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Olympiareife Nummern

Olympiareife Nummern

Titel: Olympiareife Nummern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Doris Meissner-Johnannknecht
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uns bloß 'ne kleine Auszeit von der Ehe, das ist alles!" Jetzt kneift er misstrauisch die Augen zusammen. „Auszeit? Ich seh' dich doch noch vor mir mit glänzenden Augen, wie du von deinem ,Russell' schwärmst und mir bei deinem Herzblut schwörst, wie sehr du ihn liebst und kein
Lotterleben mehr willst und all das!" Er lässt sich doch nicht einfach so für dumm verkaufen, der gute alte Uli. „Na gut", gebe ich widerstrebend zu, „wir haben beschlossen ... nein, ich machte den Vorschlag, weil ..." Tja, und dann beichte ich. Von der Nacht, als Jan nicht nach Hause kam und von meinem Erlebnis mit dem Unschuldsengel Patrick (Uli schnaubt und schnalzt entrüstet über meine Verworfenheit - aber im Grunde ist er bloß neidisch, das seh' ich ihm an. Dafür kenne ich ihn zu gut! Er mag die ganz jungen Unschuldigen und in einem Baileys-Rausch hat er mir mal anvertraut, dass es zu seinen lustvollsten Phantasien gehört, einmal eine zarte männliche Jungfrau zu knacken ...) Dann erzähle ich ihm meine Idee mit der ,Auszeit'. „Hoffentlich geht's nicht nach hinten los", meint er moralisierend mit erhobenem Zeigefinger und ich denke, das hätte auch meine Oma sagen können - falls sie denn noch leben würde. Zum Schluss bringe ich den Mega-Knüller: Denise! „Was hast du?" Uli, der ganz entspannt auf dem Stuhl gesessen hat - inzwischen waren wir in die Küche gegangen - rutscht nach vorn, sodass sein Stuhl auf den Dielenbrettern mit 'nem hässlichen Geräusch nach hinten schrapt und packt mit beiden Händen meinen Arm.
„Das hast du nicht! Sag, dass es nicht wahr ist! Das ist bloß wieder einer von deinen gemeinen Witzen! Das meinst du nicht ernst!" Verdammt, ich seh's ein. Ich habe mich politisch nicht korrekt verhalten ...
„Bleib cool - ich wechsele jetzt nicht das Ufer! Es hat sich halt so ergeben und ich bin froh, dass ich damit durch bin ... die Geschichte mit Karen damals war ja im Grunde ein Blindgänger!"
Stimmt doch. Kaum saß sie, schon machte ich schlapp. Heute war's anders. Leider. Naja, wie man's nimmt... (Sie hat mich aber auch ganz schön kirre gemacht mit ihrem lauten Gestöhn ... da hatten wir gerade den Stellungswechsel vollzogen und ich stand quasi über den Dingen ... war eigentlich ganz gut, denn nun hatte ich freie Aussicht auf das überaus nette Filmposter von dem ästhetisch mageren Keanu Reeves in „Little Buddha" - das war mir zwar beim Eintreten in ihr Zimmer aufgefallen, aber ich hatte ihm zu jenem Zeitpunkt noch nicht so eine Bedeutung zugemessen ... jetzt allerdings half es mir, die leidige Geschichte mit der Dame unter mir in Missionarsstellung zu einem erfolgreichen Ab- schuss, will sagen Abschluss, zu bringen ... und wie es klappte! Ich war völlig außer Atem danach.) „Mit 'ner Frau, Nick! Du hast mit einer Frau rumgemacht!" Uli windet sich angeekelt und kann sich gar nicht beruhigen. „Ach komm, Uli, was soll das Theater? Ich denke, du magst Klara? Und Katharina, meine große Ziehtochter, die magst du doch auch?"
    „Ach - das ist doch was ganz anderes! Die sind doch echt nett und ungefährlich, aber ..." er beugt sich vor und kneift schon wieder die Augen zusammen, als bräuchte er 'ne Brille; meinen Arm ziehe ich hastig zurück, damit er den nicht wieder umklammern kann. Ich hab' bestimmt schon blaue Flecken von seinem hektischen Kneten eben. „Du hast doch hoffentlich 'n Pariser übergezogen? Es gibt da so schrille Weiber, die wollen bloß ein Kind und sie sagen, sie nehmen die Pille oder haben diese komische Geschichte da stecken, diesen Kreisel oder was weiß ich ..." „Spirale heißt das", sage ich entnervt, „Mein Gott, Uli, wo hast du bloß diese abartige Kacke her? Das ist doch nicht auf deinem Mist gewachsen, oder? Ich glaube, du liest immer den ganzen Scheiß in diesen grässlichen Zeitschriften in irgendwelchen Wartezimmern ... im übrigen hat Denise an alles gedacht. Sie hat mich anständig angezogen und dann legte sie los!" Ich muss grinsen, wenn ich an meine Angst vorher denke. Sooo schlimm war's gar nicht.
    Uli schüttelt immer wieder den Kopf und starrt mich leer an. Ich warte geradezu darauf, dass er noch anfängt, vor- und zurückzuwippen und sich bereits erste Hospitalismus- Anzeichen an ihm feststellen lassen. Dann sollte ich vielleicht die Ambulanz rufen. Meine Oma wippte nämlich gegen Ende ihrer Spielzeit auch so.
    „Wenn das bloß gut geht", murmelt er jetzt auch noch so dumpf. Echt, genau wie Oma! Ich sehe auf die Uhr und springe auf.

    „Himmel,

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