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Olympiareife Nummern

Olympiareife Nummern

Titel: Olympiareife Nummern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Doris Meissner-Johnannknecht
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Flur.
    „Ruhig!", zische ich den an, „Lily kann doch noch schlafen!" Zu spät. Sie ist bereits wach geworden.
„Jetzt ist es auch egal", sage ich zu Christoph, „ich fahr euch eben schnell zum Bahnhof!"
Lily sitzt im Nachthemd im Auto und findet's gut. Danach spielt sie zufrieden im Wohnzimmer, während ich die Küche aufräume und nachdenke.

„Warum?", frage ich mich schon die ganze Zeit. „Wir hatten doch keine Krise oder so?" Lily wundert sich, dass ich so still bin, aber ich bin wirklich nicht gut drauf heute. „Lass' mal, Lily", sage ich zu ihr, als sie mich mit Fratzenschneiden zum Lachen bringen will. Nachdem ich sie im Kindergarten abgeliefert habe, fahre ich mit dem Rad noch eine Runde mit Arnie. Der braucht Auslauf. „Nur ein Jahr?", denke ich. Ein Jahr. Eigentlich verdammt lang. So lange war ich noch nie mit jemandem zusammen. Das Längste war die Geschichte mit Mats. Das waren sechs Wochen. Aber da war ich erst sechzehn. Nur mit Jan - war eben alles anders. Von Anfang an. Und ich habe an keinem Tag des vergangenen Jahres daran gezweifelt, dass es diesmal etwas ganz Besonderes wäre. Eben die große Liebe. Oder gibt's die am Ende doch nur in schnulzigen Filmen oder Romanen und ich hänge einem unrealistischem Ideal nach? Ich vermute, keiner wird mir die richtige Antwort darauf geben können. In der Uni fliegt alles an mir vorbei, heute hab' ich echt 'n schlechten Tag. Kann mich auf nichts konzentrieren. Bin nur am Grübeln, wieso ...

Und auf 'm Parkplatz treffe ich auch noch Laurent, das gibt mir vollends den Rest. Er hat ja tatsächlich letztes Jahr mit Uli rumgemacht, um dem Geld aus der Tasche zu leiern - aber der gute Uli war doch so schlau und ließ sich nicht darauf ein, nachdem ich ihm ein bisschen was über Monsieur erzählt habe. Seitdem giften wir uns ganz schön an, wenn wir uns treffen.

    „Na? Wieder zurückfahren? Die kleine Hausfrau spielen?", fragt er mich zynisch grinsend mit seinem hübschen Keanu- Reeves-Gesicht. So 'n mieser Arsch.

    „Verpiss' dich!", sage ich genervt. Uli hatte ihm natürlich alles erzählt.
    Wieder zurück, bettelt mich Lily im Kindergarten an, bei ihrer Freundin Lisa spielen zu dürfen. „Ich kann da bestimmt auch essen", sagt sie. Also warte ich mit ihr auf Lisas Mutter und die hat nichts dagegen. Danach fahre ich allein zurück, rufe bei Renate an und setze mich an den Rechner. Ist ja jetzt noch Zeit, bis Katharina und Christoph kommen. Kochen muss ich nichts, wir haben noch Reste von gestern.
    Sieh an - Mats hat mir 'ne Mail geschickt! „Bin nächstes Wochenende in Hamburg, habe interessante Neuigkeiten ...(!) Darfst du mal was allein machen? Gibt dir dein Jan frei? Auf gut deutsch (und das kann ich ja mittlerweile wie meine eigene Sprache...): Wär's möglich, dich live zu SEHEN? Mats! :-) :-*!" Ach, Mats!
    „Ja - KLAR!" tippe ich zurück, „SEHEN immer!" Es juckt in meinen Fingern. „ ... und mal sehen, was sonst noch so drin ist... :-* , :-*, :-*!"
    Diese kleine Frechheit musste ich mir einfach gönnen. Auch wenn's Mats gegenüber fies ist. Denn ich will ja gar nichts wieder mit dem anfangen. Obwohl er irrsinnig sexy ist!

Ein ungewöhnlicher Vorschlag

    Ein Hund braucht Auslauf - Noch eine schlaflose Nacht - Hektischer Vormittag

    Jan

    Am Abend ist Nick nicht da.
    „Spiele Badminton! Gruss, Nick!", steht auf unserer Tafel.
    Den ganzen Tag über hatte ich Schiss vor unserem Wiedersehen. Katharina sieht mich ein paar Mal forschend an beim Essen. Als wir die Küche aufräumen, fragt sie: „Was ist denn?"
    „Nichts! Was soll sein?", frage ich.
    „Du bist so ... schweigsam", sagt sie, „so anders ... als wenn was wäre!"

    „Nein ... war bloß stressig heute. Ähm ... ich glaub, ich fahr' noch 'ne Runde mit Arnie ... bringst du Lily schon mal ins Bett?", frage ich sie.

    Sie stöhnt. „Na gut ... aber Christoph ist das nächste Mal dran!"
    Ich schwinge mich auf 's Rad und fahre los. Nicht die übliche Strecke, Arnie guckt ganz verwirrt, dass ich woanders längs fahre. Es sind bloß sechs Kilometer. Klingele. Es dauert ein bisschen wegen der Krücken. „Jan!" Er strahlt mich an. Ich zeige auf Arnie. „Ich hab 'n Hund", sage ich. „Bleibt er im Garten?", fragt Andreas. „Ja, sicher! Ist der Zaun hoch genug?" „Ist 'ne Rosenhecke."
    Ich lasse Arnie angebunden, weil ich ja auch nicht lange bleiben will.
Dass es nicht geht mit uns, will ich ihm sagen und dass wir
uns unmöglich wiedersehen können ...
Über eine Stunde liegen wir schon

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