Sarge . So waren Ihre eigenen Worte, die Sie zu Ihrem Helfershelfer, dem Juden, gesprochen haben. Sie sind ein Unwürdiger, ein Lügner, ein Feigling und ein Genosse von Dieben und Verbrechern. Sie haben nach dem Leben eines Mitmenschen getrachtet, der tausendmal besser ist als Sie. Von Jugend an waren Sie Ihrem Vater ein entarteter Sohn. Es gibt kein Laster und keine böse Leidenschaft, der Sie nicht gefrönt hätten, bis eine scheußliche Krankheit, die Ihnen auf dem Gesicht geschrieben steht, die Folge davon war, Edward Leeford. Wollen Sie das auch noch leugnen?«
    »Nein, nein, nein«, rief Monks, zusammenbrechend unter der Last der Beschuldigungen.
    »Jedes Wort«, rief der alte Herr »das zwischen Ihnen und Ihrem Helfershelfer gewechselt wurde, kenne ich. Ein Schatten an der Wand hat Ihnen zugehört und es mir verraten. Ein Mord ist von Ihnen verübt worden, wenn auch nicht im körperlichen, so doch im geistigen Sinne.«
    »Nein, nein«, unterbrach Monks, »davon weiß ich nichts – nichts. Ich war eben daran, der Sache nachzugehen, da ließen Sie mich festnehmen. Von dem Mord weiß ich nichts. Ich hielt ihn für die Folge eines Streites.«
    »Der Mord, den Sie meinen, erfolgte, weil gewisse Geheimnisse, die Sie betrafen, uns verraten worden waren«, erwiderte Mr. Brownlow. »Wollen Sie uns jetzt das ganze Geheimnis enthüllen oder nicht?«
    »Ja, das will ich tun.«
    »Und den Sachverhalt mit Ihrer Unterschrift und vor Zeugen bestätigen?«
    »Meinetwegen auch das.«
    »Dann ist nur noch eines nötig«, schloß Mr. Brownlow, »– Sie müssen dem unschuldigen, ehrlichen Jungen, der niemandem etwas zuleide getan hat – Sie müssen dem armen Oliver wiedererstatten, was ihm gebührt. Sie kennen die Bestimmungen, die sein Vater zu seinen Gunsten testamentarisch niedergelegt hat. Wenn Sie das ausführen, können Sie gehen, wohin Sie wollen.«
    Monks, von Furcht und Haß durchwühlt, schritt sinnend heftig auf und nieder, da wurde plötzlich die Türe aufgerissen und Mr. Losberne trat erregt ins Zimmer.
    »Man ist dem Mörder auf der Fährte!« rief er. »Heute abend noch wird man ihn verhaften können. Die Regierung hat eine Belohnung von hundert Pfund für seine Festnahme ausgesetzt.«
    »Ich lege fünfzig dazu«, sagte Mr. Brownlow, »und werde es selbst, bis es soweit ist, an Ort und Stelle bekanntgeben. Wo ist Mr. Maylie?«
    »Harry

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