Olivers Versuchung
wollten sie wahrscheinlich nur in Sicherheit wiegen, bis sie beschlossen hatten, was sie mit ihr machen würden. Sie konnte ihnen nicht trauen. Sie hatte diesen Fehler schon einmal begangen. Sie hatte Oliver vertraut und er hatte sie verraten.
Ihr Herz verkrampfte sich bei dem Gedanken an ihn. Warum hatte er es getan?
Sie senkte den Kopf. „Was werdet ihr jetzt mit mir machen?“
„Du wirst in ein sicheres Haus gebracht.“
„Für wie lange?“
„Für so lange wie es dauert, die anderen Mädchen zu finden und diese anderen Vampire zu vernichten“, antwortete Zane.
Ein Schluchzen entriss sich ihrer Brust. Und sobald sie die anderen Mädchen hätten, könnten sie das Geschäft selbst aufmachen. War es das, was sie vorhatten? Oder hatten sie wirklich vor, sie und die anderen Frauen zu retten? Wenn sie ihnen doch nur vertrauen könnte, aber dieses Gefühl konnte sie im Moment nicht hervorzaubern. Sie hatte Oliver ihr ganzes Vertrauen geschenkt und er hatte es missbraucht, indem er seinen Kollegen ihr Geheimnis offenbart hatte.
Zane trat einen Schritt näher. „Und vielleicht wirst du dich als nützlich erweisen, um deine Entführer aus ihrem Loch zu locken.“
Quinn hob eine Augenbraue. „Du willst sie als Köder benutzen?“
„Wenn es sein muss. Wir besprechen es später.“ Er winkte Ursula zu. „Lass uns gehen.“
Sie ging zur Tür, vorbei an Zane und Quinn, ihren Kopf hoch erhoben, um nicht den Schmerz in ihrem Inneren zu zeigen.
„Gibt es etwas, das ich Oliver von dir ausrichten soll?“, fragte Quinn.
Die Weichheit in seiner Stimme brachte sie den Tränen nahe, doch sie biss die Zähne zusammen und starrte geradeaus in den Flur. „Du kannst ihm sagen, dass er zur Hölle fahren soll!“
Sie machte keinen Versuch zu fliehen, als Zane sie zu seinem Hummer führte und die Beifahrertür für sie öffnete. Sie wusste, dass es verschwendete Energie gewesen wäre. Er war um so vieles schneller als sie, und so gemein wie er aussah, bedeutete es bestimmt, dass er ihr Schmerzen zufügen würde, falls sie sich nicht nach seinen Wünschen richtete. Sie war gerade nicht in der Stimmung auf körperliche Schmerzen – der emotionale Schmerz, den sie empfand, war schwer genug zu bewältigen.
Und sie hatte gedacht, sie war dabei, sich in Oliver zu verlieben. Oh Gott, wie dumm sie doch war! Und die ganze Zeit hatte er seine wahren Absichten vor ihr verborgen. Bei der erstbesten Gelegenheit hatte er sie an seine Kollegen verpfiffen. Wie konnte sie sich nur so in ihm getäuscht haben?
„Ich brauche noch mehr Informationen von dir. Wie viele Wachen befanden sich in dem Gebäude?“, fragte Zane, als er das Auto in Bewegung setzte.
„Es waren immer mindestens vier von ihnen als Bewachung auf der obersten Etage, wo wir alle lebten und wo sie von uns tranken. Aber es gab mehr Wachen.“
„Wie viele?“, fragte Zane nach.
„Mindestens sieben oder acht andere. Sie haben sich immer abgewechselt.“
„Und wie viele Mädchen außer dir?“
Sie zögerte. „Warum willst du das wissen?“
Er warf ihr einen Seitenblick zu. „Weil ich wissen muss, womit wir es zu tun haben.“
Unbehagen kroch ihr den Rücken hoch. Was würde er mit dieser Information tun? Planen, was er mit den Mädchen anstellen würde? Wo Scanguards das Geschäft aufbauen würde, sobald sie die Frauen „befreit“ hatten?
„Ich habe dich etwas gefragt!“
„Ich weiß nicht wie viele.“
Er knirschte mit den Zähnen. „Wie viele? Sprich oder ich bringe dich zum Sprechen!“
Sie hatte keine Zweifel daran, doch sie wusste auch, dass sie keine Kraft mehr hatte, gegen ihn anzukämpfen. „Ich bin mir nicht sicher; ein Dutzend, aber eines der Mädchen habe ich eine Weile nicht gesehen. Ich bin mir nicht sicher, ob sie noch lebt. Und zwei neue kamen vor kurzem erst dazu. Aber ich denke, es sind zwölf.“
„Alle Chinesinnen?“
Ursula nickte.
„Gut.“
Dann verstummte Zane. Offenbar war er nicht der Typ, der gerne plauderte. Und zum Glück war auch sie nicht in der Stimmung dafür.
Während des letzten Stückes der kurzen Fahrt starrte sie aus dem Fenster. Als Zane den Hummer nur wenige Minuten, nachdem sie Quinns Haus verlassen hatten, parkte, schaute sie sich in ihrer Umgebung um. Sie hatten vor einem großen Eckgebäude geparkt. Es hatte vier Etagen und sah so aus, als ob es um die Jahrhundertwende oder vielleicht ein paar Jahre später erbaut worden war.
Zane bedeutete ihr auszusteigen. Ursula schloss die Autotür hinter sich,
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