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Olivers Versuchung

Olivers Versuchung

Titel: Olivers Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tina Folsom
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dazu. „Ich muss gehen und meinen Job machen. Ich bin für meine Patrouille schon spät dran.“
    „Du glaubst mir nicht, oder? Hör zu, Cain! Was, wenn Oliver ausflippt und was Dummes anstellt? Und was, wenn du und ich die Macht hätten, das zu verhindern, aber wir haben es nicht getan? Wie würdest du dich dann fühlen?“
    Cain seufzte. Er hasste es, wenn jemand versuchte, an sein Gewissen zu appellieren. Er wusste, dass er eins hatte, aber aus irgendeinem Grund fühlte es sich an wie ein alter, unbenutzter Muskel, der Schwierigkeiten hatte zu reagieren. Als ob er diesen besonderen Teil von sich für viel zu lange Zeit auf Eis gelegt hätte. Fast so, als ob ihm in seinem früheren Leben ein Gewissen nicht erlaubt gewesen wäre. Jetzt jedoch bäumte es sich auf.
    „Gut, wir gehen ihn suchen.“
    Aber er hatte nicht viel Hoffnung, Oliver zu finden. Ein Vampir, der nicht gefunden werden wollte, war so gut wie unsichtbar.

6

    Oliver riss die Eingangstür auf, noch bevor Maya die oberste Stufe erreicht hatte, die zum Hauseingang führte. Sie trug einen weißen Arztkittel über ihrer Jeans und ihrem T-Shirt und hielt eine kleine schwarze Tasche in der Hand. Sie eilte an ihm vorbei und sah ihn kaum an. Überrascht über ihre Kleidung, ließ er seinen Blick über sie schweifen. Vielleicht war Maya ja immer so angezogen, wenn sie sich ihren medizinischen Aufgaben widmete. Er konnte dies allerdings nicht mit Sicherheit sagen. Er hatte noch nie die kleine Arztpraxis besucht, die sie im Untergeschoss ihres Hauses führte.
    „Wo?“
    Er deutete zum Wohnzimmer. „Da drinnen.“
    Oliver folgte ihr hinein. Nachdem sie das Sofa erreichte und sich neben dem Mädchen niederließ, drehte Maya ihren Kopf zu ihm.
    „Ein Mädchen? Versteht sich ja von selbst! Was hast du diesmal angestellt?“
    Sie wartete nicht auf seine Antwort, sondern öffnete ihre Tasche und holte ihr Blutdruckmessgerät heraus.
    „Ich habe ihr nichts angetan. Sie war schon so, als ich sie gefunden habe.“ Na ja, nicht ganz. Zuerst war sie bei Bewusstsein gewesen.
    Maya warf ihm einen strafenden Blick zu, als sie die Manschette des Blutdruckmessgerätes um den Oberarm des Mädchens wickelte und Luft hineinpumpte. „Lüg mich nicht an! Ich bin nicht blind.“
    Maya zeigte auf den Hals des Mädchens, wo die zwei Stichwunden noch deutlich sichtbar waren. Eine Blutkruste hatte sich darüber gebildet, nachdem er zuvor längere Zeit Druck darauf ausgeübt hatte, um die Blutung zu stillen.
    „Das war ich nicht!“, schnaubte er wütend. „Du glaubst doch wohl nicht, dass ich das getan habe, oder?“
    Ihre Augen verengten sich, bevor sie sich wieder ihrer Patientin zuwandte und das Stethoskop in ihrer Ellbogenbeuge anlegte. „Ich will jetzt nichts davon hören. Nicht vor ihr. Du und ich, wir unterhalten uns später.“
    „Aber ich habe doch nichts –“
    „Noch ein Wort von dir, und ich rufe Gabriel an, damit er sich um dich kümmert. Willst du das?“
    Mist! Maya wollte ihm nicht nur nicht glauben, sie würde ihn auch noch an Gabriel verpfeifen – wegen etwas, das er gar nicht getan hatte! Aber er war schlau genug, jetzt nicht mit ihr zu streiten. Er brauchte sie, damit sie die junge Frau stabilisierte. Und sobald diese wach war, konnte sie seine Geschichte bestätigen und Maya erzählen, dass sie vor einem anderen Vampir davongelaufen war, nicht vor ihm.
    „Ich dachte, Gabriel ist gerade in New York.“
    „Ist er auch, aber er kann jederzeit wieder zurückzukommen, wenn er hier gebraucht wird.“
    Oliver presste seinen Kiefer zusammen. „Wenn sie aufwacht, wird sie dir sagen, dass ich das nicht war.“
    „ Wenn sie aufwacht.“ Maya entfernte das Stethoskop von ihren Ohren und nahm die Manschette des Blutdruckmessgerätes wieder ab. „Ihr Blutdruck ist bedrohlich niedrig. Was hast du mit ihr gemacht? Sie ausgesaugt?“
    Hatte der andere Vampir zu viel von ihrem Blut getrunken? „Was, wenn jemand zu viel Blut genommen hat? Was würdest du dann tun?“
    Maya funkelte ihn an. Ihr schien eindeutig nicht zu gefallen, wie er seine Frage formuliert hatte. Aber er würde auf keinen Fall etwas zugeben, das er nicht getan hatte.
    „Verdammt noch mal, Maya, was würdest du tun?“
    „Eine Bluttransfusion. Welche Blutgruppe hat sie?“
    Oliver zuckte die Achseln. „Wie soll ich das wissen?“
    „Nach zwei Monaten weißt du immer noch nicht, welche Blutgruppe ein Mensch hat, nachdem du dich von ihm ernährt hast?“
    „Ich habe mich nicht . . . “ Von ihr

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