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Olympiareife Nummern

Olympiareife Nummern

Titel: Olympiareife Nummern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Doris Meissner-Johnannknecht
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zwischen Lachen und Weinen.
    „Ehrlich? Werden wir uns schon ähnlich? Soll ich mir auch mal die Haare blondieren? Ob mir das steht?" Sie ignoriert diese letzte Äußerung von mir und stellt demonstrativ das Radio an. Dreht die Musik laut.
    „Benimm' dich bitte nicht peinlich", sagt sie verzweifelt, als ich vor Kruses Häuschen anhalte.
    „Nicht peinlicher als sonst", sage ich aufmunternd, „außerdem: Nick ist doch nicht dabei...!"
    „Gott sei Dank", stöhnt sie entnervt, „der hätte noch gefehlt!"
    Herr Kruse hat uns schon gesehen. Er verlässt das Haus mit bandagiertem Fuß und Krücken.
    „Ich halt' ihm mal die Tür auf, sage ich, „deinem hübschen Herrn Kruse!" Sie rollt noch einmal wild mit den Augen, ich steige grinsend aus.
    „Na - doch beim Arzt gewesen?", frage ich ihn, „sieht alles so professionell aus!"
Er lächelt. „Nee ... ein Freund war's", sagt er , „der arbeitet im Krankenhaus ... von dem hab' ich auch die Krücken hier!"
„Die stehen Ihnen aber außerordentlich gut", sage ich mit einem Zwinkern und er sieht mich verblüfft an. Ich öffne die Schiebetür.
„Geht's?", frage ich, „oder darf ich Sie unsittlich berühren und noch 'n bisschen schieben?" Ich denke, innerlich schmunzelnd: „Manchmal geht's mit mir durch, verzeih' mir, Katharina .."
Jetzt lacht er schallend und ich denke „Junge, du siehst wirklich gut aus!" Er schafft's allein - schade eigentlich! - und lässt sich fallen. Fährt sich durch's blonde Haar und sagt: „Hallo Katharina! Ich wusste ja gar nicht, dass du so einen netten Papa hast!"
Die Arme ist ganz rot und stumm. Sie knackt wahrscheinlich noch immer an der „unsittlichen Berührung" herum. Ich schwinge mich gut gelaunt auf meinen Sitz und fahre los. „Wie lange ist's geplant?", frage ich ihn und unsere Blicke treffen sich im Rückspiegel. Er schneidet eine Grimasse. „Keine Ahnung", sagt er, „aber wenn Sie nach Hause wollen nachher, dann machen Sie das ... ich nehm' dann 'n Taxi." „Gleichfalls", sage ich, „wenn Sie nach Hause wollen nachher, dann tippen Sie mir auf die Schulter und wir hauen einfach zusammen ab ... !" Himmel noch mal, Katharina, was war denn schon dabei? Sie guckt mich schon wieder genervt von der Seite an. Herr Kruse grinst frech. „Warten Sie's ab ... ich komm' drauf zurück", scherzt er drohend.

„Kannst du dich nicht mal normal verhalten?", schimpft Katharina, als wir den netten Lehrer am Hauptportal rausgelassen haben und einen Parkplatz suchen. „Wieso?", frage ich unschuldig.

    „Das fragst du noch? Unsittlich berühren ... zusammen abhauen ... Papa! Du bist schon genau so schwul wie Nick!" „Danke", sage ich, „ich fass' es mal als Kompliment auf!" „Siehste! Das mein' ich", sagt sie und sie guckt mich flehend an. „Papa! Bitte, benimm' dich!" „Schon gut", beschwichtige ich, „ich versprech' dir, deinem Herrn Kruse nicht in den Hintern zu kneifen ..." Sie steigt kopfschüttelnd aus. „Obwohl der Hintern klasse ist", denke ich. Aber das behalte ich wohl besser für mich, sonst bekomme ich ernsthaft Krach mit meiner Tochter.

Ein Schulfest mit Folgen

    Chris hat 's gesagt - Eine schlaflose Nacht - Schlechtes Gewissen

    Nick

    Wir essen Abendbrot und Christoph und Lily erzählen von ihrer Woche. Christoph war gestern Abend im Kino und heute morgen sind wir auch nicht dazu gekommen, miteinander zu reden. Jan und ich frühstückten nämlich erst sehr spät nach unseren nächtlichen Exzessen. (Um vier Uhr morgens waren wir noch in der Küche, um uns eine kleine Stärkung aus dem Kühlschrank zu holen ...)
    „Und? Kein Alkohol?", frage ich Christoph. Er grinst. „Kevin ist mit 'ner vollen Flasche Bacardi erwischt worden", sagt er schadenfroh und ich wundere mich wieder über seine tiefe Stimme. Mit dem Stimmbruch ist er jetzt endgültig durch. Er hat einen ganz schönen Schuss gemacht im letzten halben Jahr und ist jetzt fast so groß wie ich. Letztes Jahr in Frankreich war er noch ein Kopf kleiner. Manchmal stellen wir uns Rücken an Rücken vor den Flurspiegel.

    „Nicht mehr lange", sagt er dann grinsend. „Och, dann krame ich meine Stöckelschuhe raus", pflege ich ihm tuntig als Antwort zu geben und das bringt ihn zum Lachen.

    „Hast du das echt geglaubt damals?", habe ich ihn mal gefragt, als wir vom Fußballspielen nach Hause gingen. Christoph hatte mich doch letztes Jahr tatsächlich gefragt, ob ich Frauenkleider anziehen würde, als er erfahren hatte, dass ich schwul bin. Er sah mich von der Seite an

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