Olympiareife Nummern
Andreas.
Verflixt. Und wie!
Die Kinder sind bei Renate und Nick fährt Taxi. Verlockend.
„Magst du Coq au vin?", lockt er mich mit der nächsten. „Und mousse au chocolat?"
„Ich komme", tippe ich zurück. Ich bin noch nicht zum
Essen gekommen heute ...
„Halb acht?", fragt er. „Ja", ist meine Antwort.
„GEIL !!!!" steht auf dem Display und ich mieses Stück
fühle nix als Vorfreude.
Feierabend. Im Auto springen meine Gedanken zwischen Nick und Andreas hin und her wie der Zeiger eines Metronoms.
„Bis zum Urlaub, hat er vorgeschlagen", denke ich, „also noch fast anderthalb Wochen ..."
Heute bin ich pünktlich zu Hause.
Nick ist noch nicht wieder mit Lily aus Hamburg zurück.
Katharina ist in der Küche und räumt ihre Teetassen vom Tablett in den Geschirrspüler. Sie geht ziemlich rüde mit den Sachen um. „Ey, lass das Porzellan ganz", sage ich, als ich das Wohnzimmer betrete, „was ist dir denn über die Leber gelaufen?" Sie dreht sich um. Oh, oh, sie ist auf hundertachtzig, ich seh's sofort!
„Kannst du bitte mal nach oben gehen und den Langweiler wecken? Der liegt auf meinem Bett und pennt!" So sauer habe ich sie schon lange nicht mehr gesehen.
„Der ist echt nicht wach zu kriegen", sagt sie empört, „der schläft ein, obwohl ich ..." Obwohl sie was tat, erfahre ich zunächst nicht.
„Das ist wohl Patrick, was?", frage ich kurz darauf, als wir oben in ihrem Zimmer sind und ich den schlafenden Jungen ansehe.
„Hübsch ist er", denke ich, aber ich sage lieber nichts. „Aufstehen, junger Mann", sage ich stattdessen laut und vernehmlich.
„Ha! Das hab' ich auch schon versucht", sagt sie verächtlich und ruckelt an seiner Schulter, was ihn nicht stört, „hier, pass auf!" Sie nimmt ihre Blockflöte und bläst rein. Direkt neben seinem Ohr. Nichts. Ich pfeife nach Arnie, der kurz darauf im Zimmer ist.
„Pass bloß auf, dass er nicht an meine Kommode kommt", sagt Katharina, „sonst gibt's echt Ärger!" Katharinas Kommode ist voller weiblicher Schminkutensilien. Aufgereihte Hundertschaften von Lippenstiften, Na- gellackfläschchen und Parfümflakons lassen einen unwillkürlich an die strategische Aufstellung einer Schlacht denken. Arnies nicht kupierte Rute könnte durchaus für eine Art Waterloo sorgen. Ich packe ihn also gleich am Halsband und nehme Abstand von diesem hochkritischen Möbelstück. „Arnie, horch!", sage ich und der gute Hund spitzt die Ohren. Bei Schlappohren muss man sich das so vorstellen, dass er sie im oberen Bereich, da wo sie knicken, etwas anheben kann - so, als wollte er sie abspreizen. „Wo ist Rudi?", frage ich ihn und er schlägt zuverlässig an mit seiner sonoren Stimme. Patrick zuckt zusammen und sitzt innerhalb von drei Sekunden auf dem Bett. Verwirrt sieht er noch besser aus der Bengel, echt süß! „Na, endlich!", sagt Katharina und ihre Stimme trieft vor Sarkasmus, „ist der junge Herr jetzt ausgeschlafen?"
Ich mache mich mit Arnie davon und gehe runter. Patrick tut mir leid. Sein Blick, den er mir zuwarf, schrie förmlich „lass mich nicht mit ihr allein!" Da muss er durch.
Nick
Der Cafe au lait hat bloß meine Verdauung angeregt. Ist nix mit Latte.
Ich sitze seit fast einer Viertelstunde auf dem Klo. Ob ich mich einfach so davonschleiche? Raus aus dem Bad und weg? Dann kann ich mich in der Uni allerdings nie wieder blicken lassen - unmöglich. Geschweige denn ihr wieder in die Augen sehen. Schade drum, sie hat wirklich schöne Augen ... Außerdem ist's 'ne WG. Mit drei Frauen wohnt sie zusammen. Und alle sind jetzt da und wissen wahrscheinlich, was geplant ist ... Frauen reden immer über so was. Ich habe totalen Bammel.
Komm, Zeidler, reiß dich zusammen. Sei ein Kerl! Was erwartet sie von mir? Soll ich echt mit ihr schlafen? „Ich hab' gar kein Kondom dabei", denke ich und atme kurzzeitig auf. Aber sie womöglich ... 'n vollen Karton, so wie die rangeht! Shit. Nein - Merde!
Langsam wird's peinlich, ich muss jetzt mal raus hier. Starre mich ängstlich im Spiegel an, während ich mir sorgfältig die Hände wasche. Zeit schinden. Jede Sekunde zählt! Nick Zeidler, schwul seit Anbeginn der Zeiten, soll jetzt bei 'ner Frau seinen Mann stehen. Das klappt doch nie. Gehe wieder in die Küche. Drei Augenpaare mustern mich. „Denise ist in ihrem Zimmer", sagt die kleine Rothaarige. Die anderen beiden sehen sich an und grinsen wissend. Ich denke, so fühlt sich also das Lamm, das zur Schlachtbank geführt wird!
Normalerweise würde mir ihr
Weitere Kostenlose Bücher