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Oliviane – Der Saphir der Göttin

Oliviane – Der Saphir der Göttin

Titel: Oliviane – Der Saphir der Göttin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marie Cordonnier
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»Was zum Kuckuck will das Mädchen beichten?«
    »Weiß ich’s?« Ava hatte gar nicht erst damit begonnen, sich über die Frau den Kopf zu zerbrechen, der sie dienen sollte.
    »Lass es gut sein«, knurrte Landry und rückte das Schwertgehänge zurecht, das um seine schmalen Hüften hing. »Ich werde persönlich dafür sorgen, dass der Wunsch der Dame erfüllt wird. Und falls sie dich fragt, so sag ihr einfach, dass du den Mann noch nicht gefunden hast!«
    »Aber ...«
    »Du kannst gehen!«
    Ava verstummte und eilte so schnell wie möglich davon.
    Landry starrte geistesabwesend hinter ihr her. Welch ein Segen, dass Ava ihm vertraute! Er mochte sich gar nicht erst ausmalen, wie der ahnungslose Wandermönch, den sich der Herzog anlässlich der Hochzeit nach Cado geholt hatte, auf die Beichte der vermeintlich unschuldigen Braut reagiert hätte.
    Der Schwarze Landry unterdrückte einen lästerlichen Fluch. Was hatte ihn nur geritten, sich an einer Edeldame zu vergreifen, die das Schicksal nicht für ihn bestimmt hatte? Ausgerechnet er, der immer so stolz auf seinen messerscharfen Verstand, seine unerschütterliche Beherrschung gewesen war?
    Du weißt es sehr gut, mein Lieber, wies ihn eine innere Stimme sogleich zurecht. Du bist von ihr fasziniert, seit du sie aus dem Hause ihres Großvaters geholt hast. Es imponiert dir, dass sie sich auch unter widrigsten Umständen behauptet. Du wütest gegen die Bestimmung, die sie zur Braut Cocherels gemacht hat. Du warst es, der unbedingt herausfinden wollte, ob hinter ihrer frommen Maske eine Frau aus Fleisch und Blut steckt!
    Nun, diese Frage hatte sich in der vergangenen Nacht hinreichend beantwortet. Es gab keine Frau, die es mit ihr an betörendem Reiz, an scheuer Unschuld und natürlicher Leidenschaft aufnehmen konnte. Er hatte sie besessen, nur um feststellen zu müssen, dass die Erfüllung seiner Wünsche noch drängendere, noch heftigere Wünsche in ihm weckte.
    Und nun steckte er bis zum Hals in Schwierigkeiten. Er musste um jeden Preis verhindern, dass Oliviane einem Beichtvater ihre vermeintlichen Sünden gestand. Sie konnte doch nicht annehmen, dass damit die Dinge wieder ins Reine gebracht wurden? Oder war sie in diesem Kloster zu einer so weltfremden Denkweise erzogen worden? Er hatte sie besessen, aber er kannte sie nicht!
    In diesem Punkt seiner Überlegungen geriet er nur noch mehr in Rage. Gereizt fuhr er sich mit allen zehn Fingern durch die dichten dunklen Haare. Wollte er wirklich die so sorgsam ausgehandelte Ehe zwischen Oliviane und seinem Anführer verhindern? Weshalb? Fühlte er sich an ihrem Unglück schuldig, weil er selbst sie nach Cado gebracht hatte?
    Was es auch war, mit Sicherheit wusste er nur eines: Er konnte nicht tatenlos zusehen, wie Paskal Cocherel seine schmutzigen Hände auf Olivianes lilienweiße Haut legte.
    »Hey, Landry! Bist du schon nüchtern? Der Herzog will dich sehen, und seine Laune steht nicht zum Besten!«
    Landry verbarg seine Bestürzung. Er hatte den Bogenschützen nicht kommen hören. Oliviane de Rospordon brachte ihn noch so weit, dass er jede Vorsicht vergaß. Dabei konnte er es sich wahrhaftig nicht leisten, ertappt zu werden.
    Er hatte sich in der Festung Respekt verschafft, aber die Männer hatten ihr Misstrauen gegen ihn nie ganz verloren. Sie sahen in ihm nicht ihresgleichen, und Landry empfand im geheimen sogar so etwas wie Genugtuung darüber. Er hatte sich sein Leben gut eingerichtet, und die Gefahr, in der er lebte, entsprach seinem abenteuerlichen Naturell. Nur für sich selbst und seine Taten verantwortlich zu sein, das gefiel ihm.
    Doch nun hatte eine samtäugige Edeldame all seine Pläne unvermutet durcheinander gebracht. Ähnliches war ihm nie zuvor passiert, und der Schaden schien bereits unabsehbar zu sein.
    Er fluchte und suchte das Arbeitskabinett des Herzogs auf. Cocherels Pläne liefen nicht gut in diesen Tagen, und Landry hätte auch ohne das hämische Grinsen des Bogenschützen gewusst, dass ihn ein brüllender Löwe erwartete. Einer, der nur zu gerne bereit war, ihn in Stücke zu reißen, wenn es den geringsten Anlass dafür gab.

11. Kapitel
    Oliviane huschte an den flackernden Fackeln vorbei und versuchte so schnell wie möglich wieder die Sicherheit ihrer Kammer zu erreichen. Sie verabscheute den unumgänglichen Weg zum Abtritt. Die winzige, übel riechende Kammer mit dem Loch, das sich über dem Burggraben öffnete, besaß weder eine Tür, die man hinter sich zuziehen konnte, noch war sie

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