Olivers Versuchung
verwandt, nicht mit Rose.“
Oliver funkelte ihn an. „Was mich genauso zu einem Teil der Familie macht.“ Dann entspannten sich seine Gesichtsmuskeln. „Quinn ist mein Erschaffer. Ich arbeite seit drei Jahren für Scanguards. Damals war ich noch sterblich, aber ich wusste, was sie waren. Samson, der Besitzer, nahm mich unter seine Fittiche. Ich war seine rechte Hand, seine Augen und Ohren bei Tage, wenn er verletzlich war.“
Ursula konnte nicht umhin, den stolzen Glanz in seinen Augen zu bemerken, wenn er von seinem Chef sprach.
„Ich war aus freien Stücken mit ihnen zusammen. Bis . . . “ Er zögerte und starrte auf seine Schuhe.
Sie sagte nichts und wartete stattdessen gespannt auf die Fortsetzung seiner Geschichte. Wie war er zum Vampir geworden? Hatte er es sich ausgesucht? Oder hatten sie es ihm schließlich aufgezwungen?
„Wie auch immer, ich bin sicher, du wirst dich hier wohlfühlen.“
Dann schweifte sein Blick an ihr vorbei zum Bett. Was er dort sah, brachte ihn dazu, sich zu nähern. Sie hielt den Atem an und fragte sich, ob er sie etwa plötzlich angreifen würde. Er ging jedoch an ihr vorbei, sodass sie sich umdrehen musste, um zu sehen, was er vorhatte.
Oliver griff nach etwas auf dem Nachttisch und murmelte: „Nur eine Vorsichtsmaßnahme.“
Dann sah sie, was er tat: Er zog das Kabel aus dem kleinen schwarzen Telefon, das ihr auf dem dunklen Nachttisch nicht aufgefallen war. Verdammt! Sie hatte es nicht sofort beim Betreten des Zimmers bemerkt, aber sie hätte es später entdeckt, wenn sie den Raum sorgfältig begutachtet hätte. Zu spät. Die Chancen, ihre Eltern anzurufen, hatten sich gerade verringert.
Sie schluckte ihre Enttäuschung hinunter und traf Olivers Blick. Seine blauen Augen schimmerten voller Bedauern. Sie schüttelte den Gedanken ab. Nein, Vampire konnten kein Bedauern empfinden. Vielleicht war sie einfach nur zu erschöpft, um klar denken zu können.
Als ob Oliver ihre Frustration spürte, sagte er: „Es tut mir wirklich leid, aber wir können es nicht riskieren, dass du jemanden anrufst. Es könnte nicht nur uns in Gefahr bringen, sondern auch dich. Ich weiß, du willst mit deinen Eltern reden, aber was ist, wenn diejenigen, die dich entführt haben, deine Eltern beobachten, jetzt, da du ihnen entkommen bist? Sie können sich doch denken, dass du versuchen wirst, deine Familie zu kontaktieren. Damit würdest du dein Versteck verraten.“
Widerwillig musste sie zugeben, dass er recht hatte. Ihr Blut war zu wertvoll, als dass ihre Entführer sie einfach aufgeben würden. Sie würden versuchen, sie wieder einzufangen, und jedes Mittel, das in ihrer Macht lag, dazu nutzen. Aber Oliver wusste nichts davon.
Ohne nachzudenken, kamen ihr die nächsten Worte über die Lippen: „Also glaubst du mir.“
Er schien über seine Antwort nachzudenken, während er einen langen Blick über ihren Körper gleiten ließ, der ihr ein unerwartetes heißes, prickelndes Gefühl bescherte.
„Mein Bauchgefühl sagt mir, dass du uns die Wahrheit gesagt hast, aber ich kann meinem Bauch nicht immer vertrauen. Ich brauche Beweise, weil zu viele Dinge keinen Sinn ergeben.“
„Welche zum Beispiel?“, fragte sie nach.
„Warum sie dich wegen deines Blutes in Gefangenschaft hielten, wenn es doch frei auf der Straße verfügbar ist.“
Ihr Blut war nicht frei auf der Straße verfügbar, wie er so schön sagte, aber das konnte sie ihm nicht sagen. Sobald er erfuhr, was ihr Blut tat, würde er es auch wollen. Er würde darin auch das Potenzial sehen, als Zuhälter eine Menge Geld zu verdienen, genauso, wie ihre Entführer ihr Blut an andere Vampire verkauft hatten. Nein, diese Art von Information konnte sie nicht preisgeben.
„Es ist passiert, aber ich weiß nicht, warum“, log sie und versuchte nicht zu blinzeln, als sich ihre Blicke trafen. Konnte er sehen, dass sie log?
„Nur so als Hypothese: Lass uns annehmen, dass es einen guten Grund dafür gibt“, räumte er ein. „Dann finde ich es immer noch sehr erstaunlich, dass du in der Lage warst, überhaupt zu entkommen. Du behauptest, dass es mehrere Wachen gab.“
Ursula straffte ihre Schultern. „Ja, das stimmt. Aber die Wache wurde in einen anderen Raum gerufen, als es dort Schwierigkeiten gab. Ich nutzte die Gelegenheit zu entkommen.“
Oliver schüttelte den Kopf. „Und der andere Vampir? Der Vampir, der von dir trank? Wo war er? Siehst du, dass das keinen Sinn ergibt? Willst du etwa sagen, dass er auch das Zimmer verlassen
Weitere Kostenlose Bücher