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Olivers Versuchung

Olivers Versuchung

Titel: Olivers Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tina Folsom
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Maya.
    Krampfhaft suchte Ursula nach einer Antwort. Sie wusste nichts über San Francisco. Aber in jeder großen Stadt musste es ein College geben. Mit angehaltenem Atem antwortete sie: „Im städtischen College.“
    „Draußen in Sunnyside? Das ist aber weit von der Bayview weg.“
    Ursula zuckte die Achseln.
    „Weißt du, wie du dort hingelangt bist?“
    „Ich habe doch schon gesagt, dass ich mich nicht daran erinnern kann. Es ist, als ob mein Gedächtnis ausgelöscht ist.“ Sie sah weg, um ihrem prüfenden Blick zu entkommen.
    „Gut, ich glaube dir. Es muss eben der Schock sein. Das ist nicht ungewöhnlich.“
    Erleichtert hob sie den Kopf und bemerkte, dass sich die Augen der Ärztin verengten, als sie Oliver ansah. Sein Kiefer verkrampfte sich, so als ob er die Zähne fest zusammenbiss, während er Dr. Giles’ Blick erwiderte. Es schien, als ob ein stiller Kampf zwischen ihnen wütete.
    Dann drehte Dr. Giles den Kopf zu Ursula zurück und lächelte. „Warum ruhst du dich nicht eine Weile aus?“ Sie schnappte die Decke, die Ursula fallen gelassen hatte. „Hier. Dir wird vermutlich ein wenig kalt sein, aber das ist nach solch einem Blutverlust normal.“
    Zu Ursulas Überraschung nahm Oliver die Decke aus Dr. Giles’ Hand und legte sie über ihre Beine. Dann schenkte er ihr ein trauriges Lächeln, fast so, als ob er eine schwierige Aufgabe vor sich hätte.
    „Oliver, auf ein Wort“, sagte Dr. Giles.
    Er blickte die Ärztin an, dann wandte er sich wieder Ursula zu. „Du bist hier in Sicherheit.“
    Hastig senkte sie ihre Lider. Wusste er, dass sie nicht wirklich ihr Gedächtnis verloren hatte? Wusste er, dass sie gelogen hatte? Wollte er ihr mitteilen, dass diejenigen, die hinter ihr her waren, sie hier nicht finden würden? Oder waren seine Worte der Beruhigung einfach nur eine lässig hingeworfene Bemerkung?

8

    Tief in Gedanken versunken trat Oliver in die Bibliothek. Warum log das Mädchen? Warum hatte sie nicht zugegeben, was geschehen war? War ihr vielleicht ihr leidenschaftliches Verhalten peinlich? Hatte sie deshalb beschlossen, so zu tun, als sei es nie geschehen? Als ob sie Angst hätte, dass er sie an ihr Versprechen, mit ihm zu schlafen, erinnern würde, wenn sie die Wahrheit sagte. Gab sie deshalb vor, sich an nichts erinnern zu können? Das war das Einzige, das einen Sinn ergab. Doch vielleicht würde sie die Wahrheit zugeben, wenn er ihr irgendwie erklären könnte, dass er sie zu nichts zwingen würde.
    Als Maya hinter ihm den Raum betrat, wusste Oliver schon, dass sie sauer war. Sie funkelte ihn an, und wenn das noch nicht genug Indiz für ihre Laune war, dann ließ die Art und Weise, wie sie dastand – breitbeinig und ihre Hände in die Hüften gestemmt – keinen Zweifel mehr.
    „Von all den abscheulichen Dingen, die du tun könntest, musstest du eine junge Frau angreifen und sie fast umbringen?“ Die Worte sprudelten aus ihrem Mund wie aus einem Springbrunnen. „Glaubst du wirklich, ich bin vollkommen blöd?“
    Oliver machte einen Schritt auf sie zu und straffte seine Schultern. „Das ist nicht wahr! Das habe ich nicht getan!“
    „So eine Scheiße! Das ist genau deine Handschrift.“
    Er kniff die Augen zusammen und wurde mit jeder Sekunde wütender. Er hatte in den letzten zwei Monaten, seit er ein Vampir geworden war, schreckliche Dinge getan, aber er hatte dem Mädchen nichts angetan. „Ich habe sie nicht angefasst! Ich habe sie vor einem anderen Vampir gerettet!“
    „Hör auf, Oliver! Warum lügst du mich weiterhin an, wenn wir beide doch die Wahrheit kennen? Du hast sie fast ausgesaugt und dann ihr Gedächtnis gelöscht, damit sie sich nicht an dich erinnern kann.“
    „Ich habe ihr Gedächtnis nicht gelöscht! Sie lügt. Sie erinnert sich an das, was passiert ist!“
    Maya schüttelte den Kopf und warf ihm einen ungläubigen Blick zu. „Sie erinnert sich an nichts! Du hast dafür gesorgt, all deine Spuren zu verwischen!“
    Er ballte seine Hände zu Fäusten. „Wenn ich wirklich all meine Spuren verwischen wollte, warum zum Teufel habe ich sie dann hierher gebracht? Erklär mir das mal! Und warum würde ich dich dann um Hilfe bitten?“
    Sie überdachte seine Frage nur für den Bruchteil einer Sekunde. „Weil du danach ein schlechtes Gewissen bekommen hast. Es ist doch immer das Gleiche mit dir. Siehst du das nicht? Du säufst dich mit Blut voll, und danach quälst du dich mit Schuldgefühlen. Und heute Abend ist es genau das Gleiche.“
    „Du hast keine

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