Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Olivers Versuchung

Olivers Versuchung

Titel: Olivers Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tina Folsom
Vom Netzwerk:
komfortabel.“
    Ursula warf ihr einen Seitenblick zu. „Du willst damit sagen, ich werde nicht entkommen können.“
    Vera warf ihr einen scheltenden Blick zu. „Na, na. Warum so feindselig? Ich hatte geplant, dich wie einen Gast zu behandeln. Wenn du aber lieber wie eine Gefangene behandelt werden willst, kann ich das arrangieren.“
    Ursula presste die Lippen fest zusammen.
    „Hör mal zu, meine Liebe, ich habe gehört, was du durchgemacht hast, und es ist etwas, das ich niemandem wünschen würde. Aber es ist passiert, und du musst die Sache jetzt ruhen lassen. Ich sehe dich an, und ich sehe mich, als ich in deinem Alter war.“
    Sie erreichten den ersten Stock und gingen zur nächsten Treppe weiter.
    „Nur war ich damals schwanger“, gestand Vera.
    Überrascht sah Ursula sie an. „Aber du bist doch ein Vampir, oder nicht? Wenn du all dies über mich weißt und mit Scanguards zusammenarbeitest, musst du doch zu ihnen gehören.“
    Vera lächelte. „Ja, natürlich. Aber ich war einmal ein Mensch. Und jung wie du.“
    „Du bist immer noch jung. Schau dich doch an.“
    „Meine Hülle ist jung, aber im Inneren bin ich gealtert. Ich habe um das Kind getrauert, das ich nie erziehen durfte. Und um all die Jahre, die ich mit dem Versuch vergeudet habe, Rache für das Unrecht zu nehmen, das mir angetan worden war. Mach nicht den gleichen Fehler wie ich! Es ist Zeit zu leben.“
    Ursula senkte ihre Lider. „Ich wünschte, es wäre so einfach. Aber ich bin nicht die einzige, die gelitten hat. Es gibt andere wie mich, und so lange sie leiden, leide ich auch.“ Sie hatte die Frauen nicht vergessen, die ihr in diesen Jahren wie Schwestern ans Herz gewachsen waren, die Frauen, die die gleichen Qualen erlitten hatten wie sie.
    „Scanguards kümmert sich darum.“ Vera öffnete die Tür zu einem Zimmer und winkte Ursula, ihr zu folgen.
    Eine junge Frau legte gerade den letzten Schliff an das Bett und ging dann in das angrenzende Badezimmer.
    „Vertraust du Scanguards?“, fragte Ursula.
    „Mit meinem Leben. Sie sind treu und zuverlässig. Du wirst niemanden finden, der höhere ethische Werte besitzt als die Männer, die für Scanguards arbeiten.“
    Ursula schnaubte empört, gerade als die junge Frau aus dem Bad kam. „Wenn das so ist, dann vermute ich, dass Oliver wohl das einzige schwarze Schaf ist!“
    „Oliver?“, fragte Vera sichtlich überrascht, und auch die andere Frau hielt in ihren Bewegungen inne und starrte sie an. „Oliver ist der süßeste Mann, den man sich wünschen kann. Voller Integrität, Ehre und –“
    „Integrität? Von wegen! Er hat mich bei der erstbesten Gelegenheit betrogen!“
    Vera hob die Augenbrauen, dann blickte sie auf die junge Frau, die den Raum hergerichtet hatte. „Ist alles erledigt?“
    „Ja, Vera. Die Bettwäsche ist frisch, und es sind warme Handtücher im Bad. Alles ist sauber.“
    Vera nickte. „Danke, Karen, es ist sehr nett von dir, auszuhelfen. Ich weiß, das ist nicht deine Aufgabe.“
    „Es hat mir nichts ausgemacht.“ Karen verließ das Zimmer und zog die Tür hinter sich zu.
    In dem Moment, als sie alleine waren, wurde Veras Gesicht wieder ernst. „Es tut mir leid, dass du so über Oliver denkst. Vielleicht hast du ja eine Seite von ihm kennengelernt, von der ich nichts wusste. Jedenfalls . . . “ Sie zeigte auf den Nachttisch. „Das ist ein Haustelefon. Du kannst nur Gespräche innerhalb des Hauses führen. Wenn du etwas brauchst – Shampoo, Essen oder irgendetwas – dann wähle einfach eine Null, und eine meiner Mitarbeiterinnen bringt dir, was du brauchst. Es gibt ein paar Kleider im Schrank. Ich fürchte, einige Sachen davon werden dir nicht gefallen, aber es sind auch ein paar zahme Nachthemden und T-Shirts dabei, die dir passen müssten.“
    Vera drehte sich zur Tür.
    „Es tut mir leid. Ich bin nicht wütend auf dich“, entschuldigte sich Ursula, da sie sich schlecht fühlte, weil die Vampirin so offen und freundlich gewesen war und Ursula sich trotzdem nur beklagt hatte. „Ich bin nur . . . “
    „Du musst mir nichts erklären. Es geht mich nichts an, da bin ich mir sicher.“
    Als die Tür hinter ihr zufiel, warf sich Ursula auf das weiche Doppelbett und ließ ihren Tränen freien Lauf. Alles, woran sie denken konnte, war Oliver und die Tatsache, dass er sie betrogen hatte.

27

    Oliver lief schneller als jemals zuvor. Mit Vampirgeschwindigkeit konnte er auf Kurzstrecken bis zu sechzig Stundenkilometer erreichen, und darüber war er jetzt

Weitere Kostenlose Bücher