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Oliviane – Der Saphir der Göttin

Oliviane – Der Saphir der Göttin

Titel: Oliviane – Der Saphir der Göttin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marie Cordonnier
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Stern von Armor? Willst du sein Geheimnis mit ins Grab nehmen?«
    »Der ...« Oliviane brach ab. Aber sie konnte nicht verhindern, dass ihre Rechte suchend über die Falten ihres Kleides glitt, bis sie den vertrauten Umriss des modischen Gürteltäschchens fand, das sie stets bei sich trug.
    »Lass sehen ...« Der Schwarze Landry hatte die verräterische Geste bemerkt, und ehe sie es verhindern konnte, hatte er das Täschchen an sich gebracht.
    Stirnrunzelnd begutachtete er den Inhalt. Rosenkranz, Elfenbeinkamm und das verschlissene Stückchen Spitze legte er sofort zur Seite. Das Alabasterdöschen mit der duftenden Salbe hingegen öffnete er neugierig und betrachtete sichtlich enttäuscht die gelbliche Creme.
    »Ringelblumenbalsam«, erklärte Oliviane mit äußerster Beherrschung. »Er hilft gegen raue Hände und Risse in der Haut. Aber ich denke nicht, dass er irgendetwas gegen die Risse in Eurem Charakter ausrichten kann. Bedient Euch dennoch, wenn Euch danach sein sollte!«
    Der unverhohlene Spott in ihrer Stimme brachte Landry dermaßen auf, dass er ihr das Salbengefäß mitsamt dem leeren Täschchen wütend auf den Schoß warf. Während Oliviane ihre Habseligkeiten betont gleichgültig wieder hineintat und es am Gürtel befestigte, nahm Landry eine unruhige Wanderung durch die Kate auf.
    »Wir wissen beide, dass Ihr den Stern von Armor besitzt«, brummte er und reagierte seine Enttäuschung ab, indem er mit der Faust in die Luft hieb. »Es gibt fünf davon, und jede der Novizinnen von Sainte Anne hat einen erhalten. Jeder dieser Steine ist das Lösegeld für einen König wert.«
    »Hier also liegt der Hase im Pfeffer«, erwiderte Oliviane und lächelte zynisch. »Ihr habt Euch entschlossen, Eurem Herrn die Treue aufzukündigen, weil Ihr von mir die größeren Reichtümer erwartet? Wie bedauerlich, dass Ihr einem Irrtum erlegen seid, mein ehrgeiziger Räuberhauptmann!«
    Sie hatte ihn getroffen. Sie sah es an der Bewegung der Kiefermuskeln unter seinem Bart und an dem zornigen Funkeln seiner Kohlenaugen. Sie hätte zufrieden sein sollen, doch sie war es nicht. Was sie beobachtete, verstärkte nur den Kummer, der ihr Herz gefangen hielt.
    »Sagt mir endlich, wo dieser vermaledeite Stein ist und ...«
    »Und was?«, fiel ihm Oliviane ins Wort. »Was bietet Ihr mir eigentlich dafür? Eine neuerliche Kostprobe Eurer unbestreitbaren Liebeskünste? Lebenslanges Wohnrecht in dieser bezaubernden Kate? Ihr macht Euch lächerlich, Monsieur Landry!«
    Sie ahnte nicht, dass seine ganze Aufmerksamkeit ihrem blassen, vollkommenen Gesicht gehörte, während sie ihn mit Schmähungen überhäufte. Absolute Grazie, der weder der Schmutzstrich auf ihrer Wange noch die zersausten Haare und der alte Reiterumhang, in den er sie gehüllt hatte, etwas anhaben konnten.
    »Ich muss in die Festung zurück«, verkündete er schroff. »Ich kann nicht länger bleiben.«
    »Wann kommt Ihr zurück?« Oliviane hasste sich für diese bange Frage, aber der Gedanke, völlig allein zu bleiben, versetzte sie in Schrecken.
    »So schnell wie möglich«, gab er zur Antwort. »Doch es hängt von der Lage in Cado ab. Eurer Verschwinden wird zwar erst mit Anbruch des Tages entdeckt werden, aber niemand kann vorher sagen, zu welchen Aktionen sich Paskal Cocherel in seinem Zorn hinreißen lässt!«
    »Ich hoffe, er kommt Euch auf die Schliche und macht Euch einen Kopf kürzer!«, fauchte Oliviane gar nicht damenhaft.
    Landry lachte spöttisch. »Ich werde es zu verhindern wissen, kleine Dame! Bis dahin, gehab dich wohl und achte darauf, dass das Feuer nicht ausgeht! Ich werde die Kate verschließen, also verschwende deine Kräfte nicht mit dem sinnlosen Versuch davonzulaufen ...«
    Ein Schatten glitt über Olivianes Züge und verriet, dass er sie zumindest in diesem Punkt durchschaut hatte. Sie gab keinen Ton von sich – nicht einmal, als draußen das Schaben eines Balkens verkündete, dass er tat, was er angekündigt hatte. Oliviane stand wie gelähmt da und starrte in die tanzenden Flammen des kleinen Feuers. Sie konnte sich nicht rühren, sie konnte nicht einmal in Tränen ausbrechen und ihrer Verzweiflung nachgeben.

12. Kapitel
    Die Kälte weckte Oliviane. Sie kroch zwischen den eng verfugten Steinwänden der Kate hindurch, stieg aus dem festgetretenen Lehmboden auf und sickerte durch das dichte Reet des Daches. Obwohl Oliviane sich eng in den Umhang gehüllt und mit den beiden Decken geschützt hatte, die sich in einem der Mantelsäcke fanden,

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