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Olympiareife Nummern

Olympiareife Nummern

Titel: Olympiareife Nummern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Doris Meissner-Johnannknecht
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musste! Seit Wochen freute sie sich auf diesen Tag, für den sie dieses „wunderschöne Kleid" bekommen hatte -Renate war mit den Kindern einkaufen gewesen, wofür ich ihr äußerst dankbar war, denn zu einem derartigen Liebesdienst hätte ich mich - bei aller Sympathie zu den Kindern - nun doch nicht aufraffen können ... Und fast jeden Tag bettelte mich Lily an, ob sie's nicht noch mal anprobieren könnte ... vielleicht würde es ja nicht mehr passen ...? Und dann das.
„Jan", rief ich meinem Liebsten zu, der zwei Meter von mir entfernt stand und mit gewohnt stoischer Ruhe und den Händen gelassen in den Hosentaschen seiner Jüngsten interessiert bei ihrer emotionalen Entgleisung zusah. Lily wälzte sich derweil rotgesichtig, rotznasig und penetrant laut heulend und strampelnd auf der Erde herum und drohte in Krämpfe zu fallen, wie das ekligste Kind im Supermarkt vor der Kasse, das man sich vorstellen kann, „das rafft sie nicht! Lass' sie!"

Ging ja auch prompt schief. Ich sag nur Rote Grütze. Sie starrte erst mich an, als es passiert war, dann Jan (sie saß zwischen uns). Ihr Mund verzog sich, ihre Lippen begannen zu zittern und ihre Augen wurden immer größer. Jan und ich sahen uns wortlos an.

„Sag' nichts", schlug ich heiter vor. Ging ja irgendwo auch auf meine Kappe...
Klaras und Josys Mutter rubbelten und rieben (so was machen Frauen irgendwie besser ...), aber so richtig weg ging's trotzdem nicht ... und das alles noch vor ihrem wichtigen Auftritt als Blumenkind!
Als wir dann am Nachmittag bei Josys Eltern waren, hatte Klara die geniale Idee mit den Röschen. Mit flinken Fingern nähte sie ihr ein paar Rosenknospen aus ihrem Brautstrauß auf's Kleid, um die verdächtigen Flecken zu tarnen und machte Lily damit zum glücklichsten Kind der Welt. „Das war der schönste Tag in meinem Leben", hauchte sie nachts um eins denn auch selig, als Jan und ich sie in der Gaststätte, wo wir feierten, oben in ein kleines Zimmer auf die Luftmatratze legten, die wir für sie mitgenommen hatten. (Das hatte sie im übrigen auch am Heiligabend und kürzlich wieder nach ihrem Geburtstag behauptet... !) „Und was war dein schönster Tag?", fragte mich Jan beim Runtergehen. Ich ging vor ihm und drehte mich um. Ich musste gar nicht lange überlegen.
„Letztes Jahr ... als ich dich am Strand zeichnete und du mir abends sagtest, dass du mich gern küssen würdest." Er stutzte. „Ach, Nick, komm' her!", sagte er dann und wir küssten uns auf dem Flur der Gaststätte. Sehr intensiv und sehr ausdauernd. Ich wär am liebsten sofort mit ihm in ein Separee verschwunden ...
Ein paar Typen kamen aus dem Nachbarraum, wo außer der Hochzeit noch parallel eine andere Feier stattfand. „Ey, guckt mal - Schwuchteln! Macht euch vom Acker!", grölten sie verächtlich und zerstörten unsere ungemein gefühlsträchtige Szene. In dem Moment ging die Klotür auf und Bernie und Pit aus unserer Mannschaft kamen raus. Die hatten die Bemerkung auch gehört. Jan ließ mich los und guckte ziemlich giftig.
„Probleme?", fragte er leise und ich hielt ihn am Ärmel zurück, weil er Anstalten machte, auf den Oberpöbler zuzugehen. Diesbezüglich ist Jan sehr beherzt und unüberlegt. „Knutschende Kerle - pfui Deibel", sagte der, ein widerwärtiger Mensch mit gewaltigem Bauch - Marke Jeverfass oder „Astra-(l)leib"(Erfindung von Uwe, dem Vater von Christophs bestem Freund Dennis) und guckte unsere Mannschaftskollegen beifallheischend an. Bernie und Pit sahen sich zunächst gegenseitig an, dann uns und legten anschließend wie verabredet einträchtig den Arm umeinander. „Kommt Jungs", flötete Pit mit Falsettstimme, „mit Heten wollen wir nichts zu tun haben!" Und mit einem Hüftschwung, der Uli und Dietlinde neidisch gemacht haben würde, drehten sie sich um und tuckten zurück in unseren Saal. Unsere Truppe ist doch schwer in Ordnung, oder?

    Jan

    Katharina tut so, als hätte sie sich im Griff, aber ich kenn' sie.
    „Kein Stress", sage ich ihr auf dem Weg zu Herrn Kruse, „sei einfach du!"
    „Ha,ha, wie witzig!", ätzt sie. Auwei, hoffentlich macht er keinen Spruch.
    „Du hättest ein rotes T-Shirt anziehen sollen", wage ich ihre Kleiderwahl sanft zu kritisieren, „wär' vielleicht besser gewesen!"
    „Wieso?", fragt sie misstrauisch. Irgendwie erinnert sie mich an einen Igel. Lauter Stacheln.
    „Dann denkt man, es reflektiert... au! Nicht schlagen!", flehe ich und ducke mich.
    „Du bist schon genau so frech wie Nick!", sagt sie

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