Olympiareife Nummern
allem. Er fühlt sich anders an, er riecht anders ... schmeckt anders ... eben wie Andreas. Unglaublich laut gestöhnt hat er dabei und das brachte mich fast um den Verstand ...
Gerade eben hat er seine Kontaktlinsen herausgenommen und ich beobachtete ihn dabei und dachte: „das war mein zweites Mal mit einem Mann ... und es war irrsinnig schön." Er wendet sich mir zu und legt den Arm um mich. „Jan", sagt er und lächelt schief (ich mag's total gern, wenn er auf diese Weise lächelt), „was hast du mit mir gemacht? Du hast mich ... ganz schön durcheinandergebracht..." Ich fahre zärtlich durch seine Haare, er schließt die Augen. „Andreas", sage ich leise, „ich habe einen Freund ..." „Ja", seufzt er, „das hast du mir schon gesagt ... aber ... könnten wir uns nicht trotzdem sehen ... ab und zu wenigstens?" Wir sehen uns an. Ich ziehe ihn zu mir und küsse ihn. Ich will es ja auch ... das ist ja das Schlimme.
Nick
Halb zwölf. Und Jan immer noch nicht da. Vor 'ner halben Stunde ging Patrick, Katharinas Freund. Sie küssten sich auf dem Flur, ich war gerade auf dem Weg in mein Zimmer. Sie stand auf der zweiten Treppenstufe und musste immer noch hochgucken. Patrick ist bestimmt über 1,90 m.
Danach kam sie in mein Zimmer, wo ich am Rechner saß und meine e-mails nachsah.
„Ich bin schon vorher gegangen", sagte sie und es klang fast entschuldigend, „ich weiß nicht, was da noch geplant war."
Dann ging sie nach oben.
Um halb eins lege ich mich hin.
Wache auf, weil Lily vorm Bett steht.
Sehe müde auf die Uhr.
Halb drei. Jans Bett ist unberührt.
Lily kriecht unter meine Decke und kuschelt sich an mich. Ich lege meinen Arm um sie und es dauert bis halb vier, bis ich endlich wieder einschlafen kann ...
Jan
„Ich muss echt los", sage ich zu ihm um halb zwei. Schon halb zwei? Ich hab' überhaupt nicht bemerkt, wie schnell die Zeit vergangen ist. Zwischendurch haben wir auch mal was gegessen und Wein getrunken ... alles im Bett. „Wann seh' ich dich wieder?", fragt er und guckt so verzweifelt, dass ich ihn schon wieder küsse ... und es bleibt nicht dabei... Danach sind wir völlig erledigt eingeschlafen. Um viertel vor fünf werde ich wach. Mit Adrenalin und kräftigem Herzklopfen.
In einer knappen Stunde muss ich aufstehen und zur Arbeit gehen.
Andreas hat den Arm um mich gelegt. Vorsichtig mach ich mich los, ziehe mich leise an und gehe zu seinem Schreibtisch, um nach einem Blatt Papier zu suchen. Ich will nicht einfach so verschwinden.
„Lieber Andreas", schreibe ich, „ich bin nicht abgehauen, ich musste los ... Ich hab's total genossen mit dir", beginne ich und mache eine Pause. Überlege ziemlich lange.
Betrachte ihn, wie er da liegt und schläft. Gestern war er noch ein Fremder, jetzt ist er mir schon so vertraut. Sein hübscher Mund ist leicht geöffnet, ich denke an die unzähligen Küsse, die wir in dieser Nacht getauscht haben, die Koseworte, die er benutzt hat, sein Gesichtsausdruck in den Momenten der höchsten Erregung ... und ich schreibe weiter.
„Ich habe mich in dich verliebt ... habe ein furchtbar schlechtes Gewissen, aber ... es war wahnsinnig toll, ich danke dir. Jan." Nach kurzem Nachdenken setze ich noch ein Postscriptum darunter: „Ich will dich wiedersehen ... und nicht nur sehen."
Die Straßen sind leer, ich bin total übernächtigt und fühle mich irgendwie unwirklich und gar nicht real, eher so, als träumte ich. Um kurz vor halb sechs fahre ich bei uns vor's Haus. Ich schließe leise auf und gehe rein. Mein Zuhause kommt mir heute fremd vor.
Fremd ist mir auch der unrasierte Typ im Flurspiegel mit den Schatten unter den Augen. „Was für eine Nacht", denke ich, „das wird ein harter Tag ..." Gehe ins Bad. Ich muss unbedingt duschen. Am ganzen Körper rieche ich nach Andreas. „Schade", denke ich wehmütig, als das heiße Wasser seinen Geruch wegspült. „Kaffee", ist mein nächster Gedanke, als ich mich abtrockne. Ziehe mich an und gehe in die Küche. Am Esstisch sitzt Nick, der mich müde ansieht
Nick
Um kurz nach halb sechs werde ich wach und höre den Bus auf der Auffahrt. Ich höre Jan aufschließen. Er geht gleich ins Bad.
Ich stelle den Wecker aus und stehe behutsam auf, um Lily nicht zu wecken. Schlüpfe in meine Jeans und ziehe mein T- Shirt über. Danach gehe ich in die Küche und koche Kaffee. Dann setze ich mich hin und warte.
So, wie ich schon den ganzen Abend und die ganze Nacht gewartet habe. Zehn vor sechs kommt er rein und ich weiß es
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