Olivers Versuchung
Stück Mull, tränkte es mit Alkohol und wischte die Wunde damit ab.
„Autsch!“
Es war das erste Wort aus dem Munde des Mädchens, seit sie in seinen Armen ohnmächtig geworden war. Erleichterung durchflutete ihn. Alles würde gut werden.
Ihre Hand griff zu ihrem Hals, als sie gleichzeitig die Augen öffnete.
7
Ursula fühlte einen stechenden Schmerz, als etwas Feuchtes über ihren Hals strich. Sie hob ihre Hand, um sie auf die Quelle des Schmerzes zu legen: die Bisswunden. Verdammt, warum taten sie so weh? Das war noch nie zuvor so gewesen, wenn ein Vampir sie geleckt hatte, um sie zu schließen.
Im selben Moment riss sie ihre Augen weit auf, und innerhalb einer Sekunde kam wieder alles zu ihr zurück. Sie lag nicht mehr auf der Couch im blauen Zimmer ihres Gefängnisses, obwohl sie doch auf einer weichen Unterlage lag. Sie war dem blauen Zimmer und dem Vampir, der auf ihr gelegen war, entkommen. Sie hatte Dirk überlistet. Dieser Gedanke brachte sie fast zum Lächeln. Fast.
Wenn sie jetzt nur wüsste, wo sie war und wer diese beiden Menschen waren, die vor ihr standen. Sie versuchte, ihre Augen zu fokussieren, aber es dauerte ein paar Sekunden, bis sie wirklich in der Lage war, die beiden Personen klar zu sehen. Die Frau im weißen Kittel erschien jetzt weniger verschwommen, und Ursula konnte die Stickerei auf ihrer Brusttasche entziffern. Dr. Maya Giles hieß es dort. Langes, dunkles Haar fiel über die Schultern der Ärztin.
Gott sei Dank, sie hatte es in ein Krankenhaus geschafft! Irgendwie war sie entkommen und hatte einen sicheren Ort erreicht. Jetzt würde alles gut werden, und sie würde nach Hause gehen und ihre Eltern wieder sehen können.
Als sie sich bewegte, stieß ihr Arm gegen ein Kissen und sandte eine weitere Schmerzwelle durch ihren Körper—nicht übermäßig stark, aber dennoch spürbar. Sie verkniff sich einen Fluch. Doch das alles machte ihr jetzt nichts mehr aus. Ihre Wunden würden schnell heilen, viel schneller als die, die sie in ihrem Inneren trug.
Ihr Blick schweifte von dem weißen Arztkittel zu dem Mann, der neben der Ärztin stand. Sie wusste sofort, dass sie ihn schon einmal gesehen hatte. Irgendwo da draußen. Auf der Straße. Sie holte tief Luft und sammelte ihre Gedanken. Dann erinnerte sie sich. Er war der junge Mann, den sie um Hilfe gebeten hatte. Da er neben der Ärztin stand, bedeutete dies wohl, dass er ihr letztendlich doch geholfen hatte. Er blickte sie mit besorgten Augen an.
„Du bist wach“, sagte die Frau.
Ursula wandte sich wieder ihr zu. Sie versuchte zu nicken, aber dies verursachte ihr Unbehagen, als ob sie Migräne hätte. „Was ist passiert?“, fragte sie stattdessen.
„Ich habe mich um deine Verletzungen gekümmert. Wie heißt du?“, fragte Dr. Giles.
„Ursula. Bin ich im Krankenhaus?“ Sie rutschte herum, um sich aufzusetzen und zum ersten Mal ihre Umgebung wirklich wahrzunehmen. Aber was sie sah, war nicht das, was sie erwartet hatte.
Dies war kein Krankenhaus, sondern eine Privatwohnung. So wie es aussah, war sie in einem Wohnzimmer. Warum hatte ihr Retter sie nicht zur Notaufnahme gebracht? Langsam drehte sie sich zu ihm, während sich ihre Stirn zu einem Stirnrunzeln verzog. Sie bemerkte, wie er von einem Fuß auf den anderen trat.
„Ich dachte, es wäre besser, dich zu meiner persönlichen Ärztin zu bringen. Es war schneller. Und Maya ist die Beste“, erklärte er. Sein Blick fiel auf die Ärztin, die zustimmend nickte.
„Und wer bist du?“, presste Ursula hervor.
„Oliver, ich heiße Oliver. Du erinnerst dich doch an mich, oder? Du hast mich um Hilfe gebeten.“
Ursula holte tief Luft. Ihr Gedächtnis war vollkommen intakt, jedoch hatten die Erfahrungen der letzten drei Jahre sie gelehrt, vorsichtig zu sein mit dem, was sie zugab. Außerdem erinnerte sie sich noch genau daran, dass sie ihm Sex angeboten hatte, wenn er ihr half. War das der Grund, warum er sie hierher gebracht hatte, anstatt in ein Krankenhaus? Würde er von ihr erwarten, dass sie ihr Versprechen erfüllte, sobald sie sich wieder besser fühlte? Und warum auch nicht? Immerhin hatte sie ihm ein Versprechen gegeben, und nicht nur das, sie hatte ihn geküsst, um ihm zu zeigen, dass sie es ernst meinte. Welcher potente Mann würde so ein Angebot ausschlagen?
Sie ließ ihre Augen über seinen Körper wandern. Er war gut gebaut, muskulös und gleichzeitig schlank. Seine Jeans passten ihm wie angegossen, wodurch sie sich seiner Männlichkeit sogar noch mehr
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