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Olympiareife Nummern

Olympiareife Nummern

Titel: Olympiareife Nummern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Doris Meissner-Johnannknecht
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also ... äh ... 'n Kumpel von mir hat gesagt, hier läuft gute Mucke ... äh ... und da dachte ich, äh ... ich könnt' ja mal reinschauen ... ?" Ach Gott! Der Kleine weiß ja noch gar nicht, was er will!

„Du hast doch hoffentlich gemerkt, was hier abgeht?", frage ich ihn. „Das ist ein Schwulen-Schuppen! Suchst 'n Freund?", frage ich absichtlich so rüde und provokant. Seine Lippen zittern doch tatsächlich!
„Weiß nicht... vielleicht?", sagt er ganz leise und beißt sich auf die Unterlippe. Dabei sieht er mich ängstlich aus seiner Höhe an.

„Wie bist 'n hier?", frage ich ihn. „Mit S- und U-Bahn", flüstert er.

Ich seufze. „Ich fahr' dich nach Hause", sage ich, „ich wollte auch gerade los." Höre ihn erleichtert aufatmen. Auf dem Weg zum Auto kommen uns ein paar Typen entgegen, die laut lachend herumalbern.

„Na? Schnell ins Bettchen mit der süßen Braut?"
„Bleibt doch noch, der Abend fängt doch erst an!"
„Manche können's nicht abwarten!"

„Wohl Samenüberdruck, wa?" Am besten gar nicht drauf achten. Eine Hand an meinem Arm.
„Salut, Cherie! Stehst du jetzt auf Freshmen?" Laurent. Er grinst und mustert Patrick.

„Immer abwechselnd, was? Mal alt, mal jung, wie? Na ja, chaqun ä son goüt." Wütend reiße ich ihm den Arm weg. „Du dagegen machst es ja nur für Bares, oder?" Er kneift die Augen kurz zusammen, der hübsche Laurent, aber dann lacht er.

„Ach, Nick, mon petit ... du solltest mich kennen! Für dich mache ich es jederzeit umsonst ... es ist scheiße gelaufen, ich weiß, aber Spaß hat's doch gemacht!" Und er packt mich an den Haaren und küsst mich schnell und frech. Natürlich französisch. Die anderen lachen, ich schubse ihn weg. Bin sprachlos. Und das will was heißen.
„Viel Spaß mit dem Süßen!", gurrt er und wirft mir noch 'ne Kusshand zu, bevor er sich umdreht und mit den anderen davongeht. Patrick starrt mich an.
    „Bist du ... schwul?", fragt er fassungslos. Oh, nein ... denkt der etwa auch, ich wäre 'ne Hete?
    „Na wo kam ich denn eben her? Aus demselben Laden wie du! Obwohl ich wirklich nur wegen der Musik da war", sage ich und bin reichlich genervt, als wir in meinen Golf steigen. „Hat Katharina dir nichts gesagt?"
    „Nein. Was denn?" Sie hat's ihm nicht erzählt? Super! „Ach, vergiss es ... ja, ich bin schwul. Na und?" Heute fahre ich schneller als erlaubt.
    Er starrt mich unentwegt an. Ich beruhige mich langsam wieder. Er kann ja schließlich nichts dafür, dass ich mich so über Laurents Verhalten aufgeregt habe. „Hör mal, wegen eben ... du solltest nicht allein in diesen Laden gehen ... nimm' deinen Kumpel mit", sage ich besänftigend. Er schweigt und starrt. Schöne Augen hat er. Ganz lange Wimpern.

    „Zu zweit wird man nicht so schnell angemacht", doziere ich. Seine großen braunen Augen sehen mich an. „Man kann da leicht unter die Räder kommen", predige ich weiter - die Weisheit meines Alters will halt auch mal zu Wort kommen - „und an den Falschen geraten!" Siehe Dauerwelle mit Goldkette. Er scheint stumm geworden zu sein. „Hätt' ich bloß gleich das Radio angestellt", verfluche ich mich. Dröhnendes Schweigen im Elbtunnel. „Schläfst du mit mir?"
    Fast baue ich einen Unfall, als ich Waltershof abfahre. „Was?" Jetzt starre ich und bemühe mich, nicht in Schlangenlinien durch Finkenwerder abzudriften. Er sieht geradeaus.
    „Ich bin da hingefahren, weil ich jemanden gesucht habe ... ich will's endlich wissen ... ob ich's bin oder nicht." Ach du Scheiße.

    „Und da bist du mit der Goldkette mitgegangen ... oh, Mann, Patrick! Das hast du echt nicht nötig!" „Ach nein? Was soll ich denn sonst machen? Bei uns im Kaff gibt's keinen, den ich kenne, der ... wo soll ich denn wen kennenlernen?" Der Ärmste. Fast tut er mir leid. „Nu mal langsam, ja? Du musst ja nichts überstürzen ... es gibt auch ein paar nettere Läden, wo du was Passendes in deiner Größe findest ..." Klingt so, als wollte ich ihm ein paar neue Hosen andrehen. Na ja, 'ne Hose will er ja. Ein verrückter Gedanke schießt mir durch den Kopf. „Weißt du was? Wenn du am Freitag noch nichts vorhast, dann zeig' ich dir mal 'n Laden ... wäre doch gelacht, wenn wir nicht 'n hübschen Lover für dich auftun könnten!" „Ich weiß sogar schon, wie der heißt", denke ich voller Vorfreude. Ob Mats noch auf Jungfrauen steht? Halb zwei halte ich vor dem feudalen Anwesen seiner Eltern. Alteingesessener Obstbauernadel. Massenhaft Land. Äpfel und Kirschen

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