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Olympos

Titel: Olympos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Simmons
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Männern ist, mit einer Entschu l digung und möglicherweise auch einer Prügelei –, aber vielleicht ist es die feige Seite des Scholikers, die ihn d a zu bringt, Mahnmut hinterherzockeln zu lassen. Der Moravec wird sicher nicht zula s sen, dass Odysseus ihm sämtliche Gli e der einzeln ausreißt, selbst wenn der entführte Grieche j e des Recht dazu haben mag.
    Die Astrogationskuppel besteht aus einem runden Tisch, der inmitten eines Sternenmeeres verankert ist. Drei Stühle sind mit dem Tisch verbunden, aber Odysseus benutzt einen davon nur, um sich selbst zu verankern, indem er die bloßen Füße zw i schen die Stäbe hakt. Wenn die Queen Mab sich um ihre Läng s achse oder Querachse dreht – was sie in den vierundzwanzig a n triebslosen Stunden häufig zu tun scheint –, bewegen sich die Sterne auf eine Weise über die Kuppel, die Hockenberry noch vor ein paar Stu n den dazu gebracht hätte, sich eilends einen Schwerelosigkeitsbe u tel zu suchen, aber jetzt macht es ihm nichts mehr aus. Es ist, als hätte er schon immer im freien Fall gelebt. Und Odysseus scheint es genauso zu gehen, denkt H o ckenberry, denn der Achäer hat drei der neun oder zehn Wei n kalebassen geleert, die mit langen Schnüren am Tisch befestigt sind. Eine davon schnippt er mit den Fingern zu Hockenberry hinüber, und obwohl Hockenberrys M a gen leer ist, kann er den Wein, der ihm als Geste der Versöhnung angeboten wird, nicht ablehnen. Außerdem schmeckt er hervo r ragend.
    »Die Artefaktoiden fermentieren und lagern ihn irgendwo hier in diesem gottlosen Schiff«, sagt Odysseus. »Trink, Kuns t mensch. Du auch, Moravec.« Letzteres gilt Mahnmut, der sich in einen der Stühle hinuntergezogen hat, aber er lehnt das G e tränk mit einem Schütteln seines metallischen Kopfes ab.
    Hockenberry entschuldigt sich dafür, dass er Odysseus hi n ters Licht geführt und zu der Hornisse gebracht hat, sodass die M o ravecs ihn schanghaien konnten. Odysseus tut die Entschuld i gung mit einer Handbewegung ab. »Ich habe daran g e dacht, dich zu töten, Sohn des Duane, aber zu welchem Zweck? Offenbar h a ben die Götter es mir bestimmt, auf diese lange Re i se zu gehen, also ist es nicht an mir, dem Willen der Unsterbl i chen zu trotzen.«
    »Du glaubst immer noch an die Götter?«, fragt Hockenberry und trinkt einen großen Schluck von dem starken Wein. »Selbst nac h dem du gegen sie Krieg geführt hast?«
    Der bärtige Kriegsplaner runzelt die Stirn, lächelt dann und kratzt sich die Wange. »Manchmal mag es schwierig sein, an seine Freunde zu glauben, Hockenberry, Sohn des Duane, aber man muss immer an seine Feinde glauben. Vor allem, wenn man das Privileg genießt, die Götter zu seinen Feinden zu zä h len.«
    Sie trinken eine Minute schweigend. Das Schiff rotiert ein weit e res Mal. Helles Sonnenlicht löscht einen Moment lang die Sterne aus, dann dreht sich das Schiff erneut in seinen eigenen Scha t ten, und die Sterne kommen wieder hervor.
    Der starke Wein trifft Hockenberry wie eine warme Woge. Er ist froh, am Leben zu sein – er hebt die Hand an seine Brust und b e rührt nicht nur das QT-Medaillon dort, sondern auch die dünne Linie der verschwindenden Narbe unter seinem Chiton –, und ihm wird bewusst, dass er nach seinen zehn Jahren unter den Griechen und Trojanern nun zum ersten Mal mit einem der richt i gen Helden, einer der Hauptfiguren der Ilias, plaudert und Wein trinkt. Wie seltsam, nachdem er so viele Jahre lang Lehrveransta l tungen über die Ilias abgehalten hat.
    Die beiden Männer unterhalten sich eine Weile über die G e schehnisse, die sie miterlebt haben, kurz bevor sie von der Erde und vom Fuß des Olymps verschwunden sind – über das Loch zwischen den Welten, das sich geschlossen hat, über den einseit i gen Kampf zwischen den Amazonen und Achilles ’ Männern. Odysseus ist überrascht, dass Hockenberry so viel über Penth e silea und die anderen Amazonen weiß, aber Hockenberry hält es nicht für nötig, dem Krieger zu erzählen, dass er bei Vergil von ihnen gelesen hat. Die beiden Männer spekulieren darüber, wie schnell der wirkliche Krieg weitergehen wird und ob es den Achäern und Argeiern unter Agamemnons Führung schließlich gelingen wird, die Mauern Trojas zum Einsturz zu bringen.
    »Mag sein, dass Agamemnon Ilium mit nackter Gewalt zerst ö ren könnte«, sagt Odysseus, den Blick auf die kreisenden Sterne gerichtet, »aber wenn es ihm trotz aller Gewalt und zahlenmäß i gen Überlegenheit nicht gelingt,

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