Olivers Versuchung
noch mal, ich will mich doch nur nützlich machen. Ich weiß genug darüber Bescheid, um zu helfen. Es muss doch etwas geben, was ich tun kann.“
Oliver fühlte, wie sich sein Stirnrunzeln vertiefte. „Du kannst Ursula finden; das kannst du tun.“ Obwohl er wusste, dass Blake noch weniger Chancen hatte, sie zu finden als er selbst.
„Mann, ich hatte keine Ahnung, dass sie sie einfach abholen würden. Das ist doch nicht fair. Du warst derjenige, der sie zuerst beschützt hat.“
Oliver nickte, etwas überrascht, dass sein Halbbruder auf seiner Seite stand. „Das ist wahr. Sie vertraut mir. Kannst du dir vorstellen, was sie jetzt von mir denken muss?“
„Zane wird uns niemals sagen, wohin er sie gebracht hat. Du kennst ihn doch.“
„Hmm.“
„Wer sonst könnte es wissen?“
Oliver winkte mit dem Kopf in Richtung des Flurs hinter sich. „Thomas. Aber er sagt auch nichts. Ich habe es bereits versucht. Und dir wird er’s auch nicht verraten.“
Plötzlich grinste Blake. „Aber vielleicht erzählt er es Eddie.“
„Eddie?“, wiederholte Oliver und spürte gleichzeitig, wie eine Glühbirne über seinem Kopf anging. „Mein Gott, du hast recht. Warum habe ich nicht daran gedacht? Thomas kann Eddie nichts ausschlagen. Jeder weiß doch, wie scharf er auf ihn ist.“
Eine Bewegung zu seiner Linken brachte Oliver dazu, seinen Kopf zur Seite zu drehen.
Er starrte geradewegs in Eddies aufgerissene Augen.
„Oh Mist!“, fluchte Oliver.
Blake stieß einen schweren Atemzug aus.
Es war schon seit einiger Zeit ein offenes Geheimnis, dass Thomas mehr als nur Freundschaft für den jungen Vampir empfand, der bei ihm wohnte. Jeder konnte es sehen, egal wie sehr Thomas auch versuchte, seine Gefühle für den heterosexuellen jungen Mann zu unterdrücken. Der Einzige, der nichts davon wusste, war Eddie selbst – nun, zumindest bis jetzt.
Eddie stand wie angewurzelt da, allem Anschein nach bis ins Innerste erschüttert, und starrte ihn an. „Thomas . . . ahh . . . .“ Eddie schüttelte den Kopf, als ob er versuchte, die Worte abzuschütteln. Er sah verstört aus.
„Hör zu, Eddie, vergiss, was du gehört hast.“
Eddie funkelte ihn an. „Wie zum Teufel kann ich so etwas einfach vergessen?“
„Bitte glaube mir, Thomas ist ein Ehrenmann. Er wird nie nach diesen Gefühlen handeln, da er weiß, dass sie nicht erwidert werden.“
Scheiße! Eddie würde ihm nicht nur nicht helfen, Informationen aus Thomas herauszubekommen, nein, jetzt verteidigte Oliver Thomas auch noch, obwohl er auf ihn sauer war, weil dieser ihm Ursulas Aufenthaltsort vorenthielt. Aber was er Eddie sagte, war die Wahrheit: Thomas würde Eddie niemals anbaggern. Er hielt seine Gefühle schon unter Verschluss, seit Eddie in einen Vampir verwandelt worden war. Es gab keinen Grund zu der Annahme, dass Thomas den jungen Vampir mit seinen Gefühlen konfrontieren und ihn damit in Bedrängnis bringen würde.
„Oh Gott, ich wünschte, ich hätte es nie herausgefunden.“
„Es tut mir leid.“ Oliver legte eine Hand auf Eddies Schulter, um ihn zu beruhigen, aber dieser schüttelte sie ab.
„Fass mich nicht an!“
Eddie machte auf den Fersen kehrt und verschwand.
Oliver wechselte einen Blick mit Blake, der wegen dieses Vorfalls genauso peinlich berührt aussah, wie Oliver sich gerade fühlte.
„Fuck!”, fluchte Oliver erneut. Er hatte ein ziemliches Schlamassel angerichtet. Ein totales Chaos. Wie sollte er diese Sache jemals wieder in Ordnung bringen?
28
Nachdem er Blake davon überzeugt hatte, dass es unklug war, weiter auf der Chefetage herumzulungern, und dafür gesorgt hatte, dass er diese auf dieselbe Art und Weise verließ, wie er gekommen war, ging Oliver zum Sitzungssaal, wo die Versammlung bereits im Gange war. Das Mindeste, was er im Moment tun konnte, war zu sehen, ob er helfen konnte, die Vampire zu finden, die das Blut-Bordell führten. Immerhin hatte er Informationen, die er seinen Kollegen noch nicht mitgeteilt hatte. Was nicht bedeutete, dass er aufhören würde, nach Ursula zu suchen.
Oliver ging zur offenen Tür des Besprechungsraumes und spähte hinein. Es waren mehr als ein Dutzend Vampire versammelt und kein einziger Platz war frei, also blieb er in der Tür stehen.
Zane war in der Zwischenzeit eingetroffen, und er und Thomas führten die Besprechung gemeinsam und informierten die versammelten Vampire darüber, was in der Nacht zuvor im Nachtclub geschehen war und welche Informationen Ursula ihnen über das
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